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«Der Kommissar geht um»: Razzia in der Türsteher-Szene

Mitten im Partyleben ist in vielen NRW-Städten die Polizei aufgetaucht: Die Razzia galt der Türsteher-Szene. Ein DJ legte die passende Platte zur Polizeikontrolle auf.
Razzia in Türsteherszene in NRW
Ein Beamter des Zoll steht in einem Club in der Altstadt von Düsseldorf. © Fabian Strauch/dpa

Mit einer Razzia mitten im Partyleben mehrerer nordrhein-westfälischer Städte hat die Polizei am Samstagabend nach Verbindungen zwischen kriminellen Familienclans und der Türsteher-Szene gesucht. 650 Polizisten seien bei Aktionen in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen im Einsatz gewesen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Es sei darum gegangen, Informationen über ein noch relativ unbekanntes Feld der Clankriminalität zu bekommen. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) war bei der Razzia vor Ort.

Als die Beamten und der Minister in Düsseldorf eine Party-Location betraten, legte der DJ die passende Musik von Falco auf: «Drah di ned um, der Kommissar geht um.» Zwei Türsteher an einem Objekt suchten beim Anblick der Einsatzkräfte schnell das Weite. Die Beamten fanden bei der Aktion landesweit Waffen und Drogen, es gab mehrere Festnahmen.

Vor allem aber ging es den Fahndern darum, neue Erkenntnisse über das Dunkelfeld Türsteher-Szene zu gewinnen. Zuletzt sei vor allem bei Ermittlungen im Ruhrgebiet klar geworden, dass es immer wieder Bezüge zwischen bekannten Clanfamilien und Firmen des Sicherheits- und Bewachungsgewerbes gebe. «Wir haben den Verdacht, dass sich in dieser Türsteher-Szene eine neue Struktur entwickelt», sagte Reul. «Das waren früher Bandidos und Rocker. Jetzt haben wir Hinweise, dass die Clans sich stärker da breit machen.» Es gehe vermutlich um Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung - aber auch andere lukrative Geschäftsmodelle seien in diesem Umfeld denkbar, sagte der Minister. Bislang fehle es den Fahndern aber an präzisen Informationen, wo genau Sicherheitsunternehmen mit Clanbezug aktiv seien.

Insbesondere vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, die Mitte Juni beginnt, könne es für Clans attraktiv sein, das Sicherheitsgewerbe zu unterwandern. «Dann spielt die ganze Organisationskraft von solchen Sicherheitsdiensten eine noch stärkere Rolle», sagte Reul.

Häufig existiere in der Türsteher-Szene ein Geflecht aus Subunternehmen, Briefkastenfirmen und wechselnden Gesellschaftern. Die Ermittler vermuten, dass solche Konstruktionen kriminellen Clans Verdienstmöglichkeiten «in größerem Umfang» eröffnen, sagte der Ministeriumssprecher. «Kriminelle Clans suchen sich immer neue Tätigkeitsfelder», sagte auch der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange. «Mit unserem Einsatz haben wir einen ersten Schritt gemacht. Wir werden die Türsteher-Branche weiterhin im Auge behalten.»

Landesweit wurden bei der Razzia laut Innenministerium 108 Objekte und knapp 700 Menschen kontrolliert. Es habe zwei Festnahmen gegeben - etwa wegen fehlender Aufenthaltserlaubnisse oder Drogendelikten. 14 Läden seien sofort geschlossen worden, etwa wegen schlechter Hygiene oder baulicher Mängel. Dutzende Anzeigen seien aufgenommen worden.

Die Hinweise auf die Szene hätten sich aus der Arbeit der Sicherheitskonferenz (Siko) Ruhr ergeben. Landespolizei, Ruhrgebietskommunen, Zollbehörde und Bundespolizei arbeiten dort seit vier Jahren gemeinsam an der Bekämpfung der Clankriminalität im Ruhrgebiet.

Als Clankriminalität bezeichnen die Behörden Straftaten, die sich aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen heraus entwickeln. Meist stammen die Täter in Nordrhein-Westfalen aus türkisch-arabischstämmigen Großfamilien, zuletzt spielten der Polizei zufolge aber auch syrische Clans eine immer größere Rolle. Laut Landeskriminalamt gibt es bei jedem fünften Verfahren im Bereich der organisierten Kriminalität Bezüge zu Familienclans. Als eine Hochburg gilt Essen.

Allerdings ist der Begriff Clankriminalität umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

© dpa
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