Sie war Theaterstar, brillierte in Helmut Dietls Kinohit «Rossini». Doch vor allem war sie «Bella Block» – in der Rolle der raubeinig-herzlichen ZDF-Ermittlerin wurde Hannelore Hoger von einem Millionenpublikum geliebt. Nun ist die Schauspielerin gestorben, wie das ZDF auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Der Fernseh-, Film- und Bühnenstar starb laut Mitteilung des Managements bereits am 21. Dezember in Hamburg.
Genaues Alter bleibt unklar
Wie alt Hoger geworden ist, bleibt unklar, denn die zweifache Grimme-Preisträgerin fand die Frage nach ihrem Alter zeitlebens «uncharmant». So schwanken die Angaben zu ihrem Geburtsjahr zwischen 1940 und 1943. Vermutlich kam Hoger am 20. August 1941 auf die Welt.
Die Rolle der unkonventionellen Kommissarin Block, die Hoger zwischen 1994 und 2017 auf dem Bildschirm verkörperte, schien ihr aus Sicht vieler Fans förmlich auf den Leib geschrieben. Mit ihrer eigenen eher direkten Art galt sie gelegentlich als «schwierig» in der Branche.
«Rigide selbstbewusst» nannte sie die Zeitschrift «Theater heute», die sie bereits 1975 zur «Schauspielerin des Jahres» ernannte. Sich selbst beschrieb Hoger in Interviews mit den Worten «keine Diva-Allüren, kein Primadonnengehabe, nicht eitel und eigentlich ziemlich faul».
Hoger tauchte früh in Theaterwelt ein
Die Welt der Schauspieler lernte Hoger früh kennen, da ihr Vater als Inspizient am Ohnsorg-Theater in Hamburg arbeitete. Schon 1958 begann sie eine Ausbildung an der heutigen Hochschule für Musik und Theater. Ihr erstes Engagement fand sie 1961 am Theater Ulm bei dem stilbildend innovativen Intendanten Kurt Hübner (1916-2007).
Und mit den Stationen Bremen, Stuttgart, Köln, Berlin, Bochum und Hamburg verlief eine Karriere, in der sich die junge Mimin zu einer der wichtigsten Bühnenkünstlerinnen der 1970er und 1980er Jahre entwickelte. Herausragend geriet vor allem ihre Zusammenarbeit mit den kühnen Spielleitern Zadek («Die Geisel») und Fernandes.
Um ihre darstellerischen Fähigkeiten weiter zu verfeinern, nahm Hoger sogar Unterricht beim legendären Lee Strasberg in New York. In festen Theaterengagements war sie insgesamt 25 Jahre. Dabei inszenierte sie auch, etwa 1986 Hebbels Bürgerliches Trauerspiel «Maria Magdalena» in Darmstadt. Im Kino trat Hoger erstmals 1968 auf. Häufig wirkte sie in Arbeiten Alexander Kluges mit, eines wichtigen Repräsentanten des Neuen Deutschen Films («Deutschland im Herbst», 1978), der einige Jahre ihr Lebensgefährte war.
Klatschreporterin in Schickeria-Glosse «Rossini»
Komödiantisches Talent bewies die Sylt-Liebhaberin in Helmut Dietls Schickeria-Glosse «Rossini» (1997), wobei sie als Klatschreporterin neben Kollegen wie Götz George und Mario Adorf brillierte. Im Fernsehen war sie seit 1965 dabei. So sah man Hoger 1988 neben ihrer Tochter und Kollegin Nina Hoger (Jahrgang 1961) im Ralph-Giordano-Mehrteiler «Die Bertinis».
Die Rolle, der sie ihre größte Popularität verdankt – die der Bella Block – gab sie schließlich auf eigenen Wunsch ab. «Ich bin Schauspielerin und zwanzig Jahre älter geworden», erklärte die auch sozial engagierte Künstlerin, die nie geheiratet hat, Ende 2014. «Solange ich es kann, möchte ich mich noch anderen Rollen und Themen zuwenden.»
Zwischen 2016 und 2018 war sie in einer neuen volksnahen Rolle im TV zu erleben: als Firmen-Patriarchin neben Ulrike Tscharre und Christoph Maria Herbst in ARD-Degeto-Filmen rund um das «Hotel Heidelberg». Und zur Hommage an ihre während der Dreharbeiten verstorbenen Star-Kollegin Hannelore Elsner (1942-2019) geriet Hogers Auftritt im ARD-Film «Lang lebe die Königin» (2020): Gemeinsam mit Gisela Schneeberger, Judy Winter, Iris Berben und Eva Mattes spielte sie Elsners Titelrolle zu Ende.
Sie wollte, dass der Tod schnell und ohne Siechtum kommt
Die Schauspielerin las etliche Hörbücher ein und ging gern auf Lesereisen. In ihrer Biografie «Ohne Liebe trauern die Sterne» (Rowohlt) hat Hoger 2017 auch ihre Gedanken über den Tod formuliert: «Über uns schwebt das Damokles-Schwert. Je weiter das Leben voranschreitet, umso enger wird es. Aber wir wissen, dass wir dem nicht entgehen können, auch wenn wir es vielleicht möchten. Ich möchte, dass es dann schnell geht und dass man ohne Siechtum zum anderen Ufer kommt.»