Elizabeth Holmes galt als Biotech-Pionierin und war eine der jüngsten Milliardärinnen aller Zeiten – doch dann wurde sie als Betrügerin entlarvt. Nun beschäftigt sich Hulu in seiner Miniserie „The Dropout” mit dem Skandal. Die wahre Geschichte hinter Elizabeth Holmes und ihrem Unternehmen Theranos erzählen wir Dir hier.
Eine wahre Geschichte: The Dropout und der Skandal um Elizabeth Holmes
„Geld. Liebe. Drama. Betrug”: So wird die Handlung von The Dropout umschrieben. Im Mittelpunkt der Miniserie steht Elizabeth Holmes, die mit 19 Jahren eine bahnbrechende Idee hat. Bluttests sollen dank einer neuen Technologie nicht nur schneller und günstiger möglich sein, sondern auch hunderte Krankheiten nachweisen können.
Mit ihrer Firma Theranos erlebt sie anschließend einen märchenhaften Aufstieg. Elizabeth Holmes wird im Silicon Valley als weiblicher Steve Jobs gefeiert und verdient ein Vermögen. Doch dann wird der jungen Gründerin milliardenschwerer Betrug vorgeworfen.
Was nach einer Hollywood-Erfindung klingt, hat sich tatsächlich so abgespielt. The Dropout basiert auf einer wahren Geschichte: dem 2019 erschienenen Podcast „The Dropout”, indem die Journalistin Rebecca Jarvis vom Aufstieg und Fall des einstigen Biotech-Stars erzählt.
Produzentin und Autorin Elizabeth Meriweather („New Girl”) macht aus dem Podcast nun eine achtteilige Serie. Die Hauptrolle übernimmt die oscarnominierte Schauspielerin Amanda Seyfried („Mank”). Zu sehen sind weiterhin Naveen Andrews („Lost”) als Theranos-Präsident Ramesh Balwani, William H. Macy („Fargo”) und Stephen Fry („Der Hobbit”). In Deutschland startet The Dropout am 20. April 2022 exklusiv bei Disney+.
Elizabeth Holmes’ wahre Geschichte: Ihre revolutionäre Idee und Aufstieg
Elizabeth Holmes kam 1984 in Washington D.C. zur Welt. Ihr Vater war Vizepräsident beim Energiekonzern Enron, ihre Mutter arbeitete für den US-Kongress. 2002 begann Holmes ihr Studium der Chemie-Ingenieurswissenschaften an der renommierten Stanford-Universität.
Schon in ihrem ersten Studienjahr hat sie die Idee für eine neuartige Blutuntersuchung: Dabei kommen Gentests statt der üblichen Nährböden zum Einsatz. Wenige Tropfen Blut sollen genügen, um nach Markern für 240 Krankheiten wie Krebs oder Diabetes zu suchen.
2003 verlässt die erst 19-Jährige die Uni und gründet ihre eigene Firma: Theranos. Als Startkapital verwendet sie Geld, das ihre Eltern für ihre Ausbildung gespart hatten. Das Unternehmen entwickelt eigens einen Blutabnahmestift und das Minilaborgerät „Edison”. Patient:innen sollen damit von einfachen und billigen Tests profitieren, die noch dazu schnelle Ergebnisse liefern und weniger schmerzhaft sind als herkömmliche Blutabnahmen.
Die charismatische Holmes gewinnt schon bald mächtige Unterstützer:innen: Einer ihrer Stanford-Professoren, Channing Robertson, übernimmt einen Vorstandsposten bei Theranos. Später schließen sich mehrere ehemalige US-Politiker und Militärs ihrem Aufsichtsrat an, darunter die Ex-Außenminister Henry Kissinger und George Shultz sowie Ex-Verteidigungsminister William Perry.
In das Start-up investiert zudem die Familie des Walmart-Gründers Sam Walton und der australische Medienmogul Rupert Murdoch. Trotzdem agiert das Unternehmen fast zehn Jahre lang weitgehend im Verborgenen und hat nicht einmal eine Webseite.
Elizabeth Holmes und Theranos auf dem Höhepunkt des Erfolgs
Erst ab 2013 tritt Holmes vermehrt in der Öffentlichkeit auf. Weil sie Apple-Gründer Steve Jobs verehrt, zieht sie ausschließlich schwarze Rollkragenpullis an. Angeblich spricht sie zudem mit tieferer Stimme, um männlicher zu klingen. Sie beauftragt sogar Apple-Mitarbeiter:innen, um das Laborgerät Edison zu designen.
2015 vereinbart Theranos eine Kooperation mit der US-Drogeriekette Walgreens: Die Bluttests sollen in deren Filialen angeboten werden. Holmes verspricht, dass bald jeder US-Haushalt im Umkreis von fünf Meilen einen davon nutzen könnte. Gegenüber Investor:innen behauptet sie sogar, dass die Bluttests vom US-Militär verwendet würden – das stellt sich später jedoch als falsch heraus.
Holmes wird schließlich zum Medienstar: Forbes ernennt sie zur jüngsten Selfmade-Milliardärin Amerikas. Das TIME-Magazin nimmt sie 2015 in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen weltweit auf. Im selben Jahr liegt der Wert von Theranos bei neun Milliarden US-Dollar.
Der Präsident von Theranos heißt zu diesem Zeitpunkt Ramesh „Sunny” Balwani. Der 1965 geborene Amerikaner arbeitete zuvor unter anderem bei Microsoft, kann aber keine Kenntnisse über Biomedizin vorweisen. Was die rund 800 Mitarbeiter:innen und der Vorstand des Unternehmens nicht wissen: Er und Elizabeth Holmes sind ein Paar.
Die wahre Geschichte hinter The Dropout: Bluttests, die nicht funktionieren
Hinter den Kulissen von Theranos brodelt ein Skandal: Das Unternehmen führt zwar Analysen von Blutproben durch, aber „Edison” funktioniert nicht, wie es soll. Das Gerät liefert häufig falsche Ergebnisse.
Und weil Theranos die Vielzahl von Tests nicht stemmen kann, verwendet es schließlich heimlich Laborgeräte anderer Hersteller:innen. Theranos-Mitarbeiter:innen dokumentieren die Fehler und Probleme, aber ihre Vorgesetzten ignorieren das. Falsche Testergebnisse werden gelöscht und Daten korrigiert.
Der Fall von Theranos und Elizabeth Holmes
Zwei Mitarbeiter:innen verlassen letztendlich das Unternehmen, nachdem sie Ungereimtheiten entdeckt hatten – darunter der Enkel von George Shultz. Zwar setzen Theranos’ Anwält:innen die beiden Ex-Angestellt:innen unter Druck. Doch sie überzeugen die staatliche Aufsichtsbehörde CMS, das Start-up zu kontrollieren. Dabei werden mehrere Verstöße festgestellt. Shultz’ Enkel wendet sich zudem an das Wall Street Journal.
Der Investigativjournalist John Carreyrou macht den Skandal schließlich 2015 öffentlich – und schreibt später das Buch „Bad Blood”, das wie „The Dropout” die wahre Geschichte von Elizabeth Holmes und Theranos erzählt. Das Unternehmen streitet zunächst alle Vorwürfe ab und droht mit Klagen.
Dann geht es allerdings Schlag auf Schlag: Walgreens stellt die Zusammenarbeit mit dem Start-up ein. 2016 schätzt Forbes Holmes’ Vermögen sogar auf null US-Dollar. Die Aufsichtsbehörde CMS warnt zudem, dass die Tests die Gesundheit von Patient:innen gefährden.
Kurz danach beginnen Ermittlungen gegen das Unternehmen: Elizabeth Holmes wird unter anderem Wertpapierbetrug vorgeworfen. Sie habe gewusst, dass die Tests nicht funktionierten, aber dennoch Investorengelder eingesammelt. Nach einem Vergleich zahlt die Unternehmerin 500.000 US-Dollar Strafe, außerdem darf sie zehn Jahre lang keine börsennotierte Firma führen. 2018 wird Theranos stillgelegt.
Die wahre Geschichte hinter The Dropout: Der Prozess und das Urteil gegen Holmes
Im selben Jahr erheben die US-Behörden Anklage gegen Elizabeth Holmes und Sunny Balwani. Der Vorwurf: Betrug an Investor:innen und Kund:innen in mehreren Fällen. Der Prozess verzögert sich allerdings wegen der Coronapandemie und der Schwangerschaft der Angeklagten. Mit Balwani ist sie zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr liiert.
Schließlich beginnt der Prozess gegen Elizabeth Holmes im September 2021 in Kalifornien. Die Angeklagte schweigt drei Monate lang, sagt aber am Ende des Prozesses als Zeugin aus. Dabei streitet sie alle Vorwürfe ab und behauptet unter anderem, Mitarbeiter:innen hätten sie über die Technologie getäuscht. Obendrein habe Balwani sie beeinflusst.
Anfang 2022 spricht das Gericht Elizabeth Holmes in vier von elf Anklagepunkten schuldig. Bei ihnen ging es um den Betrug an Investor:innen. Freigesprochen hat sie das Gericht in vier Fällen, die sich um den Betrug an Patient:innen drehten.
Das Strafmaß soll im September 2022 verkündet werden. Holmes könnte dann zu viermal 20 Jahren Haft verurteilt werden. Expert:innen erwarten aber, dass die Strafe deutlich geringer ausfällt. Ohnehin könnten die Jahre parallel abgegolten werden. Elizabeth Holmes bleibt dank Zahlung einer Kaution bis dahin auf freiem Fuß.
Der Prozess gegen ihren Ex-Freund Sunny Balwani ist am 22. März 2022 in Kalifornien gestartet.
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