Alexander Zverev kann auf seinen «Gänsehautmoment» hoffen. Sein Traum vom zweiten Olympia-Gold und der Fahnenträger-Ehre droht nun offenbar doch nicht an seinem Ausrutscher in Wimbledon zu zerbrechen. Sein älterer Bruder Mischa Zverev (36) gab Entwarnung.
Das linke Knie sei, wie vorübergehend befürchtet, doch nicht schlimmer lädiert als gedacht, so das Ergebnis einer weiteren Untersuchung. Sogar eine Teilnahme beim Sandplatzturnier in seiner Heimatstadt Hamburg in der kommenden Woche sei «auf dem Plan», teilte Bruder und Manager Mischa Zverev auf dpa-Anfrage mit. Der Goldmedaillengewinner von Tokio kann wohl doch für Paris planen. Bei der Eröffnungsfeier am 26. Juli möchte Zverev als Fahnenträger am liebsten die deutsche Delegation von mehr als 450 Sportlern anführen.
Zverev im Kandidatenrennen mit Dennis Schröder
«Man fühlt sich ein bisschen wie der Kapitän der Mannschaft. Das ist der Gänsehautmoment überhaupt. Einen besseren Moment kann es im Sport nicht geben», schwärmte der 27-Jährige in der «Sport Bild». Er hat sich für eine Rolle ins Spiel gebracht, in der auch Basketball-Nationalmannschaftskapitän Dennis Schröder gern Hauptdarsteller wäre. Zverev erklärte: «Für mich ist es die größte Ehre, die man im Sport haben kann, wenn man nominiert wird, eine ganze Mannschaft und somit ein ganzes Land in die Spiele zu führen.»
Einen Tag nach der Eröffnungsfeier geht der olympische Tennis-Wettbewerb los, bei dem Zverev wie vor drei Jahren triumphieren möchte. Noch am Dienstag drohte der Traum zu platzen, als sein Bruder ein düstereres Szenario andeutete. Es bestehe der Verdacht auf etwas Schlimmeres, hatte der beim Streaming-Anbieter Prime gesagt.
In London sei dem Weltranglisten-Vierten am Dienstag bei einem weiteren Arztbesuch etwa 40 Milliliter Flüssigkeit und Blut aus dem Knie entnommen worden. «Wenn es eine Fraktur ist im Knochen oder ein Haarriss oder was auch immer, dann muss man schauen, wie lange es dauert. Aber dann ist Olympia in Gefahr», hatte Mischa Zverev erklärt.
«So viel größer als alles andere im Sport»
Nun bleibt alles so, wie der deutsche Topspieler nach seinem Achtelfinal-Aus in fünf Sätzen in Wimbledon gesagt habe, teilte Mischa Zverev mit. Am Montag war die Nummer vier der Welt stark beeinträchtigt von Schmerzen im linken Knie in Wimbledon in fünf Sätzen gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz ausgeschieden.
Als Diagnose nannte der gebürtige Hamburger ein Knochenödem und eine Zerrung in der Kapsel. Für Paris werde er bereit sein, stellte er klar: «Paris möchte ich gewinnen». In Hamburg könnte er sich dafür nach der Rasensaison wieder auf Sandplatztennis einstellen.
Welchen besonderen Stellenwert die Olympischen Spiele für ihn haben, hat Zverev immer wieder fast gebetsmühlenartig betont. Vor drei Jahren bei den Spielen in Japan verewigte er sich in der deutschen Tennis-Historie mit einem Erfolg, den selbst Boris Becker oder Michael Stich nicht erreicht hatten. «Ich kann es mit nichts vergleichen. Das ist so viel größer als alles andere im Sport», sagte Zverev damals.