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Karabatic kommt ein letztes Mal «nach Hause»

In Kiel reift Nikola Karabatic zum Welthandballer. Das Duell mit der DHB-Auswahl am Samstag ist sein letztes auf deutschem Boden. Nach Olympia heißt es Dortmunder Wand statt Pariser Parkett.
Nikola Karabatic
Abschiedstour: Frankreichs Handball-Star Karabatic hat viel vor. © Tom Weller/dpa

Mit Ehefrau Geraldine und Sohn Alek spricht Frankreichs Nationalheld Nikola Karabatic oft über seine Zeit in Deutschland. Die Jahre beim THW Kiel mit vier Meistertiteln und drei Siegen im DHB-Pokal gehen dem bislang erfolgreichsten Handballer der Geschichte einfach nicht aus dem Kopf. Mit der Équipe Tricolore kehrt Karabatic nun ein letztes Mal in das Land zurück, in dem er zum Welthandballer reifte. «Es ist bisschen wie nach Hause kommen», sagte der 40-Jährige vor dem Duell mit der DHB-Auswahl am Samstag.

Das Testspiel gegen Deutschland in Dortmund ist für Karabatic der Beginn einer emotionalen Abschiedstour. Denn nach den Olympischen Spielen daheim ist endgültig Schluss. «Ich habe keine Angst. Ich habe Lust auf diesen Tag nach meiner Karriere, wenn es alles stoppt. Zu sehen, wie der Alltag ohne Wettkampf ist», sagte Karabatic über sein neues Leben, das bestenfalls erst nach dem Finale am 11. August beginnen soll. Als Europameister zählen die Franzosen zu den Topfavoriten auf Olympia-Gold im eigenen Land. 

Vitrine quillt über

Abschiedsschmerz verspürt Karabatic, der sich einst versprochen hatte, «der beste Handballer der Welt» zu werden, nicht. «Es ist eine Befreiung, wenn man weiß, dass danach Schluss ist. Denn als Profisportler denkt man immer an das nächste Spiel, den nächsten Wettbewerb, man setzt sich selbst unter Druck», berichtete der Rückraumspieler, der seine Vereinskarriere bei Paris Saint-Germain schon im Mai beendet hatte.

Die Erfolgsgeschichte des 1,96 Meter großen Modellathleten liest sich wie ein Handball-Märchen. In mehr als zwei Jahrzehnten brachte Karabatic dreimal Olympia-Gold mit nach Hause, hinzu kommen je vier Titel bei Welt- und Europameisterschaften. Zu den Erfolgen mit dem Nationalteam gesellten sich 21 Meistertitel und drei Champions-League-Triumphe. Der Trophäenschrank quillt eigentlich über. Platz für ein viertes Olympia-Gold würde Karabatic aber sicherlich noch finden.
 

Bayern, Super Bowl und «diese Wand»

Dass seine Karriere nun auf der größten Sportbühne der Welt im eigenen Land endet, klingt fast schon kitschig. «Ich kann nicht sagen, dass ich davon geträumt habe, Olympia zu Hause zu spielen. Weil das passiert vielleicht einmal in 100 Jahren. Ich dachte immer: Scheiße, Olympia ist in Paris, wenn ich 40 bin und ich verpasse es. Aber jetzt bin ich glücklich, dass ich mit 40 noch da bin», sagte Karabatic ungläubig. 

Wie sein «zweites Leben» nach dem Karriereende genau aussehen wird, das weiß der Handball-Oldie noch nicht. «Ich will erstmal einiges erleben», sagte Karabatic und sprach von einem Spiel des FC Bayern München in der Allianz Arena, «dieser Wand» bei Borussia Dortmund oder einem Besuch beim Super Bowl. «Ich will einfach ein bisschen Freizeit haben und meine Freunde in ganz Europa besuchen», kündigte der dreimalige Welthandballer an und stellte klar: «Ich will nicht sofort Trainer, Manager oder Präsident werden.»

Wolff verneigt sich

Karabatic' besten Handball-Jahre sind längst vorbei. Sein sportliches Erbe ist riesig, auch wenn er nicht immer geliebt wurde. Manchmal duldeten ihn die Fans und seine Mitspieler auch nur. Als ein Gericht den Handballer und seinen Bruder Luka 2017 nach einem jahrelangen Verfahren wegen eines Wettskandals zu jeweils zwei Monaten Haft auf Bewährung und 10.000 Euro Geldstrafe verurteilte, bröckelte das Bild des Superstars. Die Vorwürfe hatten die Brüder stets zurückgewiesen.

Das Schurken-Image haftet Karabatic heute kaum noch an. Vielen haben den Skandal vergessen. Was meist bleibt, ist die Erinnerung an pfeilschnelle Würfe aus dem Rückraum. «Es ist schade, dass der Handball den Größten seiner Geschichte verliert. Es gibt keinen, der den Sport so geprägt hat wie er», adelte DHB-Torhüter Andreas Wolff seinen sieben Jahre älteren Kontrahenten und bescheinigte ihm Legendenstatus «Nach den Olympischen Spielen werden wir alle den Hut ziehen und uns vor diesem außergewöhnlichen Spieler verneigen.» 

© dpa ⁄ Jordan Raza und Eric Dobias, dpa
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