Von Politiker bis Schauspieler: Der Medienanwalt Christian Schertz vertritt seit Jahrzehnten Promis gegen Medienberichterstattung. Gibt es einen Skandal, ist er oft nicht weit. In Redaktionen sind Schreiben aus seiner Berliner Kanzlei Alltag.
Seine Arbeit hat Befürworter, sie stößt aber auch auf Kritik. Eine ARD-Dokumentation will die Grenze zwischen Persönlichkeitsrechten und Pressefreiheit ausloten.
Klatsch und Tratsch über Promis oder Royals sind wesentlicher Bestandteil von Boulevardjournalismus. Es gibt viele Leser, die das interessiert. Schertz' Haltung zur sogenannten Yellow Press? «Die Oma bewusst am Kiosk täuschen: Auf der Titelseite wird in die Irre geführt, um das Heft zu verkaufen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Moderator Günther Jauch ließ sich von den Machern der ARD-Doku (Hessischer Rundfunk, ARD Kultur, Rundfunk Berlin-Brandenburg und Mitteldeutscher Rundfunk) interviewen. Er spricht darüber, wie viel Zeit er damit verbringt, sich gegen aus seiner Sicht falsche Berichterstattung über ihn zu wehren.
Schertz bereits Vorbild für Serie «Legal Affairs»
Die Doku geht auch auf die gesellschaftliche Debatte um #MeToo ein. Ein Spannungsfeld - wann ist Berichterstattung zu Vorwürfen gerechtfertigt, wann nicht? «Zeit»-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo spricht über das Thema. Die Wochenzeitung hatte über Vorwürfe gegen Star-Regisseur Dieter Wedel berichtet, die dieser zurückgewiesen hatte. Schertz war daran beteiligt, dass der Fall Wedel öffentlich wurde, wie aus dem Film hervorgeht.
Der Zuschauer erfährt auch, dass Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre nach eigenen Angaben den bekannten Medienanwalt um Rat beim Verfassen seines Romans «Noch wach?» bat. Das Buch wurde als Schlüsselroman über den Medienkonzern Axel Springer gehandelt.
Schertz äußert sich in dem Film auch dazu, dass er Rammstein-Frontmann Till Lindemann vertrat, als sich dieser Vorwürfen von Frauen ausgesetzt sah, die er zurückgewiesen hat.
Die Doku ist nicht der erste Film, der sich mit dem Medienanwalt befasst. Die ARD strahlte auch schon eine Anwaltsserie («Legal Affairs») aus, für die Schertz Vorbild war. Satiriker Jan Böhmermann schuf vor Jahren zudem eine Satirefigur nach dem Juristen.
Anwalt fordert stärkeren Persönlichkeitsschutz für Politiker
Den Antrieb für seinen Beruf beschrieb Schertz im dpa-Gespräch so: «Ich bin der Auffassung, dass das Individuum eine starke anwaltliche Vertretung braucht, um sich gegen mediale Vorführung zu wehren.»
Gefragt nach dem Superwahljahr sagte der Medienanwalt: «Ich fordere dringend einen stärkeren Persönlichkeitsschutz von Politikern. Wir haben eine andere Gefährdungslage für Politiker, die heutzutage Hass im Netz, aber auch einer negativen Dauerberichterstattung ausgesetzt sind sowie massiven Eingriffen in ihre Privatsphäre.» Schertz ist der Ansicht: «Die Rechtsprechung hat viele Jahre Politiker nicht besonders geschützt und ihre Persönlichkeitsrechte aufgrund ihrer "Vorbildfunktion" stark reduziert.»
Die Doku «Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien» ist ab Sonntag in der ARD-Mediathek abrufbar. Das Erste strahlt die rund einstündige Doku am Montag (13. Mai, 22.50 Uhr) aus.