Games Music Hörbücher Fitness MyTone Alle Services
vodafone.de

Wolfsgruß-Debatte: Erdogan reist nach Berlin

Der türkische Präsident Erdogan sollte am Samstag eigentlich nach Aserbaidschan reisen. Nun ändert er seine Pläne und will zum EM-Viertelfinale nach Berlin. Grund ist wohl auch die Wolfsgruß-Debatte.
Türkischer Präsident Recep Tayyip Erdogan (Archivbild)
Euro 2024: Österreich - Türkei

Nach der scharfen Kritik am Wolfsgruß-Jubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral wird das EM-Viertelfinale in Berlin zur politischen Bühne. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fliegt kurzfristig in die Hauptstadt zum Spiel am Samstag gegen die Niederlande. Er sagte dafür seine geplante Reise nach Aserbaidschan ab, wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfuhr. Berichten zufolge ist dies auch eine Reaktion auf die Debatte in Deutschland. Beide Nationen bestellten in der Affäre den jeweiligen Botschafter des anderen Landes ein.

«Wir haben den Vorfall heute mit dem türkischen Botschafter in Berlin thematisiert», sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Donnerstag auf dpa-Anfrage. Der deutsche Botschafter in der Türkei war am Mittwoch einbestellt worden. Die Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel. Vorausgegangen waren deutliche Reaktionen aus der Politik beider Länder.

Kritik von der Kurdischen Gemeinde Deutschland

In türkischen Medien hieß es, Erdogan wolle mit seinem Besuch der türkischen Mannschaft den Rücken stärken. Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, forderte die Bundesregierung beim Redaktionsnetzwerk Deutschland auf, Erdogan «nicht den roten Teppich» auszurollen. Der Besuch des Spiels sei wahrscheinlich nicht zu verhindern. Zu der Partie im Olympiastadion (21.00 Uhr/RTL und MagentaTV) werden Tausende türkische Fans erwartet.

Demiral hatte sein zweites Tor beim Sieg im Achtelfinale gegen Österreich am Dienstag in Leipzig mit der Geste gefeiert, deren Ursprung einer rechtsextremistischen Bewegung zugeordnet wird. Unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faser kritisierte dies scharf. Die SPD-Politikerin sagte: «Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen.» Auf sportpolitischer Ebene ermittelt die Europäische Fußball-Union UEFA. Die «Bild»-Zeitung berichtete am Donnerstagabend, Demiral sei für zwei Spiele gesperrt worden, laut türkischen Medien dementierte der türkische Verband - bis Freitag sei Zeit, sich vor dem UEFA-Gremium zu verteidigen.

Debatte über Verbot der «Grauen Wölfe»

Das türkische Außenministerium bezeichnete die UEFA-Untersuchung als inakzeptabel. Nicht jede Person, die das Zeichen der «Grauen Wölfe» zeige, könne als rechtsextremistisch bezeichnet werden, hieß es. Der Wolfsgruß sei in Deutschland zudem nicht verboten - und die Reaktionen der deutschen Behörden seien «ausländerfeindlich».

Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung von Erdogan ist. Im Zuge eines erstarkenden Nationalismus haben zuletzt aber auch Vertreter der politischen Mitte das Zeichen genutzt, um etwa Wähler aus nationalistischeren Milieus anzusprechen. 

Ein Beispiel ist der damalige Erdogan-Herausforderer und Mitte-Links-Politiker Kemal Kilicdaroglu im Präsidentschaftswahlkampf 2023. In Deutschland wird die Ülkücü-Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet. Demiral hatte gesagt, dass er mit der Geste nur ausdrücken wollte, dass er stolz sei, Türke zu sein und keine versteckte Botschaft dahinterstecke. 

In Deutschland forderten die Parteien Bündnis Sahra Wagenknecht und Die Linke ein Verbot der «Grauen Wölfe». In vielen EU-Staaten seien die «Grauen Wölfe» zu Recht verboten. «Nur die Bundesregierung schaut weg und will das Problem nicht erkennen», sagte die Bundesgeschäftsführerin der Linken, Katina Schubert, dem «Tagesspiegel». Sevim Dagdelen, außenpolitische Sprecherin der BSW-Gruppe im Bundestag, sagte: «Innenministerin Faeser und die Ampel sollten nicht nur jammern, sondern endlich handeln und die Grauen Wölfe samt Wolfsgruß verbieten, wozu sie unser Antrag auffordert.»

© dpa ⁄ Mirjam Schmitt, Anne Pollmann und Jan Mies, dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Zoe Wees
People news
Darum verbringt Musikerin Zoe Wees den Urlaub gerne zu Hause
Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres 2025 in Chemnitz
Kultur
Marx, Munch und viele Macher: Chemnitz ist Kulturhauptstadt
TV-Ausblicke - Das Erste - Tatort: Verblendung
Tv & kino
«Verblendung»: Stuttgarter «Tatort» ist packendes Popcorn-TV
Vor der Amtseinführung des US-Präsidenten Trump
Internet news & surftipps
Trump mit eigenem Krypto-Coin
Tiktok
Internet news & surftipps
Trump: Werde Tiktok wahrscheinlich 90 Tage Aufschub geben
Tiktok
Internet news & surftipps
Tiktok unterliegt vor Oberstem Gericht der USA
Johannes Thingnes Bö
Sport news
Nach emotionaler Abschiedsankündigung: Bö auf dem Podest
Mann öffnet Brief an einem Briefkasten im Hausflur
Job & geld
Gefälschte Steuerbescheide: So erkennen Sie den Betrug