Lukas Hradecky ließ sich von seinen Teamkollegen in den Arm nehmen und applaudierte den eigenen Fans, Mitfavorit Belgien hakte den dritten Sieg im dritten Spiel schnell und geschäftsmäßig ab.
Eine kurze Laola in die rote Kurve, dann verabschiedeten sich Romelu Lukaku und Co. und verschwanden in der Kabine: Mit einem 2:0 (0:0)-Erfolg und einer makellosen Bilanz zog der WM-Dritte in St. Petersburg ins Achtelfinale ein und verhinderte ein direktes Weiterkommen von Debütant Finnland.
Belgien gelangte als Erster der Gruppe B ins Achtelfinale, Finnland hingegen verbleibt nach einem Sieg und zwei Niederlagen auf Rang drei und muss nun warten, ob es über die vier besten Gruppendritten doch noch reicht. Die Schweiz (vier Punkte) und die Ukraine (besseres Torverhältnis) liegen dort vor den Finnen.
Schweres Spiel für Belgien
Vor rund 22.000 Zuschauern erzielten ausgerechnet Finnlands starker Keeper Lukas Hradecky (74.) mit einem Eigentor sowie Stürmer-Ass Romelo Lukaku (81.) die Treffer für die Belgier, die lange Zeit große Mühe mit dem aufmüpfigen Gegner hatten und denen ein Treffer von Lukaku (65.) nach Videobeweis aberkannt wurde. «Es war ein schweres Spiel. Wir wussten, dass die Finnen kompakt stehen würden. Es war schwer, sie zu knacken», sagte Belgiens Kevin De Bruyne.
Gruppenplatz zwei ging an die zuvor punktlosen Dänen, die das Parallelspiel in Kopenhagen mit 4:1 (1:0) gegen Russland für sich entschieden und damit an beiden Widersachern noch vorbeizogen. Der Dreiervergleich gab den Ausschlag zugunsten der Dänen vor den Finnen und den Russen. 25 Minuten nach Abpfiff kamen die Finnen noch einmal aus der Kabine, die eigenen Fans sangen und jubelten da noch immer. «Ich bin sehr stolz, wie wir das heute gemacht haben», lobte Finnlands Trainer Markku Kanerva seine Spieler, «wir haben großartig gekämpft, über das ganze Spiel. Belgien hatte natürlich viele Chancen, aber es war ein unglückliches Tor. Belgien war das bessere Team und hat den Sieg verdient.»
Klangvolle Namen
Für den Mitfavoriten in rot war das Spiel in St. Petersburg an einem schwülheißen Sommerabend auch abseits der komplizierten Tabellenkonstellation ein besonderes: Superstar De Bruyne (nach Gesichtsoperation), Kapitän Eden Hazard (nach Knöchelproblemen) und Dortmunds Axel Witsel (nach Achillessehnenriss) standen allesamt erstmals bei diesem Turnier in der Startelf.
Hazard hatte wegen zahlreicher komplizierter Verletzungen und einer Corona-Infektion seit November 2019 nicht mehr für Belgien begonnen. Für Martínez war dieser gezielte Testlauf mit den drei Rückkehrern auch deshalb möglich, weil das Weiterkommen nach zwei Siegen bereits feststand. Das Ziel: den Ernstfall für die K.o.-Runde proben, die für Belgien am Sonntagabend (21.00 Uhr) in Sevilla beginnt. «Wir freuen uns jetzt auf das nächste Spiel», kündigte De Bruyne an.
Die klangvollen Namen versprachen aber größeres Spektakel, als sie zunächst hielten. Stattdessen hallten lautstarke «Suomi»-Rufe von den Fans des Turnierdebütanten durch die moderne Arena, wenn sich mal wieder ein unerschrockener Finne ins direkte Duell mit den millionenschweren Kickern um Weltfußballer-Kandidat De Bruyne warf. Klare Torchancen gab es für den WM-Dritten in der ersten halben Stunde nicht, stattdessen machten die Finnen ihrem Ruf als tapferes und schwer zu besiegendes Team alle Ehre.
Spannendes Spiel
Inmitten der weißen Nächte St. Petersburgs entwickelte sich ein spannender Fußballkampf, bei dem auch neutrale Zuschauer mitfieberten: Hier das anrennende Starensemble, dort der wacker um den einen benötigten Punkt kämpfende Außenseiter.
Witsel versuchte es mehrere Male aus der Distanz, blieb damit allerdings ungefährlich. Stoßstürmer Romelu Lukaku, der im Normalfall jede Abwehr zu knacken weiß, konnte sich in der ersten Halbzeit nur einmal durchsetzen: Seinen Kopfball fing Leverkusens Schlussmann Lukas Hradecky (37.), der kurze Zeit später auch einen tückischen Schlenzer von Sturmtalent Jérémy Doku (42.) stark entschärfte.
Nach dem Wechsel bot sich das gleiche Bild: Finnland stand tief, verteidigte energisch und ohne einen Deut nachzulassen. Immer wieder haderten der häufig ausgebremste Hazard und seine Kollegen, weil ihnen nur ungefährliche Fernschüsse als Notlösung blieben. Erst als der unglückliche Hradecky einen Abpraller vom Pfosten ins eigene Tor lenkte, war die Vorentscheidung gefallen.