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Ihr Vater war ihr Mentor: Geraldine Chaplin wird 80

An der Seite ihres Vaters Charlie Chaplin hat sie ihren ersten Filmauftritt. Inzwischen stehen mehr als 150 in ihrer Vita. Nun wird Geraldine Chaplin 80 und immer noch nach ihrem Vater gefragt.
Geraldine Chapline wird 80
Geraldine Chaplin wird 80
Geraldine Chaplin wird 80
Geraldine Chaplin visits the Charlie Chaplin museum

Ihre erste Rolle übernahm Geraldine Chaplin bereits im zarten Alten von acht Jahren. In dem Melodram «Rampenlicht» hatte sie einen kleinen Auftritt als Balletttänzerin. Regisseur und Star des Films «Limelight» (Originaltitel) war ihr berühmter Vater. Charlie Chaplin prägte Geraldines Karriere, ihre Arbeitseinstellung und ihr Leben. Bis heute wird sie auf ihn angesprochen, obwohl Geraldine Chaplin schon früh aus dem Schatten der Filmlegende getreten ist. Am 31. Juli wird die renommierte britische Schauspielerin 80 Jahre alt.

Mit dem Altern hadert Chaplin, die eine Vorliebe für bunte Kleidung hat, schon länger. «Seit ich 50 bin, sehe ich, dass der Tod auf mich wartet, hungrig», sagte sie im vergangenen Jahr dem Magazin «Interview». «Und deshalb wache ich jeden Morgen auf und denke: Oh, für den Moment bin ich immer noch hier!» Und sie steht weiter vor der Kamera.

Große Rollenvielfalt und Mut

Mehr als 150 Rollen übernahm Chaplin in ihrer langjährigen Karriere bisher. Im vergangenen Jahr kamen zwei weitere dazu. So wirkte sie in Robert Schwentkes «Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben» und Jessica Woodworths «Luka» mit. Auch im Fernsehen war sie zuletzt häufiger zu sehen, unter anderem in «The Crown», der populären Netflix-Serie über das britische Königshaus.

Bei ihrer Rollenauswahl, die unterschiedlichste Genres umfasst, bewies Geraldine Chaplin gelegentlich Mut. Im Drama «Sand Dollars» von 2014 spielte sie mit rund 70 Jahren eine Sextouristin, die sich in der Dominikanischen Republik in eine 19-Jährige verliebt. In einer Szene stand sie sogar nackt vor ihrer deutlich jüngeren Filmpartnerin. «Es hat mich große Überwindung gekostet, weil ich so alt bin», sagte sie der «Welt am Sonntag». «Ist doch klar.»

«Doktor Schiwago» macht sie berühmt

Geboren wurde Geraldine Leigh Chaplin 1944 im kalifornischen Santa Monica. Ein Jahr zuvor hatte Charlie Chaplin die deutlich jüngere Darstellerin Oona O'Neill geheiratet. Es war seine vierte Ehe. Er war damals 54, sie erst 18. Das Paar bekam noch sieben weitere Kinder. Nachdem Charlie Chaplin wegen angeblicher Sympathie für den Kommunismus nach einem Urlaub in Europa die Wiedereinreise in die USA verwehrt wurde, ließ sich die Familie in der Schweiz nieder.

Geraldine Chaplin absolvierte ein Studium an der Royal Ballet School in London, entschied sich dann aber - gegen den Willen ihres Vaters - für eine Karriere als Schauspielerin. Einem großen Publikum bekannt wurde sie 1965 als Tonja in David Leans Filmepos «Doktor Schiwago». Die Rolle brachte ihr eine Nominierung für einen Golden Globe als Beste Nachwuchsschauspielerin ein. Im letzten Film ihres Vaters, «Die Gräfin von Hongkong», hatte sie 1967 neben drei ihrer Geschwister einen kleinen Auftritt.

Spanien statt Hollywood

Statt nach Hollywood zog es sie allerdings nach Spanien, wo sie den Regisseur Carlos Saura kennenlernte. Zwölf Jahre waren die beiden ein Paar. Chaplin spielte in mehreren von Sauras Filmen mit, darunter «Anna und die Wölfe» (1973) und «Elisa, mein Leben» (1977). 1974 kam der gemeinsame Sohn Shane zur Welt. Nach der Trennung von Saura 1979 kam sie mit dem Kameramann Patricio Castilla zusammen, mit dem sie seit 2006 verheiratet ist. Aus der Ehe ging Tochter Oona hervor, die ebenfalls Schauspielerin ist.

Dass sie zweisprachig aufwuchs und weitere Sprachen fließend beherrscht, kam Geraldine Chaplin in ihrer Karriere häufig zugute. Sie drehte Filme in englischer, spanischer, französischer und italienischer Sprache. «Man sagt mir, ich klänge völlig anders in Französisch als in Englisch», erzählte sie dem «Interview»-Magazin. «In Spanisch habe ich einen leichten Akzent. Aber in Französisch, da verändert sich meine Stimme. Es wird in gewisser Weise eine französische Stimme.»

Ihr berühmter Vater ist immer ein Thema

Eine der vielen französischen Produktionen, für die Geraldine Chaplin vor der Kamera stand, war «Balduin, der Sonntagsfahrer» (1971), einer der schwächeren Filme von Filmlegende Louis de Funès. Frankreichs Kultkomiker sagte damals über seine Co-Darstellerin: «Ich fühle mich geschmeichelt, mit der Tochter von (Charlie) Chaplin zu drehen. Sie ist sehr seriös. Sie ist ein Kind des Showbusiness.»

Wann immer über sie oder mit ihr gesprochen wurde, so schien es, war auch ihr Vater ein Thema. Gestört hat es sie nicht. Auf die Frage, ob sie in Erwägung gezogen habe, den Namen Chaplin abzulegen, antwortete sie im «Welt Online»-Interview: «Wie bitte? Ich habe den Namen so oft ich konnte benutzt und ausgebeutet.» Und weiter: «Ohne den Namen wäre ich nichts geworden, da hätte mich keiner gewollt. Nur der Name hat mir die Türen geöffnet.»

Immer wieder kommt Geraldine Chaplin auch selbst auf den einflussreichen Filmstar und Regisseur zu sprechen, der als Vater sehr streng gewesen sei. «Ich bete Charlie Chaplin an, nicht meinen Vater», sagte sie «Brigitte Wir». «Als ich zur Welt kam, war er schon Mitte 50. Ich kannte einen älteren Herren mit grauen Haaren, mit dem ich mir seine Filme anschaute - und darin spielte dieser junge, wunderschöne Mann.»

Filmrolle als ihre eigene Großmutter

1992 verfilmte Richard Attenborough das Leben von Charlie Chaplin mit Robert Downey Jr. in der Titelrolle und vielen anderen Stars. In «Chaplin - Das Leben der unsterblichen Filmlegende» übernahm auch Geraldine Chaplin einen Part. Sie spielte ihre eigene Großmutter Hannah. «Es war schwierig, diesen Wahnsinn darzustellen», sagte sie über diese persönliche Rolle. «Sie war keine unkontrollierte Verrückte. Es war eine sanfte Art von Wahnsinn.»

Heute lebt Chaplin abwechselnd in Spanien und der Schweiz. Als sie im vergangenen Jahr bei der Berlinale nach einem Tipp für Nachwuchsschauspieler gefragt wurde, riet sie: «Am Ball bleiben.» Denn das habe sie von ihrem Vater gelernt. Charlie Chaplin habe schließlich auch nie aufgegeben. «Mein Vater war der einzige Mentor, den ich jemals hatte», sagte sie, «und er war ziemlich gut».

© dpa ⁄ Philip Dethlefs, dpa

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