Im Dokudrama "Sissi: Die Getriebene" offenbaren sich die dunklen Seiten der Kaiserin.
Der Mörder erwartet sie bereits. Nichtsahnend hastet die österreichische Kaiserin zum Genfer Hafen. Sie muss sich beeilen, ihre Fähre legt bald ab. Auf dem Weg kommt ihr ein Mann entgegen, packt zu, stößt sie zu Boden. Die Feile, die der Anarchist in ihr Herz bohrt, bemerkt Elisabeth nicht. Kurz darauf bricht die 60-Jährige an Bord des Schiffs tot zusammen.
Die ganze Nation trauert im September 1898 um eine Monarchin, die nie eine sein wollte. Elisabeth verachtete ihr Amt. Ihr strahlendes Lächeln? Nur schöner Schein!
Sunnyi Melles spielt die späte Elisabeth als vom Leben gezeichnete Herrscherin, magersüchtig und schwermütig. "Sie war zeit ihres Lebens eine suchende, eine rastlose Person“, sagt Monica Kurzel-Runtscheiner, Direktorin der Kaiserlichen Wagenburg Wien. Und so ganz anders als die "Sissi", mit der sich Romy Schneider in den 50er- Jahren in die Herzen der Zuschauer spielte.
Mit zarten 16 Jahren heiratet die bayerische Prinzessin Elisabeth ihren Cousin, Kaiser Franz Joseph I. Über Nacht steht sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, ihre kindliche Schwärmerei wird bald vom strikten Protokoll getrübt. Ihr Benehmen? Zu ungestüm! Ihre Zähne? Zu gelb! Ihre Liebe zu Pferden? Zu gefährlich!
Stück für Stück wird die junge Kaiserin von ihrer Schwiegermutter in das enge Korsett des Wiener Hofs gezwängt. Selbst die Erziehung ihrer Kinder muss Sissi den Hofdamen überlassen. Als Kaiserin hat sie genau zwei Aufgaben: zu lächeln – und für Nachwuchs zu sorgen. Der andauernde Druck, die öffentliche Aufmerksamkeit, der tragische frühe Tod ihrer ersten Tochter: Die schüchterne junge Frau leidet unter dem Leben am Hof, sie verfällt in Depressionen. Eine Erkrankung an der Lunge zwingt Sissi 1860 zur Kur ins Ausland. Nach der Rückkehr ist sie wie ausgewechselt. Bildschön, schlank und vor allem: selbstbewusst. Clever nutzt sie ihre einnehmende Wirkung auf den Kaiser, erkämpft sich Freiheiten.
"Sie hat sich nicht einspannen lassen in eine Rolle, die sie nicht spielen wollte", sagt die Historikerin Katrin Unterreiner. Elisabeth entzieht sich ihren Pflichten als Monarchin, stürzt sich in Reisen, Sport, Dichtung. Doch gleichzeitig unterliegt sie dem Schönheitswahn, sie wird dürr und dünnhäutig. Der Selbstmord ihres Sohnes Rudolf gibt der ruhelosen Kaiserin den Rest: Elisabeths Seele leidet erneut, sie hastet jetzt ziellos durch die Welt. Auf der Flucht vor der Monarchie – und vor sich selbst. Die heimtückische Tat des Anarchisten Luigi Lucheni beendet schließlich Elisabeths tragisches Leben. Und macht die unglückliche Kaiserin zum Mythos.