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Kontaktgruppe berät in Ramstein über Hilfe für Ukraine

Die Ukraine braucht dringend weitere Militärhilfe. In Ramstein beraten die Partner Kiews erneut, wie sie gegen die russische Invasion helfen können. Die Blicke richten sich zudem auf Frankfurt.
Ramstein Air Base
Ukraine-Kontaktgruppe
Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj
Kabinettssitzung in Großbritannien

Verteidigungsminister und Militärs aus aller Welt treffen sich heute auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu Gesprächen über die weitere Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Zu der Konferenz auf der größten US-Airbase außerhalb der Vereinigten Staaten hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe eingeladen. 

Einem «Spiegel»-Bericht zufolge soll auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu den Gesprächen hinzustoßen. Selenskyj trifft sich am frühen Nachmittag zudem mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Frankfurt am Main, wie ein Regierungssprecher am Abend sagte. 

Erwartet werden in Ramstein etwa Beratungen darüber, wie die Flugabwehr der Ukraine gestärkt werden kann. Zur Kontaktgruppe gehören rund 50 Staaten, darunter Deutschland. Wie bei früheren Gesprächen auf dem Stützpunkt bei Kaiserslautern wurden auch Nicht-Nato-Staaten eingeladen. Es ist das 24. Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe, allerdings wurden die meisten Gespräche als Videokonferenzen geführt. Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Der Westen unterstützt Kiew bei der Verteidigung unter anderem mit umfangreichen Waffenlieferungen.

Russische Angriffe in der Nacht

Auch in der Nacht zum Freitag meldete die ukrainische Luftwaffe wieder etliche russische Angriffe mit Kampfdrohnen und Raketen in weiten Teilen des Landes. Im Gebiet Charkiw im Osten, in der nordöstlichen Grenzregion Sumy sowie in Winnyzja im Westen waren Berichten zufolge Explosionen zu hören. Nahe der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg) habe es nach einem abgewehrten Drohnenangriff gebrannt, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj am Morgen bei Telegram mit. Zum Ausmaß der Schäden oder zu Verletzten gab es zunächst keine Informationen.

Gouverneur: Häuser in russischer Grenzstadt beschädigt

Offiziellen Angaben aus Russland zufolge beschossen die ukrainischen Streitkräfte unterdessen am Abend dreimal die russische Grenzstadt Schebekino. Dabei seien 15 Privathäuser beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Auch ein Fabrikdach wurde demnach beschädigt. An mehreren Orten habe es gebrannt. Das genaue Ausmaß der Schäden solle bei Tageslicht begutachtet werden. Angaben zu möglichen Opfern gab es zunächst nicht.

Selenskyj berät mit Macron über Zusammenarbeit 

Selenskyj beriet am Abend mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron über eine weitere Zusammenarbeit im Verteidigungssektor, über ein neues militärisches Hilfspaket Frankreichs und die Möglichkeit einer gemeinsamen Produktion bestimmter Waffen. Selenskyj verwies vor dem Ramstein-Treffen auf den Hauptbedarf im Krieg gegen Russland und nannte auf der Plattform X die Luftverteidigung, gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie und Systeme zur elektronischen Kriegführung. Der ukrainische Präsident betonte ferner, dass sein Land dringend die Erlaubnis seiner Partner brauche, jene Flugplätze anzugreifen, von denen Russland Raketen auf die Ukraine abschieße. 

Kurz vor dem Treffen beschloss Rumänien, dem Nachbarland eines seiner Patriot-Flugabwehrsysteme zu überlassen. Selenskyj dankte dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis, der kurz zuvor den vom Parlament in Bukarest gefassten Beschluss unterzeichnet hatte. Dies sei ein bedeutender Beitrag zum Schutz der Ukraine «vor dem russischen Raketen-Terror».

«Wir erwarten von unseren Partnern, dass sie ein ganzes Paket von Beschlüssen zur Luftverteidigung und anderen Hilfen für die Ukraine umsetzen - das ist genau das Paket, das auf dem Nato-Gipfel in Washington im Juli beschlossen wurde», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache mit Blick auf das Ramstein-Treffen.

London liefert Flugabwehr-Raketen

Großbritannien liefert der Ukraine 650 Raketen zur Flugabwehr. Das teilte das Verteidigungsministerium in London vor dem Ramstein-Treffen mit. Verteidigungsminister John Healey werde das Paket im Wert von 162 Millionen Pfund (192 Millionen Euro) bei dem Treffen verkünden, hieß es in einer Mitteilung. Finanziert werde es vornehmlich aus der drei Milliarden Pfund (3,5 Milliarden Euro) schweren jährlichen Unterstützung Großbritanniens für die Ukraine.

 «Diese neue Zusage wird der Luftabwehr der Ukraine einen wichtigen Schub verleihen und die Entschlossenheit unserer neuen Regierung zeigen, die Unterstützung für die Ukraine zu erhöhen», sagte der Labour-Politiker laut der Mitteilung.

Die sogenannten Lightweight Multirole Missiles (LMM) werden vom Rüstungskonzern Thales in Belfast hergestellt und können von Land, See und aus der Luft abgefeuert werden. Mit einer Reichweite von sechs Kilometern und Überschallgeschwindigkeit (Mach 1,5) können sie London zufolge zur Abwehr einer großen Zahl von Bedrohungen eingesetzt werden, darunter Drohnen, gepanzerte Fahrzeuge und kleinere Schiffe.

Selenskyj fordert schnelle Umsetzung von Beschlüssen

Selenskyj forderte von den Partnern ein möglichst schnelles Umsetzen von Ankündigungen und Beschlüssen. «Wenn Entscheidungen schnell getroffen werden, hat Russland keine Zeit, sich anzupassen, und wir erzielen besonders wertvolle Ergebnisse», sagte er. Das gelte für den Schutz der Ukraine vor Angriffen, die Unterstützung ukrainischer Soldaten an der Front und die Widerstandsfähigkeit des Staates insgesamt. «Und ganz allgemein die Widerstandsfähigkeit der Welt, die weiterhin nach den Regeln, nach dem Völkerrecht leben will und nicht vom Wahnsinn gewisser Putins abhängig ist», sagte Selenskyj mit Bezug auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Zum Kampfgeschehen sagte der ukrainische Präsident: «Die Hauptaufgabe besteht darin, so viele Kräfte der Besatzer wie möglich auszuschalten.» Die ukrainischen Verteidigungslinien seien verstärkt worden.

 

 

 

 

 

 

© dpa
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