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Das Unfassbare begreifen: Die Geschichte von Flug 4U9525

Vor fast zehn Jahren zerschellte eine Germanwings-Maschine in den Alpen. Die Hinterbliebenen ringen bis heute um einen Umgang mit der Tragödie. In einem Vierteiler erzählt die ARD ihre Geschichten.
Germanwings-Absturz
Nur noch Trümmer blieben von einem Germanwings-Flug nach Düsseldorf. (Archivbild) © Sebastien Nogier/EPA/dpa

Bald zehn Jahre ist es her, dass Germanwings-Flug 4U9525 auf dem Weg nach Düsseldorf in den Alpen abstürzt. Es ist die größte Tragöde in der Geschichte der deutschen Luftfahrt. Nicht zuletzt, weil die Ermittler sicher sind, dass der depressive Copilot den Absturz absichtlich herbeigeführt hat, um sich das Leben zu nehmen. Zum Jahrestag am 24. März widmet die ARD der Katastrophe einen aufwendigen und einfühlsamen Vierteiler. Schon jetzt ist der Film in der Mediathek abrufbar.

Für die Angehörigen der 144 Passagiere und 5 Crewmitglieder, die der Copilot aus Montabaur in Rheinland-Pfalz mit in den Tod riss, ist der zehnte Jahrestag von besonderen Erinnerungen und Gefühlen begleitet. Ihnen hört Filmemacherin Justine Rosenkranz zu, lässt sie ihre Geschichten erzählen und ihre Emotionen in Worte fassen.

Erinnerungen, die nie mehr aus dem Kopf gehen

Da ist die Mutter, die von der letzten Whatsapp-Nachricht erzählt, die ihre 15-jährige Tochter kurz vor dem Abflug geschickt hat. Die Ehefrau, die ihren kleinen Kindern erklären muss, dass Papa nicht mehr nach Hause kommt. Der Polizist, der den ersten Blick auf die komplette Zerstörung am Unglücksort niemals aus dem Kopf bekommen wird. Der Vater, der noch immer daran verzweifelt, dass bis heute niemand für den Tod seiner Familie zur Verantwortung gezogen wurde.

Besonders aufwühlend ist nicht zuletzt die Geschichte von 16 Schülern und zwei Lehrerinnen aus dem westfälischen Haltern am See, die auf dem Rückweg von einem Schüleraustausch waren.

Aber auch Ermittler, Ingenieure, Rettungskräfte und Juristen kommen zu Wort. Sie berichten, wie sie bei all dem Leid trotzdem nüchtern und professionell arbeiten mussten.

Ein Bild der Ereignisse und Emotionen setzt sich zusammen

Der Film lässt die Menschen ausführlich und ohne Eile ihre Geschichten erzählen und kommt dadurch mit wenig Sprecher-Text aus. So setzt sich für die Zuschauer in den gut zwei Stunden ein sehr komplettes Bild der Ereignisse und Emotionen zusammen.

Filmemacherin Justine Rosenkranz steht mit einigen Hinterbliebenen seit dem Unglück vor zehn Jahren regelmäßig in Kontakt und hat so einen außergewöhnlich vertraulichen Zugang zu vielen Gesprächspartnern bekommen.

Einblicke in die Psyche des Copiloten muten einiges zu

Die WDR-Produktion zitiert auch ausführlich aus Notizen, die bei dem Copiloten gefunden wurden. Sie zeichnen ein Bild eines depressiven Menschen, der von einer «unendlichen Traurigkeit» in seinem Leben berichtet; davon, dass er keinen anderen Ausweg mehr sieht, als seinem Leben ein Ende zu setzen. Der Dutzende Ärzte konsultiert, schließlich verschiedene Suizid-Methoden im Internet recherchiert - und dabei auch den Absturz eines Flugzeugs in Betracht zieht. Leichte Kost ist der Film nicht.

Immer wieder stellt sich dabei die Frage: Warum konnte der Copilot den Kapitän so einfach aus dem Cockpit aussperren und dann ein großes Verkehrsflugzeug zum Absturz bringen? Wo hat das System versagt? Und was muss sich ändern, damit so etwas nicht noch einmal passiert?

Monatliches True-Crime-Format

Die ARD greift das Thema nicht in einer klassischen Doku auf, sondern in ihrer monatlichen «Crime Time»-Reihe. «Echte Kriminalfälle. Einblicke in spektakuläre Ermittlungen», bewirbt die ARD die Reihe - und verspricht: «Spannung garantiert.»

Das führt bisweilen dazu, dass die sehr einfühlsamen Interviews fast nahtlos übergehen in Szenen, in denen Schauspieler im Stil US-amerikanischer «CSI»-Serien die Arbeit der Ermittler nachstellen. Mehrmals wird gezeigt, wie der Absturz aus Sicht des Copiloten im Cockpit ausgesehen haben mag. Die emotionale Tiefe der Interviews können die Effekte zum Glück nicht überlagern.

In der Mediathek sind alle vier Folgen von «Der Germanwings-Absturz - Chronologie eines Verbrechens» schon jetzt abrufbar. Ein Sendetermin im linearen Fernsehen steht laut WDR noch nicht fest.

© dpa ⁄ Marc Herwig, dpa
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