Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) spricht sich für eine Zukunft des Demokratiebahnhofs in Anklam aus. «Es wäre gerade in der jetzigen Zeit ein absolut falsches Signal, wenn eine Einrichtung wie der Demokratiebahnhof seine Arbeit beenden müsste. Alle Verantwortlichen sollten jetzt Lösungen für die Fortführung der Einrichtung suchen», sagte Drese.
Die Politikerin appellierte an den Landkreis Vorpommern-Greifswald, die Stadt Anklam sowie an alle weiteren Beteiligten, im Gespräch zu bleiben, um Übergangslösungen für die Fortführung des Projekts zu finden. Auch die Landesregierung beteilige sich dazu an Gesprächen mit der Stadt Anklam, so Drese.
Das überregional bekannte und wiederholt ausgezeichnete Jugend- und Kulturzentrum Demokratiebahnhof muss noch in dieser Woche aus seinem namensgebenden alten Bahnhofsgebäude raus sein. Zu diesem Donnerstag hat der Vermieter dem Verein den Mietvertrag gekündigt, weil der Landkreis die Nutzung untersagt hat. Es geht den Angaben zufolge um Baumängel in den Bereichen Brandschutz und Elektrik. Die Stadt schätzt die Sanierungskosten auf etwa 4,5 Millionen Euro.
Gegen die Nutzungsuntersagung habe man Widerspruch eingelegt, sagte der Vereinsvorsitzende vom Demokratiebahnhof, Marius Denda. Der Widerspruch sei abgelehnt worden und nun habe man erneuten Widerspruch gegen die Ablehnung eingelegt. Ob der Verein das Gebäude räumen muss, war zunächst noch offen. Die Schlüsselübergabe ist nach Angaben Dendas für Donnerstagnachmittag vorgesehen.
Der Verein wolle zumindest für eine Teilnutzung kämpfen, sagte Denda. Man suche aber auch nach Ausweichmöglichkeiten. «Es ist in Anklam sehr schwierig, geeignete Flächen zu finden.» Die Flächen sollen sich zudem möglichst in Bahnhofsnähe befinden.
Rückendeckung erhält der Verein von der Grünen-Landtagsabgeordneten Constanze Oehlrich. «Die Untere Bauaufsichtsbehörde muss das Gebäude zunächst begehen und den aktuellen Zustand prüfen. Anstelle einer kompletten Nutzungsuntersagung muss dem Demokratiebahnhof bis auf Weiteres zumindest die Teilnutzung des Erdgeschosses ermöglicht werden.»
Außerdem müsse die Stadt Anklam mit dem Verein nach Lösungsmöglichkeiten suchen, so Oehlrich. «Dieses Projekt ist von unschätzbarem Wert für die Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Engagement. Der Demokratiebahnhof Anklam ermutigt Jugendliche dazu, sich für Menschenrechte einzusetzen und sich aktiv an demokratischen Prozessen zu beteiligen. Es wäre unverantwortlich, dieses wichtige Angebot aufzugeben.»
Den Demokratiebahnhof gibt es seit 2014. Er bietet offene Jugend- und Sozialarbeit und kulturelle Veranstaltungen an. Jugendliche können sich hier aufhalten, gärtnern, kochen oder mit Sozialarbeitern reden. Bands können hier proben. Zudem gibt es Vorträge, Diskussionsrunden, Film- und Musikabende. Vor dem Demokratiebahnhof sind schon Monchi von der Punkband Feine Sahne Fischfilet, der Rapper Marteria und Campino, Sänger der Toten Hosen, aufgetreten. Auch der damalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) war schon vor Ort.