Glanert zufolge gab es mit dem Aufkommen der Fotografie im 19. Jahrhundert die gleichen Sorgen. «Da hatten Maler Angst, sie könnten arbeitslos werden. Doch sie konnten etwas, was eine Fotografie oder eine KI bis heute nicht können: das Wesen, das Geistige hinter einer Person oder Sache erfassen. Die Fotografie vermag das Äußere abzubilden, nicht aber das Seelische.» Möglicherweise seien die Opernbühne oder der Konzertsaal künftig die einzigen KI-freien Orte.
«Vielleicht bin ich zu naiv, aber ich sehe da keine große Gefahr», betonte Glanert. Zumindest für die Musik, die er schreibe, sei Künstliche Intelligenz keine Bedrohung. «Was an meiner Musik für mich und hoffentlich auch für andere interessant ist, ist das Irreguläre, das Spontane, was nicht auf Algorithmen beruhen kann.» Für Filmkomponisten oder Popkünstler hingegen dürfte es schwerer werden, ihre Musik könnte demnach leichter durch KI generiert werden.
Glanerts aktuelles Werk hat an diesem Samstag in der Semperoper in Dresden Uraufführung - die Oper «Die Jüdin von Toledo» nach dem gleichnamigen Drama von Franz Grillparzer.