Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re eilt trotz zerstörerischer Naturkatastrophen und schwacher Weltkonjunktur von Rekord zu Rekord: Im vergangenen Jahr steigerte der Dax-Konzern seinen Gewinn um 23 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden Euro, wie Vorstandschef Joachim Wenning und Finanzvorstand Christoph Jurecka bei der Vorlage der Jahresbilanz berichteten.
Damit übertraf das Unternehmen sein ursprüngliches Gewinnziel von fünf Milliarden Euro ganz erheblich und lag schon sehr nahe an den für dieses Jahr erhofften sechs Milliarden. Dementsprechend will der Munich Re-Vorstand die Aktionäre mit einer stattlichen Dividendenerhöhung beglücken: Die Ausschüttung soll um ein Drittel von 15 auf 20 Euro je Aktie erhöht werden, die höchste je von dem Unternehmen gezahlte Dividende.
Vorstand gelobt Vorsicht
Wenning will das Gewinnziel für dieses Jahr aber nicht erhöhen: «Man kann nicht jedes Jahr erwarten, dass sich die Dinge so erfreulich wiederholen.» Vorstandschef und Finanzvorstand betonten wie aus einem Munde, dass das Unternehmen vorsichtig bleiben werde. Allein die verheerenden Waldbrände in und um Los Angeles werden die Munich Re nach derzeitiger Schätzung etwa 1,2 Milliarden Euro kosten, die im ersten Quartal verbucht werden sollen.
Hohe Schäden sind gut für's Geschäft
Rückversicherer versichern in erster Linie andere Versicherer wie die Allianz oder die Axa. Die Finanzbranche insgesamt ist bislang von der schwachen Weltkonjunktur ausgenommen, unter der Industrie und viele Dienstleister weltweit leiden. Das liegt unter anderem an den gestiegenen Zinsen und dem Aufschwung an den Kapitalmärkten.
Bei der Munich Re kommt als ein zusätzlicher Faktor der langjährige Trend steigender Schäden durch Naturkatastrophen hinzu: Diese kosten zwar viel Geld, doch erhöhen auch die Nachfrage nach Versicherungsschutz. Die Rückversicherer allgemein konnten ihre Preise daher in den vergangenen Jahren kräftig erhöhen.
Die Munich Re musste 2024 mit 3,9 Milliarden Euro fast ein Fünftel mehr für Naturkatastrophen und von Menschen verursachte Großschäden ausgeben als ein Jahr zuvor. Zugute kamen dem Konzern jedoch die gestiegenen Einnahmen ebenso wie gute Geschäfte an den Finanzmärkten.
Kalifornische Waldbrände teuerstes Feuer der Geschichte
Bei der Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft mit Erstversicherern wie Allianz und Generali zum Jahreswechsel musste die Munich Re allerdings im Schnitt leichte Preisrückgänge um 0,6 Prozent hinnehmen. Die Chefetage des Konzerns rechnet jedoch nicht mit einem «weichen» Markt, dem branchenüblichen Begriff für fallende Preise.
Das liegt unter anderem an den Waldbränden in Los Angeles, dem nach Einschätzung der Versicherungsbranche teuersten Feuer der Geschichte. Die Schäden für die Versicherer insgesamt könnten sich nach Schätzung Wennings auf 35 bis 40 Milliarden Dollar summieren.
Schäden durch Naturkatastrophen steigen
Die von Naturkatastrophen verursachten Schäden steigen seit einigen Jahrzehnten zwar nicht linear von Jahr zu Jahr, aber im langfristigen Trend kontinuierlich. Nach Einschätzung der allermeisten Wissenschaftler ist das eine Folge des Klimawandels. So begünstigen hohe Meerwassertemperaturen die Entstehung von Hurrikanen. Der Hurrikan «Helene» war auch im vergangenen Jahr teuerster Schaden für die Munich Re mit rund 500 Millionen Euro. «Milton» wenige Wochen später schlug mit rund 400 Millionen Euro zu Buche.