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Stefan Raabs neue Show ist ein Best-of des Raabiversums

Raab spielt Kicher-Clips ab, witzelt über Peter Maffay und nimmt kleine Spiele todernst. TV 2012? Nein, Streaming 2024. Stefan Raab hat bei RTL+ das Duell mit seinem alten Haussender eröffnet.
Neue Streaming-Show von Stefan Raab (RTL+)
Sebastian Pufpaff

Einmal in die Zeitmaschine bitte: Stefan Raab hat erstmals seine neue Show präsentiert und dabei direkt an die Zeit vor seiner langen TV-Pause angeknüpft. Der Streamingdienst RTL+ veröffentlichte am Mittwochabend die erste Folge von «Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab», die der Moderator als «erste Entertainment-Quiz-Competition-Hybrid-Show der Welt» angepriesen hatte. Wie sich zeigte, handelt es sich um eine Art Best-of-Mischung seiner alten Hits «TV total» und «Schlag den Raab». Das Duell mit Raabs altem Haussender ProSieben ist damit eröffnet.

Es war das erste Mal seit 2015, dass Raab wieder als Gastgeber durch eine Show führte. Damals hatte er sich eigentlich vom Bildschirm verabschiedet und seine «Fernsehschuhe» an «den Nagel» gehängt, wie er es formulierte. Am Samstag war er allerdings ins Rampenlicht zurückgekehrt, hatte sich ein drittes Mal einen (erfolglosen) Schaukampf mit Boxerin Regina Halmich geliefert und dann angekündigt, dass er auch wieder Shows präsentieren werde. Was er in den vergangenen Jahren gemacht hat, wissen nur Eingeweihte.

Die ganze Zeit, die seit 2015 vergangen ist, wirkte in seinem neuen Format auch wie ausgelöscht. Blaues Hemd, Jeans, weiße Sneaker - auch modisch sah Raab gänzlich aus wie in früheren TV-Tagen. «Da bin ich wieder. So einfach!», sagte er, ohne große Worte zu machen - dann ging es auch schon los. Der Sprecher aus dem Off witzelte, dass der «Raabinator» nun «nach fast zehn Jahren Sommerpause» wieder da sei.

«TV total» reloaded

Das musste man wörtlich verstehen. Der erste Teil seiner Show wirkte wie ein «TV total» reloaded. Alles begann mit Stand-up-Comedy und dem Abfeuern kleiner lustiger Clips auf Knopfdruck. Früher steuerte Raab die Kicher-Filmchen über Knöpfe am Schreibtisch (genannt «Nippel»), nun hat er dafür einen kleinen Hosentaschen-Computer, genannt «Meme-Pad». «Es muss auch mal technisch ein bisschen weitergehen», erläuterte er. Das Geräusch, das die Clips ankündigt, klingt jetzt wie eine Fahrradhupe.

Ziel seiner Witze: «Traumschiff»-Kapitän Florian Silbereisen, Unterhalter Jürgen Milski aus der «Big Brother»-Staffel 2000 und Musiker Peter Maffay. Auch das alles sehr gut eingeführtes Personal. Pointen unterstrich Raab mit seinem typischen «Soo!» am Ende. Auffällig war zugleich, wie viel Spaß ihm das zu machen schien. Eine gewisse Lustlosigkeit, die ihm Kritiker am Ende seiner letzten TV-Phase bei «TV total» unterstellten, war in keiner Sekunde zu spüren. Raab war bester Dinge und auch bestens vorbereitet.

Raab zetert wie früher

Im zweiten Teil kippte die Show dann in Richtung eines «Schlag den Raab» 2.0. mit Einschlägen von «Wer wird Millionär?» («Dann ist es so ein bisschen wie die böse Version von Günther Jauch», hatte RTL- Programmgeschäftsführerin Inga Leschek vorab erklärt). Raab stellte Kandidaten Quiz-Fragen und trat in kleinen Spielen gegen sie an. Eines bestand darin, Autoreifen zu wechseln. Schnaufend schraubte er vor sich hin und witterte - auch das kennt man noch - stets die große Benachteiligung. «Kann mal einer sagen, ob das korrekt ist, dass keine Bremse angezogen ist vorn?», zeterte Raab. Antwort: Es war korrekt.

Wer sich in genügend Spielen gegen den Moderator durchsetzt, kann eine Million Euro gewinnen. In der ersten Ausgabe der wöchentlich geplanten Show gelang das noch keinem Kandidaten. Der Premieren-Kandiat Oliver, eine Servicekraft aus Karlsruhe, musste sich beim Versuch geschlagen geben, Tennisbälle auf einen Bürostuhl zu werfen. Die Show ist nur im Streaming auf RTL+ abrufbar und soll immer mittwochs veröffentlicht werden.

«Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab» ist damit eine direkte Attacke auf ProSieben und Sebastian Pufpaff, der dort mittlerweile «TV total» moderiert und ebenfalls am Mittwochabend zu sehen ist. Wer zwischen Raab und Pufpaff hin und her wechselte, konnte zwei strategische Ansätze sehen. Während Raab so tat, als gebe es die Konkurrenz nicht, schlug Pufpaff mit Witzen zurück.

Raab imitierend, schritt er bei ProSieben pathetisch eine Show-Treppe hinab, begleitet von zwei Assistenten mit mickrigen Tischfeuerwerken in der Hand. Anmoderiert wurde er mit den Worten: «Sieben Tage war er weg. Sieben Tage haben wir ihn nicht gesehen. Niemand weiß, ob er wirklich kommt. Und falls ja: Wie wird er aussehen? Hier ist - aber nur vielleicht - Sebastian Pufpaff.» Eine Anspielung auf das Brimborium, das um Raabs Rückkehr am Wochenende gemacht wurde.

Pufpaff und der Elefant im Raum

Zugleich war Pufpaff offensichtlich darauf bedacht, den Elefanten im Raum anzusprechen, aber Routine auszustrahlen. Er leitete beim Thema Duell schnell auf die nun geklärte Kanzlerkandidaten-Frage von CDU und CSU und andere Ereignisse über.

Aufgelöst werden musste allerdings, wie es um die Heavytones steht. Dabei handelt es sich um die einst für Stefan Raab zusammengestellt Showband, die aber später auch bei Pufpaff und anderen ProSieben-Shows zu hören war. Wie nun klar wurde, ist sie wieder das Stammorchester von Raab und begleitete ihn schon am Mittwoch bei seinen Gesangseinlagen. Pufpaff präsentierte eine neue Band um den Musiker Jan Klinkenberg.

Während eines Spiels von Raab bei RTL+ erklärte der Show-Kommentator weise: «Es gibt ganz, ganz wenige Dinge im Kosmos, die Raab nicht kann.» Ob dazu auch gehört, die Zeit zurückzudrehen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Redaktionshinweis: In einer früheren Version dieses Textes war der Nachname Pufpaff nicht durchgängig korrekt geschrieben.

© dpa ⁄ Christof Bock und Jonas-Erik Schmidt, dpa

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