Ukraine – Österreich 0:1
In Bukarest stieg ein echtes Endspiel. Nachdem die Niederlande als Gruppensieger festgestanden hatten, ging es bei der Partie der Ukraine gegen die Österreicher um den zweiten Platz, das sichere Ticket für das Achtelfinale. Kein Wunder, dass beide Teams in einem eher offensiven 4-3-3 antraten, um dieses Match für sich zu entscheiden.
Bei der ÖFB-Auswahl war Arnautovic ins Team zurückgekehrt. Der frühere Star von Werder Bremen war wegen der Beleidigung eines nordmazedonischen Gegenspielers für eine Partie gesperrt gewesen und hatte nun den Auftrag „Österreich zu retten“. Blöd nur, dass er gleich zweimal in aussichtsreicher Position nicht treffen konnte.
Der Retter für „Felix Austria“ war dann ein Anderer: Christoph Baumgartner, seines Zeichens Bundesliga-Profi in Hoffenheim, lenkte die Partie mit seinem 1:0 in der 21. Minute frühzeitig in die für Österreich richtige Richtung. Fortan konnte sich die Truppe gemütlich aufs Kontern verlegen und den Ukrainern die Wege zustellen.
Die Osteuropäer trugen auf ihren Trikots zwar trotzig die Umrisse ihres ganzes Landes inklusive der 2014 von Russland annektierten Krim, wirkten auf dem Platz aber merkwürdig mutlos. Nur Shaparenko prüfte ÖFB-Keeper Bachmann einmal ernsthaft (29. Minute). In der zweiten Halbzeit war noch ein Fast-Eigentor des Österreichers Lainer die beste Chance für die von Trainer Andriy Shevchenko trainierte Mannschaft.
Österreich trifft nun auf den Sieger der Gruppe A, also Italien, und zeigt sich gegenüber den beiden ersten Auftritten bei dieser Fußball-EM spielerisch verbessert. Die Ukraine hat nur drei Punkte und ein Torverhältnis von minus einem Tor. Es darf bezweifelt werden, dass das für ein Weiterkommen reicht.
Nordmazedonien – Niederlande 0:3
Die bereits erwähnten Niederländer zeigten, dass sie aus Schaden klug geworden waren. Bei der Fußball-EM 2008 hatte man nach zwei Siegen gegen Weltmeister Italien und Europameister Frankreich gegen Rumänien auch noch gewonnen, aber dabei fast die komplette erste Elf auf der Bank gelassen. Im Viertelfinale gab es dann ein 1:3 gegen Russland und man war ausgeschieden. Das sollte nicht noch einmal passieren.
Nationaltrainer Frank de Boer nahm zwar ein paar Wechsel vor, doch das Grundgerüst blieb auf dem Platz. Nur am System wurde ein wenig herumgebastelt. Statt eines offensiven 4-3-3 gab es ein defensiveres 3-5-2.
Nordmazedonien wollte sich einfach nur ehrenvoll von dieser Fußball-EM verabschieden. Die Mannen vom Balkan waren ja zum allerersten Mal bei so einem großen Turnier dabei und stellten ihre beste Elf mit Stürmer Pandev an der Spitze. Als System wählte Trainer Angelovski ein 4-1-4-1.
Trotzdem hatten die Nordmazedonier keine Chance. Die fokussiert agierenden Niederländer kontrollierten das Spiel und erzielten durch Depay das 0:1 in der 24. Minute. Die Nordmazedonier liefen meist nur hinterher und ließen in der Konzentration nach. Mit dem 0:2 (51. Minute) und dem 0:3 (58. Minute) durch Wijnaldum war der Drops gelutscht und „Oranje“ wechselte in den Schongang.
Damit konnten unsere Nachbarn alle ihre Vorrundenspiele gewinnen. Kein Wunder also, dass das Team von Frank de Boer im Achtelfinale gegen den Dritten der Gruppe D, E oder F klarer Favorit sein wird.
Finnland – Belgien 0:2
Die Ausgangslage in der Gruppe B war eine ganz andere. Belgien stand als Gruppensieger fest und die anderen drei Teams stritten sich um die Plätze dahinter. Finnland hatte dabei die schwierigste Aufgabe, mussten die Skandinavier doch gegen ebenjene Belgier versuchen zumindest einen Punkt zu ergattern, um sich für das Achtelfinale zu qualifizieren.
Entsprechend defensiv gingen die „Uhus“ ans Werk. Im 5-3-2 versuchten sie in erster Linie Belgiens Top-Stürmer Lukaku zu kontrollieren, standen dabei aber so tief, dass der Weg zum belgischen Tor viel zu weit war. Insofern war es kein Wunder, dass die Stürmer Pohjanpalo und Pukki weitgehend in der Luft hingen.
Belgien wollte sich wohl nicht nachsagen lassen mit einer B-Elf die Platzierungen in der Gruppe beeinflusst zu haben. Die besten Spieler standen auf dem Platz und leiteten im 3-4-3 Angriff um Angriff ein. Trotzdem kamen sie kaum gegen Finnland durch, hätten aber kurz vor der Pause einen Strafstoß bekommen müssen. Der deutsche Schiedsrichter Brych sah das anders – klare Fehlentscheidung.
In der 67. Minute zappelte das Leder dann aber doch im finnischen Netz. Lukaku war seinen Bewachern entwischt und versenkte nach De Bruynes Pass sehenswert, doch der Video-Assistent annullierte den Treffer wegen Abseits. Wenig später dann doch ein reguläres 1:0 für Belgien durch Meunier (75. Minute) und Lukaku machte in der 81. Minute den Deckel drauf – 0:2!
Damit ist Belgien wie Italien und die Niederlande ohne Punktverlust im Achtelfinale und tritt nun gegen den Dritten der Gruppe A, D, E oder F an. Finnland muss sich nach starken Auftritten mit dem dritten Platz begnügen und ist so gut wie ausgeschieden.
Russland – Dänemark 1:4
In Kopenhagen war das Gesprächsthema natürlich noch immer Christian Eriksen und sein Herzinfarkt beim ersten Gruppenspiel gegen Finnland. Mittlerweile war der Mittelfeld-Star aber schon wieder dank Defelibrator so weit genesen, dass er seine Mannschaftskameraden sehen konnte.
Sportlich ging es gegen Russland um die Wurst. Dänemark musste – logischerweise ohne Eriksen – unbedingt gewinnen, doch Russland kam zunächst besser ins Spiel. Im 3-4-3 mit zwei defensiven Sechsern zirkulierte der Ball, aber gleich drei gute Gelegenheiten wurden nicht genutzt. Die Dänen waren sichtlich nervös, doch in der 38. Minute erlöst Höjbjerg die Fans mit dem 1:0.
Nach der Pause war nun noch Dänemark am Drücker und erzielte fast schon konsequenterweise in der 59. Minute das 2:0 durch Poulsen, wenngleich diesem Tor ein ganz krasser russischer Abwehrfehler vorangegangen war. Dann gingen die rotweißen Fans durch Himmel und Hölle. Es hieß, Belgien führe, doch dann doch kein Tor. Kurz darauf bekam Russland einen berechtigten Foulelfmeter und verwandelte diesen in Form von Kapitän Dzyuba eiskalt.
Russlands Trainer hat zuvor zweimal doppelt gewechselt. Diese Taktik schien sich mit dem 1:2 auszuzahlen, doch die Organisation ließ zunehmend zu wünschen übrig und dann kam die kalte Dusche. Christensen ließ einen gefühlt 150 km/h schnellen Hammer ins Tor der „Spornaja“ krachen (80. Minute). Zwei Minuten später erhöhte Maehle und in Kopenhagen brachen alle Dämme auf den Rängen.
Dänemark hat dank seines Endspurts gegen die Russen als Zweiter das Achtelfinale erreicht und trifft nun auf Wales. Das verspricht ein echtes Kampfspiel zu werden. Die „Spornaja“ ist dagegen trotz des Sieges gegen Finnland ausgeschieden.