Eine geplante Reform zur Vereinfachung von Eheschließungen und Erschwerung von Scheidungen sorgt in China für hitzige Debatten. Laut dem Entwurf für die neuen Regeln zur Eheschließung müssen Paare künftig nur noch ihren Ausweis vorlegen. Zudem ist eine Erklärung zu unterzeichnen, in der bestätigt wird, dass sie weder verwandt noch bereits mit jemand anderem verheiratet sind.
Die Vorlage der formellen Wohnort-Registrierung (Hukou) ist dagegen nicht mehr erforderlich. Dadurch wird es Paaren etwa erleichtert, an einem Ort ihrer Wahl zu heiraten, und nicht in den Städten, in denen sie registriert sind. Bei Scheidungen soll künftig eine neue 30-tägige Abkühlperiode gelten, in der der Antrag von jedem der Partner zurückgezogen werden kann.
Einfache Eheschließung, schwierige Scheidung
Während staatliche Medien die geplanten Änderungen lobten, machten Nutzer in sozialen Medien ihrem Ärger Luft. So wurden Bedenken über heimliche Mehrehen und Identitätsbetrug geäußert. Zudem gab es Kritik an der Abkühlperiode, da ein nicht williger Partner den Antrag jederzeit stoppen könne.
Von «einer Falle» sprach ein Kommentator im sozialen Netzwerk Weibo: Es gehe leicht in die Ehe hinein, es gebe aber keinen Ausweg mehr. Der Entwurf für die neuen Ehe-Regelungen steht bis zum 11. September zur öffentlichen Diskussion.
Halb so viele Hochzeiten wie noch 2014
Wie die staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, hat sich die Zahl der Eheschließungen in China innerhalb der letzten zehn Jahre halbiert. Im ersten Halbjahr dieses Jahres registrierten sich demnach 3,43 Millionen Paare, was nur der Hälfte der Zahl aus dem gleichen Zeitraum im Jahr 2014 entspricht.
Experten führten den Rückgang laut Xinhua auf eine schrumpfende Zahl heiratsfähiger Personen, sich wandelnde Einstellungen zur Ehe und finanzielle Bedenken zurück. Immer mehr junge Menschen entschieden sich dafür, die Ehe hinauszuschieben.