Florian Wellbrock nahm nach der nächsten großen Enttäuschung eine Abkürzung. Der Freistilschwimmer ging nicht den üblichen Weg durch die Interviewzone der La Défense Arena, sondern verschwand erst einmal. Als Olympia-Bronzegewinner von Tokio gestartet, schied der 26-Jährige über 1500 Meter Freistil im Vorlauf aus. Platz 14 in 15:01,88 Minuten: Wellbrock brach auf seiner eigentlichen Paradestrecke im Becken komplett ein. Vorlaufsieger Daniel Wiffen aus Irland war mehr als 21 Sekunden schneller als er.
«Wir sind im Moment einfach nur ein bisschen fassungslos und traurig, dass das Rennen so verlaufen ist», sagte Wellbrocks Coach Bernd Berkhahn. «Wir haben eigentlich alle dran geglaubt. Auch der Flo hat dran geglaubt, dass er richtig was drauf hat.»
Der Langstrecken-Bundestrainer aus Magdeburg erklärte zudem: «Ich bin sehr betroffen davon, das muss man so sagen. Weil ich natürlich auch an meiner Arbeit dann zweifle und das infrage stelle.» Berkhahn hat einen Ruf als Erfolgstrainer auf den langen Distanzen. Unter anderen Olympiasieger Lukas Märtens und Bronzegewinnerin Isabel Gose trainieren bei ihm.
Form sollte eigentlich stimmen
Schon über 800 Meter hatte Wellbrock das Finale verfehlt, sich anschließend aber weiter zuversichtlich gegeben. Bei den Weltmeisterschaften im Februar war ihm das schon einmal passiert. Über 1500 Meter feierte er dann ein starkes Comeback und holte Silber. Diesmal klappte das nicht. Die Olympischen Spiele 2024 enden ohne Edelmetall für Wellbrock im Becken.
Dabei war der gebürtige Bremer nach Aussage seines Coaches eigentlich in guter Verfassung gewesen. «Die Form ist immer noch gut, alles prima», hatte Berkhahn in der Vorbereitung des 1500-Meter-Rennens noch gesagt. Warum es dennoch ein solcher Auftritt wurde, ist ein Rätsel. «Das passt alles nicht zusammen. Das kriege ich nicht zusammen», sagte Berkhahn.
Der zweite deutsche Starter Sven Schwarz schwamm in 14:51,97 Minuten deutlich schneller als Wellbrock. Für das Finale reichte es aber auch bei ihm nicht. Nach dem Rennen klatschten sich die beiden noch kurz im Wasser ab. Auf die Frage, ob er wisse, was bei Wellbrock los sei, sagte Schwarz: «Der Respekt ist groß. Dazu kann ich jetzt nichts sagen. Wir haben uns nicht unterhalten, da war keine Zeit für. Das kann jedem mal passieren.»
Für Wellbrock sind die Olympischen Spiele auch nach seinem letzten Auftritt im Becken noch nicht vorbei. Im Freiwasser will der Olympiasieger von 2021 in Tokio in der kommenden Woche um die Medaillen schwimmen. Zunächst muss er sich aber von einem großen Rückschlag erholen.