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Gewalt an Schulen steigt: Lehrer fordern mehr Sozialarbeiter

Körperverletzung, Bedrohung und Raub: Das Spektrum von Straftaten an Schulen ist breit. Die Zahlen liegen mittlerweile deutlich über denen vor der Corona-Krise. Schüler dringen auf unabhängige Meldestellen.
Geballte Faust
Ein junger Mann hebt seine geballte Faust. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Zahl der Gewalttaten an Schulen hat laut Innenministerium zugenommen: So wurden im vergangenen Jahr 2545 entsprechende Straftaten gegenüber Schülern und Lehrern in Baden-Württemberg erfasst. Im Vorjahr waren es noch 2243 - eine Zunahme um 13,5 Prozent. Die Zahl der Opfer stieg auf 2838 im vergangenen Jahr: 141 Lehrkräfte und 2697 Schülerinnen und Schüler. Im Jahr zuvor waren es noch 2557 Opfer. Die Lehrergewerkschaft GEW reagierte angesichts der Zahlen besorgt und fordert mehr Schulsozialarbeiter und -psychologen. Der Landessschülerbeirat (LSBR) dringt auf unabhängige Meldestellen für Schülerinnen und Schüler.

Die meisten Straftaten sind laut Sicherheitsbericht Rohheitsdelikte: Rund 52 Prozent entfallen auf vorsätzliche leichte Körperverletzungen sowie etwa 16 Prozent auf gefährliche Körperverletzungen. Rund 18 Prozent sind Bedrohungsdelikte. Weil sich Täter und Opfer in den meisten Fällen kennen würden, liege die Aufklärungsquote auf einem sehr hohen Niveau, heißt es im Sicherheitsbericht. Der Sicherheitsbericht wird durch das Innenministerium vor allem auf Basis der Kriminalitätsstatistik erstellt und enthält zusätzliche Erklärungen zu den Zahlen.

Zwei Schüler sind demnach im vergangenen Jahr getötet worden. Fünf Schülerinnen und 25 Schüler seien schwer verletzt worden. Rund 56 Prozent der Opfer seien leicht verletzt worden, rund 41 Prozent nicht.

So sorgte im November der mutmaßliche Mord an einem 15-jährigen Schüler in Offenburg überregional für Entsetzen. Ein Gleichaltriger soll mit einer Pistole in seiner Schule auf den Mitschüler geschossen haben. Das Opfer starb im Krankenhaus. Ein Motiv für die Gewalttat ist bisher nicht deutlich geworden. Der mutmaßliche Täter steht seit vergangener Woche vor Gericht.

Bei der Frage nach den Gründen für die gestiegene Zahl der Gewalttaten verweist das Kultusministerium auf die Corona-Pandemie. «Als die Schulen geschlossen waren, konnten dort natürlich auch keine Straftaten begangen werden», teilte ein Sprecher mit. «Jetzt pendeln sich die Zahlen wieder auf einem Normalniveau ein.»

Allerdings liegen die Zahlen deutlich über denen aus dem Jahr 2019 - dem letzten Jahr vor der Pandemie. So wurden damals 1975 Fälle von Gewalt an Schulen und 2330 Opfer erfasst.

Das Innenministerium äußert sich nicht zu Gründen für den Anstieg. Im Sicherheitsbericht heißt es lediglich: «Kinder und Jugendliche, welche laut Studien erhöhte Belastungen als Folge der Covid-19-Pandemie nachweisen, bilden mehr als acht von zehn der Tatverdächtigen von Gewalt an Schulen ab.» Eine Sprecherin betonte auch, dass die Bevölkerung stärker sensibilisiert sei und Opfer von Gewaltverbrechen eher Anzeige erstatten würden.

Die GEW verweist auch auf eine bundesweite Zunahme von Jugendgewalt und auf zunehmende Gewalt über soziale Medien, über Kommunikationsplattformen. Dort gehe es um verbale und psychische Gewalt vor allem zwischen Jugendlichen - aber auch zwischen Schülern und Pädagogen, sagte Landesgeschäftsführer Matthias Schneider.

Die GEW forderte Schulsozialarbeit an allen Schulen, auch an Grundschulen. «Es muss nicht eine ganze Stelle sein - aber zumindest stundenweise», sagte Schneider. Zudem brauche es mehr Schulpsychologen.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) schrieb, das Thema Gewalt müsse in allen drei Phasen der Lehrerbildung Berücksichtigung finden: Im Studium, im Referendariat und durch Fortbildungen müssten Schulleitungen und Lehrer zum Umgang mit gewaltsamen Situationen befähigt werden - damit sie stets entsprechend reagieren könnten.

Der Landesschülerbeirat forderte angesichts der gestiegenen Zahlen unabhängige Meldestellen für Schülerinnen und Schüler. An diese sollten sich die Kinder und Jugendlichen wenden können, wenn sie Opfer etwa von Gewalt, Diskriminierung und Rassismus geworden seien, hieß es in einer Mitteilung.

Schülerinnen und Schüler würden «oft nicht ernst genommen» werden, wenn sie sich mit solchen Problemen an Lehrer oder Schulleitung wenden würden. «Durch eine neutrale Perspektive könnten effektive Maßnahmen ergriffen werden, um den Opfern zu helfen, ohne dass sie Nachteile befürchten müssen.» Der LSBR forderte zudem mehr Aufklärungs- und Präventionsarbeit.

Das Kultusministerium verwies unter anderem auf speziell geschulte Präventionsbeauftragte, die Schulen Fortbildungen zum Bereich Gewaltprävention anbieten. Zudem würden 1550 Beratungslehrkräfte Schülerinnen und Schüler sowie Eltern beraten und ihre eigenen Kollegen etwa bei leichteren Fällen von Mobbing unterstützen. Auch gebe es 28 Schulpsychologische Beratungsstellen im Land. Zusätzlich biete die Polizei Unterrichtsbesuche und Aufklärung über Gewalttaten für Schüler, Eltern und Lehrer an.

Eine Umfrage der «Schwäbischen Zeitung» (Dienstag) zum Thema ergab, dass zahlreiche Schulen in Oberschwaben eine Zunahme an psychischen Problemen bei ihren Schülern registrieren. Dabei wurde ebenfalls der Wunsch nach mehr Schulsozialarbeit und einem schnelleren Zugang zu Schulpsychologen geäußert.

© dpa
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