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Erste Hilfe: Kann ich wirklich nichts falsch machen?

Jemand sackt in sich zusammen - Herzstillstand. Wer dann Erste Hilfe leistet, hat oft Angst vor Fehlern. Oder davor, bei der Herzdruckmassage Rippen zu brechen. Ein Mediziner kann beruhigen.
Eine Frau wartet auf einen Rettungswagen
In Notfällen ist jede Hilfe wichtig, da Nichtstun strafbar ist. © Benjamin Nolte/dpa-tmn

Geht es um Erste Hilfe in einem Notfall, gibt es eigentlich nur eine Sache, die man falsch machen kann - und zwar: gar nichts zu tun. «Jeder ist verpflichtet, bei einem Notfall im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen», so Prof. Bernd Böttiger, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes. In Paragraf 323c des Strafgesetzbuches ist festgehalten, dass unterlassene Hilfeleistung eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe zur Folge haben kann.

Und doch sind viele Menschen, wenn sie als Ersthelfer gefragt sind, unsicher und zögern im ersten Moment. Der letzte Kurs liegt vielleicht schon Jahre zurück, man hat das Wissen in der Zwischenzeit nie gebraucht - zum Glück. In der Situation schlägt einem das Herz bis zum Hals. Doch es ist wichtig, die Sorge vor Fehlern zu überwinden. «Es besteht keinerlei Grund zur Zurückhaltung, wenn es darum geht, Erste Hilfe zu leisten», so Bernd Böttiger. Schließlich kann sie Leben retten.

Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute

Etwa im Falle eines Herzkreislaufstillstands: Der Herzmuskel pumpt dann kein Blut mehr durch den Körper - und kann die Organe nicht mehr mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen. Betroffene verlieren das Bewusstsein, sacken in sich zusammen, sind nicht mehr ansprechbar, atmen nicht mehr. «Das Gehirn überlebt in einem solchen Fall nur drei bis fünf Minuten. In dieser Zeit kann der Rettungsdienst fast nie vor Ort sein», so Bernd Böttiger. 

Bis die Profis eintreffen, sind also diejenigen gefragt, die von dem Notfall mitbekommen haben. Sobald ein Notruf über die Nummer 112 abgesetzt ist, sollten sie eine Herzdruckmassage beginnen. Die Zeit läuft: In jeder Minute, in der ein Betroffener nicht damit behandelt wird, sinkt seine Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent, heißt es von der Deutschen Herzstiftung. 

Und so geht es: Als Ersthelfer oder -helferin kniet man sich seitlich neben die Person. Einen Handballen platziert man auf der Mitte ihres Brustbeines. Die zweite Hand positioniert man auf dem Handrücken der ersten. 

Nun gilt es, den Handballen 5 bis 6 Zentimeter tief in die Mitte des Brustkorbs zu drücken und das 100- bis 120-mal pro Minute, wie Böttiger erklärt. Wer sich dabei am Songs «Stayin' Alive» von den Bee Gees mit seinen 100 Taktschlägen pro Minute orientiert, liegt gut. Sind andere Helfer vor Ort, kann man sich abwechseln. Wichtig ist nur, nicht aufzuhören, bis die medizinischen Profis den Patienten oder die Patientin übernehmen.

Rippenbrüche sind keine Seltenheit

So eine Herzdruckmassage ist eine grobe Angelegenheit. «Dabei muss man viel Kraft aufwenden, das Blut soll schließlich wieder zum Gehirn fließen», erklärt Böttiger. «Das kann auch mal mit Rippenbrüchen einhergehen.» 

Wer Angst davor hat, dass es auf einmal knacken könnte, den kann der Mediziner aber beruhigen: «So schmerzhaft ein Rippenbruch auch ist, er ist zu vernachlässigen im Vergleich zu den Folgen, die aus einer unterlassenen Hilfe oftmals resultieren», so der Mediziner. Ohne die drohen etwa massive geistige Schädigungen aufgrund des Sauerstoffmangels im Gehirn. Oder eben der Tod, nach nur wenigen Minuten. 

Fehler und Verletzungen ohne rechtliche Folgen 

Ob eine kaputte Rippe, andere Verletzungen oder Fehler: Konsequenzen haben Ersthelferinnen und Ersthelfer in diesen Fällen nicht zu befürchten, das Recht schützt sie gut. «Wer Erste-Hilfe-Maßnahmen in der Aufregung nicht richtig anwendet, kann dafür später nicht haftbar gemacht werden», stellt Bernd Böttiger klar.

Und für Ersthelfer gibt es auch in der Notfallsituation selbst Hilfe: «Die Leitstelle des Rettungsdienstes kann etwa auch via Telefon die Herzdruckmassage erklären und unterstützen», so Böttiger. Sich erst einmal im Internet Rat zu holen, davon rät er eher ab. «Im Notfall muss es schnell gehen und man steht unter enormer Belastung, sodass es dann nicht möglich ist, erst ein Video anzusehen.» 

Was jede und jeder dafür tun kann, um im Ernstfall gut vorbereitet zu sein: sich immer wieder mit dem Thema Erste Hilfe auseinandersetzen - etwa durch entsprechende Kurse. «Da das Wissen selten angewendet wird und daher relativ schnell in Vergessenheit gerät, empfehlen wir alle zwei Jahre eine Auffrischung», so DRK-Arzt Böttiger. 

© dpa ⁄ Ricarda Dieckmann, dpa
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