Fritz Egner gehört nach einem halben Jahrhundert hinter dem Studio-Mikrofon nicht nur zu den bekanntesten deutschen Radio-Moderatoren. Der gebürtige Münchner zählte über viele Jahre auch zum Stammpersonal der Fernseh-Unterhaltung. Star-Allüren sind ihm dennoch fremd. Kein Wunder, dass er seinen 75. Geburtstag (3. August) nicht an die große Glocke hängen möchte. Wie er ihn feiert? Am liebsten «so leise, dass es kaum jemandem auffällt», verriet er der Deutschen Presse-Agentur. So habe er es schon immer gehalten: «Mich selbst zu feiern, ist nicht mein Ding.»
Lieber spricht er da schon über Musik. Die hat es Egner schon in frühester Jugend angetan –und die hat ihn in den frühen 1970er Jahren zu dem amerikanischen Kult-Sender «AFN» gebracht. Dort habe er sich tollkühn als Studio-Techniker beworben, obwohl er zu dem Zeitpunkt «noch nie ein Radiostudio von innen gesehen» habe.
Da er aber bestens über die Musikauswahl des Senders Bescheid wusste, bekam er seine Chance. Und er nutzte sie. Nach fünf «AFN»-Jahren war seine Medien-Karriere vorgezeichnet: «Ich musste mich nie mehr irgendwo bewerben, AFN war ein Gütesiegel». Und ein Sprungbrett zugleich: 1979 wechselte er zu Bayern 3, wo er schnell Freundschaft mit seinen Radio-Kollegen Thomas Gottschalk und Günther Jauch schloss. Der Rest ist Teil deutscher Radio-Geschichte.
Interviews mit Musiklegenden
Rund 500 Interviews habe Egner im Laufe seiner 50-jährigen Rundfunk-Karriere geführt. Darunter mit Musik-Schwergewichten wie Mick Jagger, Rod Stewart oder Lionel Richie. Auf die Frage, an welches Interview er besonders gerne zurückdenkt, nennt er aber keine Musik-Ikone, sondern: Muhammad Ali. «Der hatte eine Aura», schwärmt er bei der Erinnerung, «als er in den Raum kam, hat sich die Energie verändert. Unglaublich.» Ähnlich sei das auch mit Harry Belafonte und den Soul-Größen Stevie Wonder und James Brown gewesen.
Weniger charismatisch als gedacht, habe sich dagegen Queen-Sänger Freddie Mercury im Gespräch gezeigt. Der Mann, der für seine explosive Bühnenshow berühmt war, habe sich im Interview als zurückhaltender Gentleman gegeben: «Er hat mir Tee angeboten, er war fast schüchtern. Man hätte nie im Leben gedacht, dass dieser Mann und der Bühnen-Freddie-Mercury ein und dieselbe Person sind.»
Bekannt durch TV-Show «Dingsda»
Einem bundesweiten Publikum wurde der zweifache Vater als TV-Moderator bekannt, und zwar ab Mitte der 1980er Jahre, als er bis 1994 die quotenstarke Fernsehsendung «Dingsda» präsentierte. Es folgten weitere Fernseh-Engagements für verschiedene Sender, darunter «Glücksspirale», «Versteckte Kamera» (beides ZDF) sowie «WWW - Die witzigsten Werbespots der Welt» (Sat.1).
Dem Radio blieb er aber auch während seiner Fernseh-Jahre treu. Ende 2015 wechselte er, nach über 35 Jahren, hausintern von Bayern 3 zu Bayern 1. Auch in seiner neuen Senderheimat genießt er ein einzigartiges Privileg: In seiner Sendung «Fritz & Hits» darf der mit allen musikalischen Wassern gewaschene DJ seine persönlichen Favoriten spielen, darunter auch Raritäten und exotische Titel – mitunter Musik, die maximal von einem Mainstream-Format entfernt ist. «Niemand redet mir da rein, ich darf spielen, was ich möchte. Das wird es nach mir vermutlich nie wieder geben.»
Ein Leben ohne Musik für Egner kaum vorstellbar
Um die 50.000 Vinyl-Alben und CDs zählt Fritz Egners Musik-Archiv. Auf die Frage, welche fünf Longplayer er mit auf eine einsame Insel nehmen würde, muss er passen: «Mit so wenig Musik käme ich niemals klar, da würde ich lieber gar keine mitnehmen.» Ein Leben ohne Musik? Für den Enthusiasten eine gruselige Vorstellung. «Musik kann so viel, sie verändert die Emotionen, sie kann einen gut drauf oder traurig machen und sie verleiht dem Leben eine Tiefe.»
Sein Wissen und seine Fundus an Interviews möchte Fritz Egner jetzt mit anderen Musikbegeisterten teilen. Motiviert von Freunden und umgesetzt mit Experten entwickelte der Musikkenner ein Ratespiel. Ein Musik-Quiz, das ab August über seiner Website aufrufbar und über große Portale downloadbar sein soll. «Fritz Quiz» sei die Antwort auf die selbstgestellte Frage: Was kann ich der Nachwelt hinterlassen? «Außerdem erfahren damit meine Kinder, was ihr Papa sein ganzes Berufsleben gemacht hat.»