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Tausende Missbrauchsfälle bei den Protestanten

Mit Spannung war die am Donnerstag in Hannover vorgestellte Studie zu sexueller Gewalt bei den Protestanten erwartet worden. Sie geht mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihren Landeskirchen ins Gericht.
Christliche Kirche
Licht wirft den Schatten eines Kreuzes durch ein Kirchenfenster. © Nicolas Armer/dpa/Symbolbild

Eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie hat für die vergangenen Jahrzehnte mindestens 1259 Beschuldigte dokumentiert. Die am Donnerstag in Hannover vorgestellte Untersuchung unabhängiger Wissenschaftler spricht von der «Spitze des Eisbergs». Die ermittelten Fallzahlen von 2225 Betroffenen basieren auf Akten der Landeskirchen und der Diakonie, außerdem flossen den Landeskirchen und diakonischen Werken bekannte Fälle ein.

Die Wissenschaftler kommen in der von der EKD in Auftrag gegebenen ForuM-Studie auf Grundlage ihrer Methode auf eine geschätzte, hochgerechnete Gesamtzahl von 3497 Beschuldigten.

«Wir haben uns auch als Institution an unzählig vielen Menschen schuldig gemacht», sagte die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs.

Eine spezifische Untersuchung der einzelnen Landeskirchen habe es nicht gegeben, betonen die Macher der Studie. Die Wissenschaftler kritisierten eine «schleppende Zulieferung» von Seiten der Landeskirchen. Es gebe aber nicht «die eine gute und die 19 schlechten».

Wie angespannt aber auch die bayerische Landeskirche die Veröffentlichung der Studie erwartete, zeigte sich allein schon in der Zahl der Pressemitteilungen, die das Landeskirchenamt in den Tagen davor herausgegeben hat. Beinahe jeden Tag gab es eine dazu.

Dabei wurden auch erste Zahlen bekannt gegeben: Die evangelische Landeskirche in Bayern (ELKB) hat für die Studie 129 Beschuldigte und 226 Taten an die zuständigen Forscher gemeldet, wie Landesbischof Christian Kopp mitteilte. Die Zahlen gehen demnach aus entsprechenden Kirchenakten hervor. Unter den Beschuldigten sind den Angaben zufolge «56 Pfarrpersonen». Bei den anderen handle es sich um Erzieher, ehrenamtliche Jugendleiter und Kirchenmusiker.

In einigen Akten seien Hinweise zu mutmaßlichen weiteren Taten aufgetaucht, zu denen keine weiteren Informationen wie die Namen der betroffenen Personen oder der Tathergang auffindbar waren. «Wenn diese mutmaßlichen Taten dazugerechnet werden, muss von 253 Taten ausgegangen werden», teilte die Landeskirche mit.

Die Zahlen beziehen sich auf einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren, auf die Zeit zwischen 1917 und 2020. Doch auch in jüngerer Zeit habe es Meldungen über Fälle sexualisierter Gewalt gegeben, wie Kopp mitteilte: In den vergangenen drei Jahren gingen 95 solcher Meldungen ein. 2021 gab es demnach 24 Meldungen, 2022 waren es 39 und im vergangenen Jahr 32.

Die katholische Kirche kämpft schon seit Jahren mit dem Skandal um massenhaften sexuellen Missbrauch - die Fälle in der evangelischen Kirche gingen da lange beinahe unter. Vor 2018 sei «sexualisierte Gewalt nicht als eigenes Thema der evangelischen Kirche aufgegriffen» worden, heißt es in der Zusammenfassung der Studie.

«Es schmerzt mich zutiefst, dass Menschen im Raum der bayerischen Landeskirche und Diakonie unter sexualisierter Gewalt gelitten haben und immer noch leiden», sagte Kopp. «Wir brauchen keine Toleranz für Täter und möglichst viel Transparenz für die betroffenen Personen.»

Die Landeskirche hat seit 2015 rund 1,5 Millionen Euro an Unterstützung für die Opfer sexualisierter Gewalt in der Kirche ausgezahlt. Das Geld soll «die noch andauernden Folgen der erlittenen sexualisierten Gewalt zumindest mildern und die Anerkennung des Unrechts zum Ausdruck bringen», wie es in einer der Mitteilungen der Landeskirche aus den vergangenen Tagen heißt.

75 Einzelfälle seien von der seit 2015 arbeitenden Anerkennungskommission behandelt worden. Seit 2022 liegt der Rahmen der auszuzahlenden Summen zwischen 5000 und 50.000 Euro. Er orientiert sich an der Rechtsprechung deutscher Gerichte.

© dpa
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