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Hallervorden äußert sich zu Antisemitismusvorwürfen

Dieter Hallervorden postete ein Video und löste damit ein breites Medienecho aus. Online bekommt er viel Zuspruch - aber auch Antisemitismusvorwürfe werden laut.
Dieter Hallervorden
Dieter Hallervorden hat mit seinem Video zum Gaza-Krieg für Aufsehen gesorgt. © Hannes P. Albert/dpa

Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden hat auf Antisemitismusvorwürfe wegen seines Videos zum Krieg in Gaza reagiert. «Ich bin davor gefeit, irgendwie in diese Ecke gedrängt zu werden - nur weil ich Kritik geäußert habe - ein Antisemit zu sein», sagte der 88-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Ich bin aufgewachsen als Enkel eines Großvaters, der eine Synagoge vor der Brandschatzung bewahrt hat und dafür bitter bestraft worden ist.»

Er bezeichnete sich als einen politischen Menschen, aber nicht als Nahostexperten. «Ich habe gewusst, dass ich natürlich da nicht auf Gegenliebe von allen Seiten treffen werde, aber das war mir egal.» Er habe sich nichts vorzuwerfen.

Hallervorden war bei einer Veranstaltung des Bundesverbandes Kinderhospiz, für den er bereits seit Jahren als Botschafter tätig ist. «Ich kann mich nicht hier für das Kinderhospiz engagieren und den Hilferuf von Kindern, die im Gazastreifen täglich sterben, verweigern.»

Apartheid, Völkermord und Propagandavideos der Hamas

Im dreiminütigen Video, das Hallervorden am Dienstag auf Instagram und Facebook postete, spricht er in einem Gedicht im Zusammenhang mit Israels Politik von Apartheid und Völkermord. Er forderte eine Feuerpause und eine Freilassung «aller Geiseln». Den Text schrieb er gemeinsam mit dem umstrittenen Liedermacher und ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Linken, Diether Dehm. Zur Untermalung seiner Aussagen nutze Hallervorden auch Propagandavideos der Hamas und Ausschnitte des katarischen Nachrichtensenders Al-Jazeera. Er bezeichnete sein Video als «Aufruf zu Frieden».

So sagt er konkret etwa über einen Vater aus Gaza, dessen Kind getötet wurde: «Soll ich diesem Vater empfehlen, so cool wie ein Talkgast zu sein, sich bloß in keinem Wort zu verfehlen, das antisemitisch erscheint?» Über die deutsche Politik sagt er: «Sie geloben Apartheid die Treue, von Ampel bis AfD.» Der Apartheidsbegriff ist im Zusammenhang mit Israel ideologisch heftig umstritten. Auch Waffenlieferungen an Israel kritisiert er und fragt: «Und das soll kein Völkermord sein?»

Kritik von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, kritisierte Hallervorden am Mittwoch auf X (ehemals Twitter). Er warf ihm vor, im Video kein anti-israelisches Klischee auszulassen und Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben. So sagt Hallervorden im Video etwa auch: «Grausamkeiten haben zumeist Vorgeschichten. Und kein Mensch wird als Terrorist geboren.» Der Zentralrat der Juden hat sich auf Anfrage der dpa zunächst nicht zu Hallervordens Video äußern wollen. Das Video war auch Thema im Abgeordnetenhaus am Donnerstag. Es ging unter anderem darum, ob Hallervorden zum nächsten Hoffest eingeladen werde.

Bereits vor einigen Wochen hatte der Schauspieler und Berliner Theaterleiter einen Beitrag auf Instagram geteilt, in dem er sich gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu positionierte und die deutsche Regierung aufforderte, sich für ein Ende des Krieges zwischen Israel und der Hamas einzusetzen.

Am 7. Oktober hatte die im Gazastreifen herrschende Terrororganisation Hamas Israel überfallen, mehr als 1200 Menschen massakriert und etwa 240 Menschen als Geiseln verschleppt. Daraufhin leitete Israel einen Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen ein. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der Toten in Gaza zuletzt auf rund 33.800.

Hallervorden ist Leiter des Schlosstheaters in Berlin und hat sich vor allem als Kabarettist und Schauspieler in Film und Fernsehen über die Jahrzehnte einen Namen gemacht. In den Siebzigern wurde er etwa mit der Reihe «Nonstop Nonsens» bekannt, 2014 spielte er an der Seite von Til Schweiger im Kinofilm «Honig im Kopf» mit.

© dpa
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