Nach ihrem dritten Sieg bei dieser EM begaben sich die Niederländer vor den Augen von Ministerpräsident Mark Rutte zu den Klängen des Karnevals-Klassikers «Viva Hollandia» auf eine kurze Ehrenrunde.
Die Mannschaft von Bondscoach Frank de Boer gewann in Amsterdam gegen den Turnier-Neuling Nordmazedonien mit 3:0 (1:0) und tankte damit weiteres Selbstvertrauen für das am Sonntag in Budapest stattfindende Achtelfinale. Dort trifft der Europameister von 1988 auf einen der vier besten Gruppendritten. Nordmazedonien blieb bei seiner EM-Premiere dagegen ohne Punkt.
Frenkie de Jong: Müssen uns steigern
Lange aufhalten wollten sich die Niederländer mit der Partie gegen den Underdog nicht. «Drei Tore sind schön und gut, es hätten aber noch einige mehr sein können», sagte der erneut starke Frenkie de Jong. «Im Achtelfinale werden wir uns steigern müssen», sagte der Mittelfeldstratege vom FC Barcelona. «In einigen Situationen waren wir etwas zu leichtsinnig», bemängelte auch Kapitän Georginio Wijnaldum. «Heute haben wir gegen Nordmazedonien gespielt. In anderen Spielen müssen wir aber besser aufpassen.»
Gegen wen es nun geht, wissen die Niederländer noch nicht. Weshalb auch die Frage nach den eigenen Aussichten schwierig zu beantworten ist. «Ich denke, dass wir heute viele gute Dinge gesehen haben, uns aber auch noch steigern müssen», sagte de Boer. «Jetzt geht das Turnier eigentlich erst richtig los», sagte Torwart Maarten Stekelenburg.
Wijnaldum trifft doppelt
Vor 16.000 Zuschauern in der Amsterdam Arena brachte Memphis Depay die Niederlande vor der Pause in Führung (24. Minute). Der vom FC Liverpool zu Paris Saint-Germain wechselnde Wijnaldum baute den Vorsprung nach dem Seitenwechsel mit zwei Treffern aus (51., 58.). Bei den Nordmazedoniern feierte Fußball-Legende Goran Pandev einen emotionalen Abschied aus der Nationalmannschaft.
Obwohl es für beide Teams um nichts mehr ging, entwickelte sich ein munteres Spielchen. De Boer hatte seine Mannschaft wie zuvor angekündigt auf zwei Positionen verändert, um sie im Rhythmus zu halten. 2008 hatte der damalige Trainer Marco van Basten im letzten Spiel die komplette Mannschaft ausgetauscht - kurz darauf schieden die Niederlande im Viertelfinale gegen Russland aus.
Vor allem der für den Wolfsburger Wout Weghorst ins Team gerutschte Donyell Malen nutzte seine Bewährungschance. Der auch von Borussia Dortmund umworbene Angreifer der PSV Eindhoven sorgte für viel Schwung und empfahl sich für weitere Einsätze. «Wir wissen, welche Qualitäten Donyell hat. Es ist gut, dass wir so einen Spieler in unseren Reihen haben», lobte Wijnaldum den Angreifer.
Letztes Länderspiel für Pandev
Die ersten auffälligen Szenen hatten allerdings die Nordmazedonier, bei denen Kapitän Pandev sein letztes Länderspiel bestritt. Von den Niederländern gab es daher vor der Partie ein Abschiedsgeschenk. Oranje-Kapitän Wijnaldum überreichte dem 37 Jahre alten Angreifer ein Trikot der Elftal mit der Nummer 122. Pandev bestritt gegen die Niederlande sein 122. Länderspiel.
Seine Mitspieler waren offenbar gewillt, ihrer Fußball-Ikone einen würdigen Abschied zu bereiten. Doch erst hatte Ivan Trickovski Pech, dass er bei seinem Treffer knapp im Abseits stand (9.), dann traf Aleksandar Trajkovski nur den Pfosten (22.).
So leichtfertig die Niederländer in der Defensive agierten, so sehr ließen sie ihre große Qualität in der Offensive aufblitzen. Vor allem Depay zeigte wenige Tage nach seinem perfekt gemachten Wechsel zum FC Barcelona eine ganz starke Leistung. Der Lohn: Wenige Minuten nach dem Pfostentreffer der Nordmazedonier brachte der Stürmerstar die Elftal auf Zuspiel von Malen in Führung.
Nach dem Seitenwechsel wurden die Niederländer noch druckvoller. Gegen die nun kräftemäßig deutlich nachlassenden Nordmazedonier nutzte das Oranje-Team die sich bietenden Räume zu einigen schönen Kombinationen. Zwei davon schloss Wijnaldum innerhalb von sieben Minuten ab. Die Partie war damit gelaufen, dennoch hatte sie noch einen emotionalen Moment zu bieten. Als Pandev in der 68. Minute ausgewechselt wurde, bildete die komplette Mannschaft Nordmazedoniens ein Spalier, um ihre Fußball-Legende gebührend zu verabschieden.