Im Supermarkt findet man sie in der Konserve, in der Sushi-Theke oft als Sashimi: Thunfische. Die Beliebtheit des Speisefisches wird ihm immer mehr zum Verhängnis. Durch Überfischung sind die Bestände dramatisch gesunken. Die Doku «Terra X: Thunfisch - Der bedrohte Jäger», die an diesem Sonntag (19.30 Uhr) im Zweiten ausgestrahlt wird, geht der Frage nach, wie der gejagte Jäger gerettet werden kann.
Der Blauflossen-Thunfisch, auch Roter Thun genannt, ist der größte und wertvollste Thunfisch überhaupt, wie Meeresbiologe und «Terra X»-Moderator Uli Kunz in der Doku erklärt. «Kaum ein Fisch ist so gut erforscht und gibt den Wissenschaftlern dennoch bis heute Rätsel auf», berichtet der Experte.
Mit Berufsfischern am Mittelmeer stattet er die Fische mit Peilsendern aus, damit Forscher noch mehr über ihr Verhalten und ihre Bewegungen erfahren können. «Jedes Jahr im Frühling wandern Thunfische aus dem Atlantik ins Mittelmeer, um zu laichen.» Fast 10.000 Kilometer würden sie im Jahr zurücklegen. Im Herbst würden sie zurück in den Atlantik ziehen. «In der Straße von Gibraltar kann man ihre Ankunft am besten beobachten.»
Sushi-Hype und Umweltverschmutzung
Die Doku zeigt den Status quo und widmet sich der Geschichte der Fische. Schon die Neandertaler hätten Thunfisch gegessen, lernt man. Die Erfindung der Konservendose und später die Beliebtheit von Sushi gelten demnach als Wendepunkte. In der Konserve würden vor allem verwandte Arten landen, nicht der teure Blauflossen-Thunfisch, der den Fischern etwa 2000 Euro bringt. «Je seltener der Blauflossen-Thun wird, umso höher steigt der Preis.»
Um den Thunfisch im Mittelmeer zu retten, seien die Fangquoten drastisch reduziert worden. Langleinen-Fischerei etwa in Papua-Neuguinea soll die Fische schonender aus dem Wasser holen. Die Leinen aus Plastik können aber auch zur Gefahr für Meeresbewohner werden. Der 45-minütige Film von Claudia Ruby geht auch auf die Verschmutzung der Meere ein und zeigt, wo und wie viele «Plastik-Hotspots» es in den Ozeanen gibt.
Blick hinter die Kulissen
Kunz nimmt den Zuschauer mit auf einen großen Fischkutter, der mit Netzen auf die Jagd geht - und einen ganzen Schwarm abfischt. «Das ist die Fischerei, von der wir zu Hause nichts mitbekommen. Wir sehen die kleinen Dosen, aber hier werden sie gemacht.» Die Doku zeigt die Arbeit, die hinter Fang und Verarbeitung steckt - kommt dabei aber mit wenig Blut aus.
Die Frage über allem: Kann die Fischerei die Nachfrage nach Thunfisch decken? Die Doku gibt eine klare Antwort und stattet einem der wichtigsten Importländer einen Besuch ab: Japan. Dort wird ein Zuchtprogramm für Thunfische gezeigt. Der Fisch gelte eigentlich als «unzuchtbar». Allein neun Jahre habe es gedauert, bis die Fische in Gefangenschaft gelaicht hätten. Ist also Aquakultur wie beim Zuchtlachs die Lösung? Spoilerwarnung: Nein.