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Fälle von Blauzungenkrankheit rückläufig - Kasse zahlt Hilfe

Nach einem Jahr sind in Niedersachsen mehr als tausend Tiere an der Blauzungenkrankheit verendet. Nun entspannt sich die Lage etwas. Aber für eine Entwarnung sei es zu früh, warnt Ministerin Staudte.
Schafe
Blauzungenkrankheit - Rinder
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Staudte

Die Ausbreitung der für Schafe, Ziegen und Rinder gefährlichen Blauzungenkrankheit hat sich in Niedersachsen und Bremen zuletzt abgeschwächt. Aufgrund der kühleren Jahreszeit und einer abnehmenden Aktivität von sogenannten Gnitzen - kleinen Mücken, die die Tierseuche übertragen - ist die Zahl infizierter Tiere zuletzt zurückgegangen, wie aus Daten des Landwirtschaftsministeriums in Hannover und des Gesundheitsressorts in Bremen hervorgeht. 

«Auch wenn die Dynamik der Ausbreitung der Blauzungenkrankheit witterungsbedingt abnimmt, ist die Gefahr derzeit noch nicht gebannt», sagte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte der Deutschen Presse-Agentur. Gegen einen schweren Verlauf der Krankheit helfe weiterhin eine Impfung. «Alle Tierhaltenden sollten die nächsten Monate für die Impfung oder Auffrischung nutzen», sagte die Grünen-Politikerin.

Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung bei Wiederkäuern. Erkrankte Tiere leiden etwa an Appetitlosigkeit und Fieber, die Krankheit kann tödlich enden. Insbesondere bei ungeimpften Schafen verursacht die Tierseuche nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums schwere Krankheitssymptome und erhebliche Verluste. Bei Rindern seien die Krankheitsverläufe insgesamt milder, teils aber ebenfalls tödlich, hieß es. Infizieren können sich unter anderem auch Alpakas, Lamas sowie Rehe oder Damwild. Für Menschen ist der Erreger ungefährlich.

Rückläufige Fallzahlen in Niedersachsen und Bremen

Der erste neue Fall der Blauzungenkrankheit war in Niedersachsen vor einem Jahr aufgetreten. Seitdem sind nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Hannover insgesamt landesweit 3.671 Fälle im Tierseuchennachrichten-System registriert worden. Zuletzt waren die Fallzahlen rückläufig. Nachdem im August noch 2.099 Fälle gemeldet worden waren, waren es im Oktober (Stand 25.10.) bislang lediglich 247 Fälle. Seit der ersten Feststellung sind mindestens 1.429 Tiere verendet. Das Ministerium weist allerdings darauf hin, dass die Zahl nur wenig aussagekräftig ist, da es keine Meldepflicht für an der Tierseuche verendete Tiere gibt. 

In Bremen war erst im August der erste Fall der Tierseuche mit dem Serotyp BTV-3 bei zwei Schafen aufgetreten. Inzwischen waren in dem Bundesland Rinder und Schafe in insgesamt 22 Betrieben betroffen, wie das Gesundheitsressort auf Anfrage mitteilte. Das Infektionsgeschehen ließ demnach auch dort seit August nach. Seit Ende August seien keine neuen Fälle mehr bei Schafen aufgetreten, aktuell seien nur Rinder betroffen, hieß es. 

Impfungen sollen Tierseuche weiter eindämmen

Die Tierseuchenkasse in Niedersachsen setzt auf eine Entspannung der Lage. «Sobald es kälter wird und die Gnitzen-Aktivität abnimmt, werden auch die Erkrankungsfälle weniger», sagte Geschäftsführerin Ursula Gerdes auf Anfrage. Der Impfstoff helfe sehr gut, wenn er rechtzeitig eingesetzt werde. Häufig seien Impfungen zuletzt erst nach der Infektion erfolgt. Deshalb habe sich nicht die volle Wirksamkeit des Impfstoffs entwickeln können. «Wir hoffen darauf, dass im nächsten Frühjahr viele Tierhalter ihre Tiere impfen lassen, dann wird es deutlich weniger kranke und tote Schafe, Ziegen und Rinder geben», sagte sie.

Die Impfungen kommen nach Daten der beiden Bundesländer bei Schafen und Ziegen voran, viele Rinder sind gemessen an der Gesamtzahl dagegen noch ungeimpft. In Niedersachsen liegt der Anteil der geimpften Tiere bei den Schafen nach Angaben des Agrarministeriums bei rund 70 Prozent. Bei Rindern sei der Anteil der geimpften Tiere erheblich geringer. In Bremen sind laut dem Gesundheitsressort jeweils etwa ein Drittel des vergleichsweise geringen Bestands bei Schafen und Ziegen geimpft. Bei den fast 7.600 Rindern im Land Bremen liegt die Impfquote bei knapp sieben Prozent. Eine Impfpflicht besteht nicht. 

Das Landwirtschaftsministerium in Hannover wies darauf hin, dass eine Impfung auch in den Wintermonaten sinnvoll sei, um die Tiere zu schützen. Für das nächste Jahr werde bei höherer Mücken-Aktivität mit steigenden Infektionszahlen bei nicht geimpften Tieren gerechnet. 

Tierseuchenkasse bewilligt Härtefallbeihilfe

Für die Impfungen von Schafen und Ziegen zahlt die Tierseuchenkasse Tierhalterinnen und Tierhaltern eine Beihilfe - zuletzt insgesamt in Höhe von rund 300.000 Euro. Nach Angaben der Kasse gingen von Anfang Juni bis jetzt rund 1.800 Anträge für rund 127.000 Impfungen ein. Ausgezahlt wurden Gelder für rund 101.000 Impfungen. Bei den übrigen, offenen Anträgen gibt es laut Tierseuchenkasse noch Rückfragen. Rinderhalter können eine Impfbeihilfe ab 2025 beantragen. 

Auch für Schafe, Ziegen und Rinder, die an der Blauzungenkrankheit verendet sind, können Tierhalter finanzielle Hilfe erhalten. Nachdem die Regelung für solche Härtefallbeihilfen im September angekündigt worden war, ging inzwischen ein erster Härtefall-Antrag für 171 verendete, geimpfte Schafe bei der Tierseuchenkasse ein. Die Auszahlung der Beihilfe in Höhe von rund 15.000 Euro solle in diesen Tagen erfolgen, teilte Gerdes mit.

Die finanziellen Hilfen für verendete Tiere zahlt die Tierseuchenkasse unter bestimmten Voraussetzungen - eine ist, dass die Tiere gegen die Blauzungenkrankheit geimpft waren. Dafür sind Pauschalen festgelegt, die bei Schafen 90 Euro und bei Ziegen 60 Euro vorsehen. Für Rinder werden maximal 1.000 Euro gezahlt, je nach Alter der Tiere. In die Tierseuchenkasse zahlen Tierhalterinnen und Tierhalter ein. 

Landwirtschaftsministerin Staudte sagte, das Land unterstütze die Tierseuchenkasse bei den Impfungen mit 200.000 Euro aus dem Landeshaushalt. «Die aktuelle Situation ist für die Tierhalterinnen und Tierhalter eine große Belastung – viele von ihnen sehen sich nicht nur mit schweren Krankheitsverläufen ihrer Schafe, Rinder und Ziegen konfrontiert, sondern auch mit Verlusten und damit auch mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden», sagte Staudte. «Den Bund fordere ich nachdrücklich auf, gemeinsam mit den Schaf- und Ziegenhaltungsbetrieben nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen», sagte die Ministerin weiter.

© dpa
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