Im Februar hat das EU-Parlament das Aus für Verbrennermotoren beschlossen. Ab 2035 dürfen demnach nur noch PKW mit klimaneutralen Antrieben neu zugelassen werden. Als umweltfreundliche Alternative zu Benzin- und Dieselantrieben möchte der Bund unter anderem Elektromobilität fördern. Für viele Verbraucher:innen sprechen bislang aber noch einige Gründe gegen die Anschaffung eines Elektroautos – dazu gehören die begrenzte Reichweite und die mangelnden Lademöglichkeiten. Eine innovative Lösung kommt aus Israel: Das Unternehmen Electreon möchte Straßen mit einer smarten Ladetechnologie ausstatten, mit der E-Autos induktiv Strom tanken.
Elektrische Straße lädt E-Autos beim Fahren auf: Wie funktioniert’s?
Das innovative Ladesystem besteht aus einer unterirdischen Infrastruktur und einer passenden Ladeeinheit für E-Fahrzeuge. Electreon verlegt direkt unter der Straßenoberfläche spezielle Kupferspulen, die Fahrzeuge mit Energie versorgen – nicht nur während der Fahrt, sondern auch beim Parken oder beim Stehen an einer Ampel. Unter dem Asphalt wird die Energie vom Stromnetz kabellos an die Spulensegmente übertragen. E-Fahrzeuge mit passender Empfangseinheit nehmen diese Energie auf und leiten diese an ihre Batterie. Die Technologie soll Zeit und Aufwand an der Ladestation sparen, die E-Auto-Reichweite erhöhen und die Umweltbelastung durch große Batterien reduzieren.
Pilotprojekte in Europa, Japan und den USA geplant
Electreon möchte die kabellose Ladetechnologie sowohl für stationäre Anwendungen wie Parkplätze als auch als „Wireless Electric Road System“ (wERS) etablieren. Die Ladespulen könnten zum Beispiel entlang von Autobahnen, an Bushaltestellen und in Logistikzentren installiert werden und seien für den großflächigen Einsatz geeignet. Das heißt, dass mehrere Fahrzeuge gleichzeitig über dasselbe Straßensystem aufgeladen werden könnten, ohne das Stromnetz zusätzlich zu belasten.
Das erste Smart-Road-Projekt hat Electreon bereits in Gotland (Schweden) mit einer rund 1,65 Kilometer langen Straße gestartet. Ende März hat das Unternehmen bekannt gegeben, künftig mit Toyota und dem Automobilzulieferer Denso zusammenzuarbeiten, um die Einführung der induktiven Ladeinfrastruktur zu fördern und die entsprechende Technologie in neue E-Autos zu integrieren. Gemeinsam wollen die Partner außerdem weitere Pilotprojekte in Japan, den USA und in Europa umsetzen.
Electreon testet induktive Ladeinfrastruktur auf deutschen Straßen
Auch in Deutschland ist ein Pilotprojekt angelaufen. Schon im August 2020 kündigte Electreon sein erstes Wireless Electric Road System im Hafengebiet von Karlsruhe an. Hier versorgt die elektrische Infrastruktur bereits eine Buslinie, die das neue EnBW-Schulungszentrum am Karlsruher Rhein mit einem Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs verbindet. Für das Projekt wurde die Technologie ursprünglich auf einem 100 Meter langen Straßenabschnitt installiert. Dieser soll nun auf 500 Meter direkt in die Stadt erweitert werden. Schon jetzt wird der Abschnitt von verschiedenen E-Fahrzeugen genutzt, darunter ein batteriebetriebener Bus und ein Elektro-Lkw für den Fernverkehr.
Wireless Charging für E-Autos soll Kosten für E-Flottenbetreiber:innen senken
Bislang fokussiert sich Electreon auf Betreiber:innen von E-Flotten und elektrischen Transportfahrzeugen. Für sie könnte die innovative Technologie Betriebskosten senken und die hohe Stromnachfrage zu den Haupt-Ladezeiten eindämmen. In Michigan wurde die drahtlose Ladeinfrastruktur allerdings bereits in einem zentralen Bezirk implementiert, um verschiedene Anwendungsfälle auf den Straßen zu untersuchen. Darunter zum Beispiel die Kompatibilität mit unterschiedlichen Fahrzeugtypen. Electreon plant außerdem, weitere Funktionen in die Infrastruktur zu integrieren, unter anderem für die Abrechnung der Straßennutzung. Ganz kostenlos soll das Wireless Charging für E-Fahrzeuge künftig also nicht sein.
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