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Warum Gelsenkirchen? Taylor Swifts Start in Deutschland

Vom «Shithole» zu «Swiftkirchen»: Dass Superstar Taylor Swift ihre Deutschland-Konzerte in Gelsenkirchen startet, verwunderte einige - und freut manche ganz besonders.
Ortsschild
Für die Stadt Gelsenkirchen bedeutet der Besuch von Superstar Taylor Swift nicht nur ein finanzielles Plus, sondern auch einen Imagegewinn. (Archivbild) © Bernd Thissen/dpa

Glamour und große Gefühle in Gelsenkirchen: Der Besuch von US-Megastar Taylor Swift wird dem Image der Ruhrgebietsstadt guttun, meint der Kulturwissenschaftler Jörn Glasenapp. «Taylor Swift ist für Gelsenkirchen ein Hauptgewinn, weil durch sie Globalität, Weltoffenheit und das Inklusive, Liberale Einzug hält. Das steht jeder Stadt ganz schön gut zu Gesicht.»

 

Unter den Konzertstädten der «Eras Tour» sei Gelsenkirchen ein interessanter Fall. «Außerhalb der USA ist es bestimmt der am wenigsten glamouröse Halt der gesamten Tour», sagte Glasenapp. Als Standort für gleich zwei Großereignisse in diesem Sommer - vor den «Swifties» kamen bereits zahlreiche Fußballfans zu Spielen der Europameisterschaft - war die Stadt in den vergangenen Monaten immer wieder auch in die internationalen Schlagzeilen gelangt. 

Wer kennt schon Gelsenkirchen?

US-Moderator Jimmy Kimmel witzelte etwa, es haben noch nie jemand von «Gelsenkirchen, Deutschland» gehört. «Vielleicht existiert es nicht einmal». Der britische Fußballfan und Vlogger Paul Brown, der zum EM-Spiel der Engländer gegen Serbien anreiste, bezeichnete die Stadt in einem Video als «Shithole» (dt. Drecksloch). Allerdings ruderte er später wieder zurück, lobte etwa die Menschen und Kneipen in der Stadt.

Mit Glitzer und Glamour kam die Ruhrgebietsstadt indes durchaus schon in Berührung. Superstars wie die Rolling Stones, Robbie Williams, Pink und Ed Sheeran gaben sich hier die Ehre. «Die "Eras Tour" ist aber durch die weltweite Aufmerksamkeit etwas ganz Besonderes», sagte Stadtsprecher Markus Schwardtmann. Hotels und Privatunterkünfte in der Stadt seien seit langem ausgebucht. Die Stadt schaffe deshalb weitere Schlafmöglichkeiten auf den Pop-Up-Campingplätzen, die schon zur EM eingerichtet wurden. 

Die Stadt erwartet Millionen-Umsätze

«Finanziell bedeuten die Konzerte nicht nur einen Imagegewinn für die Stadt, sondern auch einen Umsatz pro Konzert, der schwer zu beziffern ist, aber zwischen zwei und drei Millionen Euro liegen dürfte», berichtete Schwardtmann weiter. «Da sind die Preise für die Tickets nicht enthalten.» 

Die Nachfrage von nationalen und internationalen Medien und der Hype in den sozialen Medien seien sogar höher als vor der EM. Mit vielen Aktionen rund um die drei Konzerte (17., 18. und 19. Juli) will die Stadt die Euphorie weiter befeuern. So soll es an den Konzerttagen eine Open-Air-Party in der Innenstadt geben, die auch für Fans ohne Tickets interessant sein dürfte. In der «Taylor Town» gibt es unter anderem Karaoke, ein Bühnenprogramm und einen Tattoo-Stand. Schon Anfang des Monats hatte die Stadt begonnen, Ortsschilder mit der Aufschrift «Swiftkirchen» anzubringen. Auch «Swiftkirchen»-Merchandise soll es geben.

«Swifties» aus der ganzen Welt in «Swiftkirchen»

Für Gelsenkirchen als Veranstaltungsort spricht neben dem modernen Stadiondach seiner Arena auch, dass es mitten in Deutschlands größtem Ballungsraum mit über fünf Millionen Einwohnern liegt. Der mit Abstand größte Teil der Besucherinnen und Besucher wird aus NRW, benachbarten Bundesländern sowie Belgien, Luxemburg und den Niederlanden erwartet. Rund 210.000 Fans werden zu den drei Konzerten anreisen. 

Manche von ihnen nehmen auch weitaus längere Wege auf sich, um nach «Swiftkirchen» zu gelangen: In Facebook-Gruppen zu den drei Gelsenkirchen-Konzerten tauschen sich auch «Swifties» aus Ländern wie den USA, Kanada und Australien aus.

Die US-amerikanische Bloggerin Grace Dobush gibt den US-Fans Tipps für die Reise nach Gelsenkirchen - und bezeichnet die Stadt in ihrem Text liebevoll als das «Dayton, Ohio von Deutschland». «Die Menschen anderswo in Deutschland haben davon gehört, aber sie haben es wahrscheinlich noch nie besucht und würden dort bestimmt nicht Urlaub machen.» Die Stadt habe aber eine reiche Geschichte, stolze Einwohner und «viele kleine Juwelen, wenn man weiß, wo man suchen muss».

 

© dpa

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