Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius ist in Vilnius mit dem Vorkommando der Bundeswehr-Brigade zusammengetroffen, die Deutschland bis 2027 in dem baltischen Nato-Partnerland stationieren will.
«Ich freue mich sehr, wirklich sehr, über das, was Sie hier tun. Es ist beispielgebend, es ist beispiellos in der Geschichte der Republik und der Bundeswehr», sagte der SPD-Politiker bei dem Treffen mit der von Oberst André Hastenrath geführten Truppe. Es sei «wirklich ein besonderer Schritt», den Deutschland hier mache.
Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa hat die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband fest in Litauen zu stationieren. Die Brigade soll bis 2027 einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von etwa 4800 Soldaten sowie rund 200 zivilen Bundeswehrangehörigen. Das Vorkommando mit etwa 20 Soldaten war am 8. April in Litauen eingetroffen.
Minister bei Militärübung
Nach dem Treffen mit dem Vorkommando machte sich Pistorius auf den Weg zum Militärstützpunkt Pabrade. Dort besuchte er auf dem größten Truppenübungsplatz Litauens eine Militärübung mit Gefechtsschießen mit scharfer Munition. Simuliert wurde ein Angriff einer feindlichen Militärmacht auf Bündnisgebiet. Pistorius selbst wurde auf einem Leopard-2-Kampfpanzer in das weitläufige und wenig bewachsene Übungsgelände gebracht.
Später sah sich der SPD-Politiker in einem Transportpanzer Fuchs das Geschehen aus der Nähe an und stieg auch in die Panzerhaubitze 2000 - das schwerste Artilleriegeschütz der Bundeswehr. «Vielen Dank dafür, dass ich mitfahren konnte. Die Gelegenheit hab auch ich nicht regelmäßig», sagte Pistorius vor deutschen Soldaten, mit denen er sich nach der Übung zu einem Gespräch traf.
Die Militärübung unter dem Namen «Grand Quadriga» war Teil der Nato-Verteidigungsübung «Steadfast Defender» (etwa: «Standhafter Verteidiger») - dem größten Nato-Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges vor rund 35 Jahren. Deutschland beteiligt sich daran mit 12.000 Bundeswehrsoldaten und mehreren eigenen Übungen. «Wir tun das aus gutem Grund», betonte Pistorius. Es gehe darum, nicht nur die Kampffähigkeit, sondern auch die Kampfbereitschaft zu demonstrieren.
Litauen grenzt an das mit Russland verbündete Belarus sowie an Russlands Ostsee-Enklave Kaliningrad. Zwischen beiden Ländern verläuft von Litauen ein schmaler Landkorridor westlich nach Polen - die sogenannte Suwalki-Lücke, um die es im Falle eines Angriffs zu Kämpfen kommen könnte. Deutschlands Truppenstationierung ist für die Litauer eine gewünschte Rückversicherung der Nato-Beistandsverpflichtung.