Donyell Malen genoss die Umarmungen seiner Teamkollegen und ließ sich mit ungewohntem Gefühl von den Tausenden Oranje-Fans auf der Tribüne der Münchner Arena feiern. Im Stadion des FC Bayern traf der Dortmunder Stürmer beim 3:0 (1:0) der wiedererstarkten Niederlande gegen den leidenschaftlichen Außenseiter Rumänien gleich zweimal und sicherte so den Einzug der Elftal ins erste EM-Viertelfinale seit 16 Jahren ab. Gegner am Samstag in Berlin ist die Türkei.
Der herausragende Cody Gakpo (20. Minute) vom FC Liverpool hatte die in der Heimat seit Tagen kritisierte Auswahl von Bondscoach Ronald Koeman in Führung gebracht. Der eingewechselte Malen (83. und 90.+3) entschied die Partie und konnte im Stadion des großen Bundesligakonkurrenten feiern. Beim 2:0 des BVB im März hatte Malen verletzt gefehlt.
«Ich freue mich, dass ich dem Team helfen konnte, dass wir gewonnen haben», sagte Malen bescheiden in der ARD. Gakpo äußerte mit Blick auf die bislang wenig überzeugenden Leistungen der Elftal: «Wir haben eine gute Reaktion gezeigt. Es war ein Schritt in die richtige Richtung. (...) Wir haben gut gespielt.»
In der Stadt des einzigen niederländischen Titelgewinns vor 36 Jahren freute sich Koeman trotz anfänglichem Chancenwuchers über eine dominante Vorstellung und das letztlich ungefährdete Weiterkommen. Nur noch zwei Schritte sind es Richtung Finale am 14. Juli in Berlin. Durch den klaren Erfolg dürften die Niederlande bei der Frage nach den Turnierfavoriten wieder stärker eingeschätzt werden.
Einzelleistung sorgt für 1:0
Gakpo hatte den Start in die K.-o.-Runde eine Woche nach dem ernüchternden 2:3 gegen Österreich als Beginn eines neuen Turniers bezeichnet - und der 25-Jährige ging mit seinem Tor voran. Nach einer feinen Einzelleistung zog er aus etwa zwölf Metern ab. Der Ball schlug mit 121 km/h im kurzen Eck von Rumäniens Schlussmann Florin Nita ein.
Einen zweiten Treffer des ehemaligen Spielers von Jürgen Klopp gab der Berliner Schiedsrichter Felix Zwayer nach Check des Videoassistenten nicht (63.). Gakpo steht bei drei Turnier-Toren. Zum vorentscheidenden 2:0 gab der Angreifer die Vorlage.
Kein neues Trainer-Märchen
Nach einer mutigen Anfangsphase, in der die Osteuropäer die Niederlande mit einem energischen Pressing kurzzeitig vor Schwierigkeiten gestellt hatten, kam nach Gakpos Wirkungstreffer nicht mehr viel Gefahr auf. Fast auf den Tag genau 30 Jahre nach dem großen Erfolg der Rumänen mit Anghel Iordanescu als Trainer im WM-Achtelfinale gegen Argentinien, blieb seinem Sohn Edward Iordanescu ein ähnlicher Turnier-Coup als Coach verwehrt.
Zwar gingen seine «von einem ganzen Land» angetrieben Nationalspieler mit viel Leidenschaft und immer wieder gefeierten Grätschen zur Sache. Aber auch bedingt durch Verletzungspech - Ianis Hagi musste nach einer Platzwunde früh mit einem Kopfverband spielen und Verteidiger Vasile Mogos noch vor der Pause raus - blieb es vor der Pause beim Warnschuss von Dennis Man (14.). Der wurde von den rumänischen Fans, die ihr Team lautstärker als die Oranje-Anhänger anfeuerten, trotzdem bejubelt.
Ein Schüsschen von Xavi Simons
Weitaus öfter tauchten die Niederländer vor dem Rumänen-Tor auf. Die zehn Ecken alleine in Hälfte eins sorgten aber nicht für das von Bondscoach Koeman ersehnte Tor. Kläglich scheiterte zudem Xavi Simons, der als ein Kandidat für den FC Bayern gehandelt wird, in seinem womöglich künftigen Heimstadion. Der 21-Jährige überlegte zentral vor dem Tor zu lange, wie der denn nun abschließen wolle. Heraus kam ein Kullerball neben das Tor (44.).
Nachdem die Elftal vor der Pause verpasst hatte, das 2:0 zu erzielen, blieb es nach dem Seitenwechsel spannend. Der Außenseiter stemmte sich gegen das EM-Aus. Die Niederlande ließen es wie schon in der ersten Hälfte im finalen Augenblick immer wieder an der Präzision vermissen. Oder Nita rettete, wie beim Distanzschuss von Gakpo (62.).
In der Schlussphase mit mehreren Gelegenheiten für Oranje traf dann der Dortmunder Malen gleich zweimal. Auf den Tribünen jubelten Tausende Niederländer über den Einzug ins Viertelfinale.