Der Erster Bürgermeister von Grafenrheinfeld, Christian Keller (CSU), blickt wenige Stunden vor der Sprengung der markanten Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerkes ein wenig wehmütig auf die beiden Kolosse. «Das ist eine Landmarke, die wir seit vielen Jahrzehnten kennen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist etwas Besonderes.» Viele Bürgerinnen und Bürger seiner Gemeinde in Sichtweite des Kraftwerks hätten dort gearbeitet. «Wir haben es immer gesehen, wir haben es vor Augen gehabt», sagte Keller. «Und wenn das dann fehlt, dann wird man mal sehen, was das mit uns macht.» Für ihn werde die für den Abend angesetzte Sprengung ein emotionaler Moment.
Tausende Schaulustige erwartet
50 Jahre nach dem Baubeginn der Anlage sollen die beiden auffälligsten Zeichen der einstigen Hochrisikotechnologie gegen 18.30 Uhr gesprengt werden. Die Polizei ist mit dutzenden Einsatzwagen rund um die Sperrzone des Kraftwerks unterwegs. Es werden tausende Schaulustige erwartet, wie ein Polizeisprecher sagte. Die ersten Menschen bauten Stunden vor der Sprengung unter Bäumen Kameras auf, um möglichst gute Bilder und Videos des Spektakels einzufangen.
Auch Keller erwartet zahlreiche Zuschauer, vor allem aus der Region. Viele Menschen hätten ihm erzählt: «Das war doch immer für uns alle ein ganz wichtiger Fixpunkt, wenn wir zum Beispiel aus dem Urlaub zurückgekommen sind. Man hat von weitem die Türme gesehen. Man hat dann immer gewusst: Da ist daheim.»
Seit 2018 läuft der Rückbau
Das AKW südlich von Schweinfurt war bis zu seiner Abschaltung das älteste noch aktive Atomkraftwerk in Deutschland. 1974 begann der Bau des Kraftwerks. Die erste Kettenreaktion wurde Ende 1981 angestoßen, von Juni 1982 floss Strom ins Netz. Bis 2015 war es 33 Jahre im Dienst. Seit 2018 läuft dort der Rückbau - und dauert wahrscheinlich auch noch zehn Jahre.
Die Kühltürme sind je 143 Meter hoch. Am Boden beträgt der Durchmesser je rund 105 Meter, etwa 64 Meter sind es am oberen Ende.