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Trotz Wellbrocks Tief: Beste Schwimm-Bilanz seit 2008

Lukas Märtens und Isabel Gose erfüllen sich in Paris Kindheitsträume. Teamkollege Florian Wellbrock erlebt einen sportlichen Alptraum. Eine Debatte begleitet die stimmungsvollen Olympia-Wettkämpfe.
Paris 2024 - Schwimmen
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Olympiasieger Lukas Märtens will ins Disneyland, Bronze-Gewinnerin Isabel Gose freut sich auf Sightseeing in Paris. Die deutschen Medaillenschwimmer schalten vom Leistungs- in den Touristenmodus. Märtens und Gose bescherten dem Team des Deutschen Schwimm-Verbandes bei den Spielen in Paris die stärkste Bilanz im Olympia-Becken seit Peking 2008, als Britta Steffen zweimal Gold gewann. Im deutschen Haus ließ sich Märtens euphorisch feiern, hatte Tränen in den Augen. Auf der Tribüne seines Herzensclubs 1. FC Magdeburg wurde er mit einem riesigen Banner gewürdigt. Sein Triumph über 400 Meter Freistil wirkt nach.

Märtens, der als erster deutscher Mann seit 1988 Olympia-Gold im Beckenschwimmen gewann, und seine Ex-Partnerin Gose belohnten sich in der Stimmungs-Hochburg La Défense Arena für jahrelange harte Arbeit und viele Tausend Trainingskilometer. Teamkollege Florian Wellbrock erlebte dort am Abschlusswochenende der Beckenwettbewerbe dagegen einen sportlichen Alptraum.

Bundestrainer nach Wellbrocks zweitem Vorlauf-Aus «sehr betroffen»

Der einstige Medaillensammler brach in seinem Vorlauf über 1500 Meter Freistil völlig ein und schied wie schon über 800 Meter frühzeitig aus. Sprechen wollte er danach erst einmal nicht. Wellbrock ging nicht den üblichen Weg durch die Interviewzone, sondern nahm eine Abkürzung und verschwand. In Tokio hatte er 2021 noch Bronze gewonnen, nun fand das große Finale auf der längsten Beckendistanz ohne ihn statt. 

Der Schock saß tief - nicht nur bei Wellbrock. «Ich bin sehr betroffen davon, das muss man so sagen», sagte Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn. «Weil ich natürlich auch an meiner Arbeit dann zweifle und das infrage stelle.»

In Berkhahns Magdeburger Team hat Wellbrock eine Führungsrolle. Sechsmal WM-Gold hat der 26-Jährige gesammelt, ist Olympiasieger im Freiwasser. Andere Sportler schauen zu ihm auf. «Flo ist auch ein wichtiger Teil ihrer Leistung. Er ist auch ein wichtiger Teil von Lukas' Leistung», sagte Berkhahn mit Blick auf Gose und Märtens. Nun musste Wellbrock, der in Topform auch zu den Favoriten im olympischen Freiwasserrennen am Freitag zählen würde, von seinen jüngeren Teamkolleginnen und Teamkollegen getröstet werden. «Gerade, wenn es um Flo geht, nimmt mich das schon sehr mit», sagte Gose.

Gose freut sich auf Abstand von der Schwimmhalle

Sie selbst präsentierte sich in Paris in Topform. Schon bei den Weltmeisterschaften im Februar hatte die Freistilspezialistin drei Podestplätze geholt. Damals hatten jedoch starke Konkurrentinnen gefehlt. Nun war die komplette Weltelite dabei und Gose bewies mit ihrem ersten Olympia-Podestplatz über 1500 Meter, dass sie dazugehört.

Im Wissen um das Erreichte konnte die 22-Jährige ihren fünften Rang zum Abschluss über 800 Meter gut verkraften. Gose freute sich auf Termine mit «Medaille um den Hals» und sagte lachend: «Ich möchte jetzt erstmal ein bisschen rauskommen, ein bisschen Abstand gewinnen von hier, von dieser Schwimmhalle.»

Macron ist Zeuge bei Marchand-Festspielen

Diese Schwimmhalle, die eigentlich ein Rugby-Stadion ist, wurde in den Olympia-Tagen zur emotionalen Party-Hochburg. Ob bei Vorläufen oder Finals: Immer war die Stimmung, die Märtens so bisher nach eigenen Angaben nur aus Fußballstadien kannte, prächtig. Niemand prägte die Atmosphäre so sehr wie Léon Marchand.

Wenn der Franzose die Halle betrat, tobten mehr als 15.000 Fans. Angefeuert von «Allez León»-Sprechchören schwamm der 22-Jährige zu vier Einzel-Goldmedaillen. Als erster Athlet krönte er sich zum Olympiasieger im Brust- und Schmetterlingsschwimmen. Auch Staatschef Emmanuel Macron ließ sich die Marchand-Festspiele nicht entgehen, war bei Gold über 200 Meter Lagen dabei.

Doping-Diskussionen halten an

Neben der beeindruckenden Atmosphäre war auch die Doping-Debatte um chinesische Schwimmer ein ständiger Begleiter der Wettkämpfe. In Deutschland kochte das Thema vor allem nach Angelina Köhlers viertem Platz über 100 Meter Schmetterling erneut hoch.

Die chinesische Bronzegewinnerin Zhang Yufei steht auf einer von der ARD veröffentlichten Liste von 23 Schwimmerinnen und Schwimmern, die bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden waren, aber nicht gesperrt wurden. Kern der Recherche ist ein nicht veröffentlichter Untersuchungsbericht der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada - nach ARD-Angaben verifiziert über mehrere Quellen.

«Sie hat jetzt erstmal die Medaille, und die hat sie auch erstmal verdient. Es gilt die Unschuldsvermutung. Aber es hat einen bitteren Beigeschmack und ich hoffe, dass da noch was kommt», sagte Köhler. Zhang Yufei selbst hatte zuletzt die Hoffnung geäußert, dass ihre internationalen Konkurrentinnen an ihre Unschuld glauben.

© dpa ⁄ Thomas Eßer und Jörg Soldwisch, dpa
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