Der Kieler Ökonom Moritz Schularick sieht in künftigen Meerestechnologien und nachhaltiger Nutzung der Ressourcen mögliche Gewinnerthemen für Schleswig-Holstein. «Wir sollten ganz vorn dabei sein, wenn es um unbemannte KI-U-Boote geht und Seeaufklärungsdrohnen», sagte der Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft der Deutschen Presse-Agentur. Das Land müsse seine Wettbewerbsvorteile bei grünen Energien zur Ansiedlung von Unternehmen nutzen.
Der schwedische Konzern Northvolt will bei Heide eine Batteriefabrik für Elektroautos bauen und hatte seine Standortentscheidung auch mit der reichlich vorhandenen Windkraft begründet. «Wir haben einfach mehr Wind als andere», sagte Schularick.
Ziel müsse es sein, besonders energieintensive Branchen anzulocken, sagte Schularick. «Ich denke dabei nicht nur unbedingt an Stahlkonzerne, sondern auch an Unternehmen, die sich etwa mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen und dafür große Rechenzentren benötigen.»
Grüner Tourismus
Bei der Nutzung erneuerbarer Energien und dem Fokus auf Tourismus sieht Schularick das Land bereits auf gutem Weg. «Grüner, nachhaltiger Tourismus wird angesichts des Klimawandels eine Wachstumsindustrie sein und bleiben.»
Chancen gebe es zudem im Bereich klimaneutraler Industrie. «Es ist eine gute Sache, dass sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt hat, Schleswig-Holstein bis 2040 zum ersten klimaneutralen Industrieland zu entwickeln», sagte Schularick. «Die Messlatte liegt ehrlicherweise strukturbedingt nicht so hoch wie in anderen Bundesländern, trotzdem ist es ein ambitioniertes Ziel und eine große Chance für das Land, die Branche grün zu bekommen.»
Fokus auf Zukunftstechnologien
Der Ökonom mahnt in der Wissenschaft eine Konzentration auf Zukunftstechnologien an. «Schleswig-Holstein braucht eine Strategie, in welchen Bereichen der Wissenschaft das Land international wirklich auf höchstem Level mitspielen kann», sagte Schularick. «Wir können sicherlich im weitesten Sinne im Bereich der Technologien rund um das Meer inklusive der Militärtechnik ein Zentrum sein.»
Die Wissenschaftsstrukturen müssten dafür reformiert werden, sagte Schularick. «Die Universitäten und Forschungseinrichtungen müssen schlanker werden, um flexibler reagieren zu können.» Aushängeschilder müsse die Politik durch entsprechende Mittel stark machen. «Dafür sollten sich die vier, fünf richtigen Köpfe zusammensetzen und die Frage beantworten: welche wirklich sichtbaren Leuchttürme wollen wir im Norden haben.»