Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat auch am Donnerstag im Nordosten den Bahnverkehr in weiten Teilen lahm gelegt. Es kam am zweiten Streiktag landesweit zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Die CDU-Fraktion im Schweriner Landtag sieht durch solche Dauertarifkonflikte die Verkehrswende in Gefahr.
Die eingerichteten Notfallfahrpläne der Deutschen Bahn sollten allerdings wie geplant funktionieren, wie ein Sprecher der DB mitteilte. Trotzdem ist der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr der DB insgesamt bis einschließlich Montag massiv beeinträchtigt. Auf der Strecke Schwerin-Hamburg wurden auch am Donnerstag zahlreiche direkte ICE-Verbindungen gestrichen. Regionalzüge verkehrten dagegen zumindest laut Fahrplan-App. Nichts geht mehr hieß es dagegen auch bei der S-Bahn zwischen Rostock und dem Ostseebad Warnemünde.
«Die vollkommen verfahrenen Tarifverhandlungen zwischen der GDL und Bahn legen in mittlerweile regelmäßigen Abständen die ganze Republik lahm», warnte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Schweriner Landtag, Daniel Peters. «Dieser Streik hat massive Auswirkungen, nicht nur für die Fahrgäste, sondern auch auf den Güterverkehr. Die hehren Ziele der Verkehrswende sind dadurch gefährdet, denn seit Wochen liefert die GDL Argumente für das Auto und gegen die Bahn.»
Keine Einschränkungen gab es dagegen auf den Strecken der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (Odeg), die nicht von dem GDL-Streik betroffen ist. «Wir haben derzeit freie Fahrt und sogar weniger Störmeldungen als üblich», sagte eine Sprecherin.
In MV bedient die Odeg mehrere Strecken, darunter die Verbindung Rostock-Stralsund-Binz/Sassnitz sowie Wismar-Wittenberge-Berlin Hbf-Flughafen BER. Auch wenn die Odeg nicht direkt bestreikt werde, könne es zu Störungen und Unregelmäßigkeiten im Betriebsablauf kommen. Hintergrund sei, dass die Odeg die Infrastruktur der DB nutze.
Die 2002 gegründete Odeg befördert nach eigenen Angaben auf 15 Strecken in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen etwa 21,9 Millionen Fahrgäste im Jahr.
Im seit November laufenden Tarifstreit ist es der vierte und mit sechs Tagen längste Arbeitskampf. Neben finanziellen Forderungen dreht sich die Auseinandersetzung vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter.
Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.