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Terrorismusforscher: Viele Einzeltäter mit diffusem Motiv

Die Mehrzahl der religiös motivierten Anschläge der vergangenen Jahre verübten Täter, die sich in Deutschland radikalisiert hatten. Im Hintergrund spielten oft persönliche Lebenskrisen eine Rolle.
Nach der Messerattacke in Mannheim - Gedenken
Am 31. Mai 2024 wurde der Polizist Rouven Laur auf dem Marktplatz in Mannheim von einem Angreifer mit einem Messer tödlich verletzt. Der aus Afghanistan stammende Angreifer hat die Tat gestanden. Nach seinem Motiv gefragt, verwies Sulaiman A. auf den Gaza-Krieg. © Bernd Weißbrod/dpa

Bei mehreren islamistischen Terroranschlägen der vergangenen fünf Jahre spielten neben der Ideologie nach Einschätzung des Extremismusexperten Martin Kahl auch persönliche Motive eine Rolle. Kahl, der am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg unter anderem zu «gesellschaftlichen und politischen Praktiken im Umgang mit dem radikalen Islam» geforscht hat, sagte bei einem Pressegespräch des Mediendienstes Integration, die Täter seien zwar eingebunden in «ideologische Narrative», die weltweit kursierten, aber man könne schon den Eindruck gewinnen, «dass es da auch persönliche Motive gibt, dass sich teilweise die Täter so Rettung aus ihren eigenen Lebenskrisen durch die Taten versprechen». 

Unzufriedenheit mit Lebensumständen

Häufig gehe es darum, die eigenen Lebensumstände, die die Täter selbst als unzufriedenstellend beurteilten, und die bei der Planung der Tat eine wichtige Rolle spielten, um ein islamistisches Motiv ergänzt würden, mit dem Ziel, «der Tat mehr Bedeutung zu geben». Den Tätern gehe es oft darum, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken und berühmt zu werden. 

In einigen Fällen sei es auch für die Gerichte schwierig festzustellen, ob die Ideologie wirklich im Vordergrund steht. «Das kann ja auch so stark miteinander verwoben sein, dass man es irgendwie gar nicht trennen kann», sagte Kahl. 

Vier islamistische Anschläge seit Anfang 2024

Bei den zu den letzten vier mutmaßlich religiös motivierten Anschlägen in Mannheim, Solingen, München und Berlin ermittelten Tatverdächtigen sei jeweils keine starke psychische Störung festgestellt worden. Das bedeute aber nicht, «dass das dahinterliegende Motiv nicht eben auch eine allgemeine Unzufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen gewesen sein kann, aber das müssen die Gerichte dann feststellen».

Während in früheren Jahren für islamistische Terroristen als «Trigger» vor allem westliche Militärinterventionen wie im Irak und in Afghanistan eine Rolle gespielt hätten, waren es später nach Einschätzung von Experten verstärkt Mohammed-Karikaturen beziehungsweise Koran-Verbrennungen. In den Jahren 2014 bis 2017 folgten Anschläge mit Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Laut Kahl ist die IS-Ideologie zwar bis heute ein Bezugspunkt. Bei den letzten Anschlägen in Deutschland, die nach seinen Worten alle von «operativen Einzeltätern» mit eher diffusem Motiv verübt wurden, sei jedoch keine oder nur eine sehr lose Verbindung zu Terrorgruppen festzustellen gewesen.

Kahl und sein Team haben seit 2015 insgesamt 15 islamistische Terroranschläge in Deutschland gezählt, zudem vier fehlgeschlagene Anschläge sowie jeweils 33 Verdachtsfälle und Anschläge, die in der Planungs- beziehungsweise Vorbereitungsphase von den Sicherheitsbehörden verhindert wurden.

© dpa
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