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5 Tipps für mehr Artenvielfalt im Garten

Wissenschaftler sprechen von einer «Biodiversitätskrise» und suchen nach Lösungen, biologische Vielfalt besser zu schützen. Die gute Nachricht: Im Kleinen können wir direkt anfangen. So geht's.
Verblühte Sonnenhüte
Lavendel
Spatz und Sonnenblume
Winterlicher Gartenteich

Verdrängung, Aussterben, geschädigte Ökosysteme: Das sind Themen, die uns alle betreffen und auch viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer beschäftigen.

Wie können sie dazu beitragen, dass möglichst viele vor allem heimische Pflanzen und Tiere weiterhin gut zusammen (über-)leben? Eigentlich ist es ziemlich einfach, wie zwei Fachleute erklären. Hier sind fünf Tipps für mehr Artenvielfalt im Garten:

Tipp 1: Je wilder, desto besser

«Wer alle Fünfe grade sein und Bereiche im Garten sich natürlich entwickeln lässt, schafft Rückzugsräume und Nahrungsangebot für Tiere, und gibt natürlicherweise vorkommenden Pflanzen die Chance, sich zu verbreiten», erklärt Verena Jedamczik, Referentin für Umfeldberatung und Garten beim Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Das gilt auch für die Grünflächen: «Wenn Sie Wildwuchs zulassen und zum Beispiel Rasen in eine Wiese umwandeln, die man nur ein bis zwei Mal im Jahr mähen muss, bietet das Insekten und vielen tollen Wildkräutern zusätzlichen Lebensraum», so Albert Wotke, Programmleiter Flächennaturschutz beim WWF Deutschland.

Wenig einzugreifen, das bedeutet konkret beispielsweise:

  • Die Große Brennnessel (Urtica dioica) am besten stehen lassen. Sie dient den Raupen von 36 Schmetterlingsarten als Futterquelle, so Wotke. Er rät: Auch wilde bunte Blumen wachsen lassen, die von selber kommen.
  • Gerade jetzt im Herbst und Winter sollten verblühte Stängel von Stauden nicht entfernt werden, denn sie dienen als Kinderstube und Überwinterungsplatz für viele Insekten.
  • Ebenfalls liegen lassen: Laub unter Büschen und in Beeten. «Das Laub zersetzt sich zu Kompost und düngt den Boden. Es schützt die Pflanzen im Winter und bietet Überlebensmöglichkeiten für viele Tiere», erklärt Wotke.

Tipp 2: «Struktur schafft Wohnraum»

So formuliert es Verena Jedamczik. «Unterschiedliche Tiere und Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Die eine Pflanze bevorzugt trockene, sandige Böden, die nächste kommt nur an einem feuchten Standort zurecht. Tiere benötigen Futter, Unterschlupf, Nistplätze oder Quartiere», führt sie aus.

Gartenbesitzer können diese Varianz mitgestalten: «Je strukturreicher ein Garten ist, desto mehr Tiere und Pflanzen können ihre Nische finden», so die Expertin. «Mögliche Strukturelemente sind Hecken und Wildblumenwiesen, aber auch Steinhaufen, Sandbeete und Totholzstapel.»

Noch mehr «Wohnraum» schafft, wer Nisthilfen für Vögel und Insekten sowie Fledermausquartiere an geeigneten Stellen anbringt.

Tipp 3: Einheimische statt Exoten

Thuja, Kirschlorbeer und andere exotische Gehölze sind beliebt, allerdings nicht bei Biene, Hummel & Co. Wer stattdessen heimische Gewächse wählt, tut einiges für die Biodiversität.

«Einheimische Pflanzen wie etwa Holunder, Weißdorn, Felsenbirne, Wacholder, Wildrosen, Heckenkirsche und die früh blühende Haselnuss, aber auch Pflücksträucher wie Brombeere oder Stachelbeere bieten geflügelten und gefiederten Tieren einen reich gedeckten Tisch», zählt Albert Wotke auf.

Es seien gerade die einheimischen Pflanzen, die auch als Winterquartiere benötigt werden, so Verena Jedamczik.

Wotke nennt einen weiteren Vorteil: «Einheimische Gewächse sind in der Regel robuster und meist winterhart.»

Wer besonders die Bienen bedienen möchte, dem empfiehlt er, eine Bienen- statt einer Augenweide zu pflanzen. Was er mit diesem Wortspiel meint: «Eine ganze Reihe von Blüten produzieren weder Pollen noch Nektar und bieten damit Insekten keine Nahrung. Dazu zählen etwa Gartentulpen, Gartenstiefmütterchen, Forsythien und typische Zierpflanzen mit gefüllten Blüten wie etwa Chrysanthemen, Stockrosen, Ranunkel oder die als Balkonpflanze beliebte Geranie.»

Besser greift man also zur sogenannten Bienenweide, die es als Samenmischung zu kaufen gibt. Man kann sie auch selbst zusammenstellen.

«Bienenfreundlich sind zum Beispiel Lavendel, Glockenblumen, Schafgarbe, Löwenmäulchen, Kapuzinerkresse, Kornblumen, Wilde Malve und Verbene», so Wotke. Außerdem blühende Kräuter wie Salbei, Thymian, Rosmarin, Oregano oder Majoran. Für Schmetterlinge mit ihren langen Rüsseln empfiehlt er Bartblumen, Blaukissen, Fetthenne, Lavendel, Flammenblumen, Prachtscharte und Steinkraut.

Tipp 4: Kunst und Chemie ausfallen lassen

Viele Gärtner benutzen Hilfsmittel - und helfen damit weder der Artenvielfalt noch dem ökologischen Gleichgewicht. Denn mit Pflanzenerde, klimaschädlich abgebautem Torf und selbst Kunstdünger könne man hier auf Dauer dem Boden nichts zurückgeben, so Wotke. «Kompost hingegen kann das. Er schließt den Stoffkreislauf im Garten», erklärt er: Kompost düngt, verbessert und lockert den Boden durch natürliche Humus- und Pflanzennährstoffe.

Ein anderer Punkt: Gegen Schädlinge brauche man keine Pestizide, die Nützlinge gleich mitvergiften, so der WWF-Fachmann. Biologische Hilfsmittel wie Kaffee, Pflanzenöl oder Brennnesseljauche könnten auch helfen. «Oder Sie überlassen die Arbeit den natürlichen Fressfeinden der Schädlinge und setzen Ohrwürmer, Schlupfwespen, Marienkäfer oder Wanzen aus.»

Tipp 5: Weniger ist mehr

Nämlich mehr Artenvielfalt: «Wer sich mehr Biodiversität im Garten wünscht, sollte zunächst auf die Dinge verzichten, die ihr schaden», sagt Verena Jedamczik.

Neben den erwähnten Pestiziden und synthetischem Dünger nennt sie auch Torf sowie die Laubbläser, Laubsauger oder Mähroboter. Im Laubsauger würden millionenfach Kleinstlebewesen zusammen mit dem Laub aufgesaugt und zerstückelt, heißt es auf der NABU-Webseite.

Weitere Faktoren seien Lichtverschmutzung durch nächtliche Beleuchtung, die eine Gefahr für Insekten bedeutet und andere nachtaktive Tiere sowie Zugvögel irritieren kann.

Große Glasfronten etwa an Gewächshäusern sind ein Risiko für Vögel, da sie diese womöglich nicht als Hindernis erkennen. Folge: Sie prallen dagegen und verenden.

© dpa ⁄ Bettina Lüke, dpa
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