Seine Tränen konnte Martin Schulz nicht verbergen. Der Triathlon-Star war auf der Pariser Brücke Pont Alexandre III aber nicht enttäuscht über das verlorene Gold nach den Erfolgen bei den Paralympics 2016 und 2021. «Bronze gewonnen. Mit ganz dickem Ausrufezeichen», sagte der 34-Jährige und begründete seine Emotionen: «Mein Trainer hat mir während des Rennens keine Rückstände auf die Tafel geschrieben, sondern nur die Namen meiner Freundin und meines Sohnes», erklärte der sichtlich gerührte deutsche Fahnenträger. «Das hat mich zu Bronze gepusht.»
Dazu kommt die Aussicht, dass es für Schulz, der ohne linken Unterarm zur Welt gekommen ist, womöglich in Paris die letzten Paralympics waren. «Ich höre nicht auf», stellte er klar, merkte aber an: «Seit 20 Jahren bin ich im Leistungssport. Seitdem mache ich nichts anders, als mich auf ein neues Highlight vorzubereiten. Ich bin letztes Jahr Vater geworden, damit verschieben sich auch einige Dinge im Leben. Der Sport entwickelt sich weiter. Das ist der Lauf der Dinge. Ich werde jetzt von Jahr zu Jahr schauen.»
Nervige Wasser-Diskussion
Die zuletzt immer wieder aufkommende Diskussion über die Wasserqualität und die Strömung in der Seine wollte Schulz nicht als mögliche Erklärung für Platz drei gelten lassen. «Die Diskussion ging mir auf den Sack, ganz ehrlich gesagt», monierte er. «Schaut euch mal die Kulisse an. Die ist mega gut. Und die Wasserqualität war ja nicht katastrophal. Hier muss keiner Angst haben, dass sich irgendjemand etwas geholt hat. Die Kulisse reißt alles raus.»
Dennoch war Schulz nach dem Schwimmen überraschend nur auf Rang sechs, kämpfte sich auf dem Rad auf Rang eins zurück. «Da bin ich am Limit gewesen. Platz eins nach dem Radfahren hat mich noch mal motiviert. Aber dann sind die zwei Jungs an mir vorbei. Die haben einen super brutalen Job gemacht», erklärte er. Auf der Laufstrecke waren Paralympics-Sieger Chris Hammer aus den USA sowie der Brasilianer Ronan Cordeiro einfach zu stark. «Mit Edelmetall jetzt nach Hause zu fahren, ist der Hammer», betonte Schulz.
Gelhaar läuft zu Silber
Silber sicherte sich zuvor in seiner Klasse Max Gelhaar. Der 26-Jährige, der eine halbseitige spastische Lähmung hat, kam hinter dem Spanier Daniel Molina ins Ziel. Für 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer mit dem Rad und für die fünf Kilometer lange Laufstrecke benötigte er 1:08:43 Stunden. «Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden», betonte der Leipziger.
Nach zwei Disziplinen führte der Deutsche noch. Dann folgte eine Aufholjagd von Molina. «Ich hatte gehofft, nach dem Radfahren hätte ich einen großen Vorsprung vor ihm gehabt. Dem war nicht so. Am Ende habe ich aber nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen», sagte Gelhaar.
Triathlon erst seit anderthalb Jahren
Überraschend Bronze holte sich die sehbehinderte Anja Renner mit Guide Maria Paulig. «Ich habe erst vor anderthalb Jahren mit dem Triathlon angefangen. Es ist überwältigend, dass wir es innerhalb dieser kurzen Zeit geschafft haben», sagte die 38-Jährige.
Auch wenn das erhoffte Gold beim Triathlon fehlte, kündigte Schulz an: «Mit drei Medaillen können wir eine dicke Party im Deutschen Haus machen.»