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«Unsere Fischerei braucht Zukunft»: Orte machen Vorschläge

Erst droht ein Verbot von bodenberührenden Netzen, nun fallen millionenschwere in Aussicht gestellte Subventionen weg: Bei den Küstenfischern wachsen die Existenzsorgen. Ein Bündnis um Küstenorte legt nun Vorschläge vor, wie der Branche geholfen werden könnte.
Zukunftspakt für Küstenfischerei gefordert
Ein Krabbenkutter fährt aus dem Hafen. © Sina Schuldt/dpa

Mit einem Forderungspapier hat ein Bündnis um Küstenkommunen in Niedersachsen Vorschläge für den Erhalt und die Zukunft der Küstenfischerei an der deutschen Nordsee vorgelegt. Vorgestellt wurde der «Zukunftspakt Küstenfischerei 2050» am Dienstag in Pewsum in der ostfriesischen Gemeinde Krummhörn (Landkreis Aurich). Zu den Unterzeichnern zählen neben Bürgermeistern und Landräten aus Ostfriesland auch Vertreter der Tourismusbranche, von Industrie- und Handwerkskammer, der Landwirtschaftskammer und des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Mit dem Pakt fordert das Bündnis Politikerinnen und Politiker auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene zu Änderungen in der Fischereipolitik auf.

«Unsere Fischerei braucht Zukunft», sagte Jürgen Peters, Bürgermeister von Neuharlingersiel (Kreis Wittmund) und neben der Rathauschefin in der Krummhörn, Hilke Looden, einer der Initiatoren des Paktes. Nötig sei eine Perspektive für die Fischerei. «Wenn jetzt keine Veränderungen kommen, dann wird es in einigen Jahren kaum noch Fischer geben an der deutschen Nordseeküste», warnte Peters. «Wir wollen dafür werben, dass nicht mit Verboten gearbeitet wird.» Vielmehr habe der Niedersächsische Weg etwa für die Landwirtschaft gezeigt, wie eine Transformation auch im Konsens möglich sei.

Vorschläge zu Fischereirecht, Fonds und Rat

In dem Papier wird unter anderem ein «verbrieftes Fischereirecht» im Küstenmeer gefordert, mit dem Fanggebiete und Fangmöglichkeiten, etwa für die Krabbenfischer erhalten werden sollen. Außerdem wird der Aufbau eines Fischereifonds vorgeschlagen, aus dem etwa Maßnahmen zur Diversifizierung der Branche, zur Modernisierung von Schiffen und für die Vermarktung und Forschung finanziert werden sollen. Gelder sollen demnach alle Akteure einbezahlen, die Fanggebiete in Anspruch nehmen. Außerdem soll ein Fischereirat eingerichtet werden, der helfen soll, die regionale Küstenfischerei dauerhaft zu erhalten.

Die Existenzsorgen waren bei den Küstenfischern nach schwierigen Wirtschaftsjahren noch weiter gewachsen. Ein von der EU-Kommission angekündigter Aktionsplan für nachhaltigere Fischerei hatte im vergangenen Jahr für Protest gesorgt. Demnach soll die Fischerei mit Grundschleppnetzen - also Netzen, die den Meeresgrund berühren - in Schutzgebieten spätestens 2030 unzulässig werden.

Zuletzt trafen auch Subventionskürzungen im Zuge der Haushaltspolitik der Bundesregierung die Fischer. Ursprünglich sollten fünf Prozent von Versteigerungserlösen aus der Auktion von Flächen für die Offshore-Windkraft als Strukturhilfen an die Fischerei fließen. Diese Summe sollte nun um 80 Prozent gekürzt werden, von zunächst rund 670 Millionen Euro sollen rund 130 Millionen übrig bleiben.

Fischerei unterstützt Vorschläge

Eine Schreckensnachricht nach der anderen habe die Fischer zuletzt erreicht, fasste Hans-Peter Heikens, Bürgermeister der Gemeinde Jemgum bei Leer zusammen. «Wir müssen raus aus dem Mechanismus, dass wir immer nur reagieren. Wir müssen ins Agieren kommen.» Deshalb hätten die Kommunen das Gespräch mit den Fischern und weiteren Akteuren an der Küste gesucht. «Wir wollen klar aufzeigen, wie könnte eine Zukunftsperspektive über 2050 hinaus aussehen», sagte Heikens.

Der Landesfischereiverband Weser-Ems begrüßte die Initiative. Vorsitzender Dirk Sander zeigte sich ermutigt von der Unterstützung, die von dem Bündnis um die Küstenorte ausgehe. «Wir hoffen, dass wir damit weiterkommen und diejenigen erreichen, die uns sonst nicht hören wollen.» Den Fischern gehe es ähnlich wie den Landwirten, sagte Sander. «Viel zu viel Bürokratie und es werden uns dauern Fangplätze weggenommen werden, wo Windparks gebaut werden.» Zuletzt gab laut dem Verband rund 50 Krabbenfischer an der niedersächsischen Küste.

Tourismus-Chef: Leere Häfen wären wie Deiche ohne Schafe

Unterstützung signalisierte auch die Tourismusbranche. Leere Häfen ohne Kutter seien wie Deiche ohne Schafe, sagte Mario Schiefelbein, Chef der Tourismus-Agentur Nordsee. Die touristische Dachorganisation vertritt entlang der niedersächsische Küste neun Landkreise und Städte. Zuletzt habe es rund 33 Millionen Übernachtungen an der niedersächsischen Nordseeküste gegeben, sagte Schiefelbein. «Viele kommen hier her, um die Natur zu erleben, aber auch die norddeutsche Kulturlandschaft und dazu gehört die Fischerei».

In den kommenden Wochen werde es darum gehen, weitere Unterstützer für die Vorschläge zu finden, etwa in Schleswig-Holstein, sagten die Landräte der Landkreise Leer, Matthias Groote, und Wittmund, Holger Heymann (beide SPD). Zudem sollten die Vorschläge an Politikerinnen und Politiker auf Landes-, Bundes-, und Europaebene getragen werden. «Wir werden hart daran arbeiten müssen, dass es auch umgesetzt wird und, dass es nicht nur ein Stück Papier bleibt», sagte Groote.

© dpa
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