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Milliardenschweres Sparprogramm und weiter Jobabbau bei BASF

Der größte Produktionsstandort des Konzerns in Ludwigshafen bereitet dem Chemieriesen Sorgen. Der kommende Vorstandschef soll für mehr Profitabilität sorgen.
BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller
Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF SE, spricht bei einer Pressekonferenz des Chemiekonzern BASF . © Patrick Pleul/dpa/Archivbild

Der scheidende BASF-Chef Martin Brudermüller verschärft den Sparkurs beim weltgrößten Chemiekonzern. Bei seiner letzten Präsentation der Jahreszahlen kündigte der 62-Jährige ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen erneuten Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen an. Der größte Produktionsstandort im BASF-Konzern soll neu aufgestellt werden, berichtete Brudermüller am Freitag in Ludwigshafen.

Der alte und auch der neue Vorstand unter Führung von Markus Kamieth werden aber am Standort Ludwigshafen festhalten, versicherte Brudermüller, der nach Ablauf der Hauptversammlung im April das Ruder an seinen Nachfolger übergibt. Ludwigshafen werde zwar kleiner werden, aber auf Sicht der größte Produktionsstandort im Konzern bleiben. Konkret sollen am Sitz des Dax-Konzerns bis Ende 2026 zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro eingespart werden. Wie viele Stellen in Ludwigshafen wegfallen werden, ist noch unklar. Brudermüller schloss auch die Schließung weiterer Anlagen nicht aus.

BASF will Stammwerk neu aufstellen

Das Management soll den größten Produktionsstandort des Konzerns neu aufstellen, wobei vor allem eine größere Profitabilität im Fokus steht. Ein aktuelles Zielbild will das neue Vorstandsteam in der zweiten Jahreshälfte vorlegen. Einsparungen soll es sowohl in der Produktion als auch außerhalb geben. Die Fixkosten sollen durch Effizienzsteigerungen gesenkt und die Produktionskapazitäten dem Markt angepasst werden.

«Die Situation ist ernst, daher schließen wir explizit keine Maßnahmen aus», skizzierte der scheidende BASF-Chef die Lage. Finanzchef Dirk Elvermann sprach von einer schon länger anhaltenden Entwicklung. Von den knapp 112.000 Mitarbeitern waren zuletzt in Ludwigshafen 38.710 beschäftigt, davon zwei Drittel in der Produktion. BASF als größter industrieller Gasverbraucher in Deutschland leidet wie viele Chemieunternehmen unter den relativ hohen Energiepreisen hierzulande.

Die Chemiegewerkschaft IG BCE kritisierte die neuen Einschnitte. Statt einem Sparprogramm nach dem nächsten brauche es Zukunftsinvestitionen und eine klare, nach vorne gerichtete Perspektive, mahnte Gunther Kollmuß, Leiter des IG-BCE-Bezirks Ludwigshafen. «Die Beschäftigten müssen wissen, wohin sich das Unternehmen bewegt.»

Ein Sparprogramm folgt auf das nächste

Bereits 2022 hatte die BASF-Führung wegen verschlechterter Geschäfte und schwierigerer Rahmenbedingungen in Europa ein Sparprogramm angekündigt. Damit sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um insgesamt 1,1 Milliarden Euro sinken. Dazu zählen der Abbau von rund 3300 Jobs weltweit, davon 700 Stellen in der Produktion in Ludwigshafen, sowie die Stilllegung mehrerer energieintensiver Chemieanlagen etwa für Ammoniak.

Schon Ende 2023 seien die Kosten um rund 600 Millionen Euro gesunken, berichteten die Manager. Die restlichen 500 Millionen Euro an Einsparungen aus dem Programm sollen ab 2026 hinzukommen. Insgesamt fielen für das laufende und neue Sparprogramm rund 1,8 Milliarden Euro einmalig an. BASF als größter industrieller Gasverbraucher in Deutschland leidet wie viele Chemieunternehmen unter den relativ hohen Energiepreisen hierzulande.

Auch für das laufende Jahr rechnet der BASF-Vorstand mit keiner deutlichen Besserung. Die Schwäche der Weltwirtschaft aus dem vergangenen Jahr dürfte sich 2024 fortsetzen, sagte Brudermüller. Das Wachstum werde sich voraussichtlich erst im Jahresverlauf etwas verstärken. In Europa bremsten weiter die vergleichsweise hohen Energiepreise und ungünstige Rahmenbedingungen die wirtschaftliche Entwicklung.

Festhalten an umstrittenem China-Kurs

An seiner China-Strategie will das BASF-Management wegen der aus seiner Sicht großen Marktchancen nicht rütteln, betonte Brudermüller. Der Konzern hatte jüngst angekündigt, Anteile an seinen beiden Gemeinschaftsfirmen im chinesischen Korla zu verkaufen. Hintergrund waren Berichte über mögliche Menschenrechtsverletzungen. In den beiden Joint Ventures gab es laut BASF jedoch keine Hinweise darauf. Kritiker fürchten, dass BASF sich mit großen Investments in China zu sehr abhängig von dem Regime in Fernost macht.

BASF peilt für dieses Jahr ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie Sondereinflüssen zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro an. 2023 ging der bereinigte Betriebsgewinn um fast 29 Prozent auf knapp 7,7 Milliarden Euro zurück. Angaben zum erwarteten Umsatz und Gewinn machten die Ludwigshafener nicht. Die Dividende für 2023 soll für die Aktionäre unverändert 3,40 Euro betragen.

Der Konzern hatte bereits vorab mitgeteilt, dass Umsatz und Gewinn 2023 deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Das Management macht dafür vor allem eine schwache Nachfrage und die gestiegenen Energiekosten verantwortlich. Die Erlöse lagen im vergangenen Jahr bei 68,9 Milliarden Euro, gut ein Fünftel weniger als im Vorjahr, der Gewinn unterm Strich bei 225 Millionen Euro. 2022 musste BASF wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine Milliarden auf Öl- und Gasgeschäfte der Tochter Wintershall Dea abschreiben.

© dpa ⁄ Bernd Glebe, dpa und Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX
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