Kameras filmen nahezu jeden Schritt, es gibt größere Popularität und auch wieder Kritik: Die Radteams der Tour de France haben sich auch im dritten Jahr nacheinander von Netflix begleiten lassen. «Radsport ist sexy», sagte Ralph Denk, Teamchef von Red Bull. «Ich will nicht sagen, dass es nur von Netflix ist, aber unser Sport wächst und wird größer.»
Vor kurzem kündigte der Streaming-Anbieter die Veröffentlichung der dritten Staffel von «Tour de France: Im Hauptfeld» an. «Alleine, dass sich Netflix hierfür interessiert, zeigt doch, dass der Sport sexy ist», sagte Denk.
Für Teams nicht immer angenehm
Für die Teams ist es zwar nicht neu, dass viele Kameras auf sie gerichtet sind. Allerdings ist Netflix noch näher dran. Sie begleiten die Profis bei den Besprechungen im Teambus, sind bei den Fahrern daheim oder filmen die Massagen und Abendessen im Hotel.
Netflix begleitet nicht alle Teams, der deutsche Red-Bull-Rennstall ist aber auch dieses Jahr wieder dabei. «Natürlich ist das für unsere Mitarbeiter nicht immer angenehm. Aber auf der anderen Seite fragen Mitarbeiter jedes Jahr nach Lohnerhöhungen», sagte Denk. «Unsere Einnahmen sind zu 95 Prozent Sponsoren. Wenn ich mehr Sponsoren habe, weil wir interessanter sind, dann können wir gerne Lohnerhöhungen geben.»
Es gibt Geld für die Teams. Im vergangenen Jahr war von etwa 50.000 Euro pro Rennstall die Rede, der Veranstalter ASO und das französische Fernsehen sollen das Fünffache erhalten. «Das ist nicht der Rede wert, was wir als Aufwandsentschädigung bekommen. Aber die Reichweite ist das, wo wir indirekt partizipieren», sagte Denk. Der Streaming-Riese selbst veröffentlicht auf Anfrage keine Zahlen zu den Zugriffszahlen und damit dem Erfolg der Serie.
Kritik von Fahrern
In der ersten Staffel stand der belgische Radprofi Wout van Aert im Mittelpunkt. Mit seiner Darstellung soll er nicht zufrieden gewesen sein, in der zweiten Auflage der Serie kam er kaum vor. «Ich verstehe, dass es für die Leute sehr unterhaltsam ist, besonders außerhalb des Radsports», sagte der 29-Jährige zuletzt. «Aber wenn man sich mit dem Radsport beschäftigt, weiß man viel besser, wie die Dinge wirklich gelaufen sind. Dann ist es manchmal frustrierend, dass sie nicht genug Kontext zu einigen Geschichten liefern», kritisierte der neunmalige Tour-Etappensieger.
Nach Veröffentlichung der zweiten Staffel reagierte das britische Ineos-Team missmutig. «Ich wurde als der böse Typ dargestellt», wurde der Brite Tom Pidcock im Juni vom Portal «Cyclingnews» zitiert. Die Serie suggerierte Spannungen zwischen ihm und dem Teamkollegen Carlos Rodriguez. Der Spanier bekräftigte das gute Verhältnis der beiden Fahrer. «Ich hoffe, dieses Jahr geht es bei Netflix nicht mehr um uns», schob der einmalige Tour-Etappensieger Rodriguez hinterher.