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Zwischen Krieg und Medaillentraum: Israels spezielle Spiele

Eskalation in der Heimat, schärfste Sicherheitsvorkehrungen in Paris. Für Israels Sportler sind die Olympischen Spiele mit vielen Emotionen verbunden - positiven wie negativen.
Paris 2024 - Judo
Paris 2024 - Judo
Paris 2024 - Judo
Paris 2024 - Mali - Israel

Peter Paltchik schloss die Augen und klammerte sich mit seinen kräftigen Händen regelrecht an der Bronzemedaille fest. Als wolle er sie beschützen. Dieser Moment bedeute ihm «die Welt», sagte der knapp 100 Kilogramm schwere Judoka. Paltchik und seine Teamkollegin Inbar Lanir, die sogar Silber holte, gehören zu Israels Olympia-Delegation, die in Paris im Fokus und unter besonderem Schutz steht.

In der Heimat tobt der Krieg. In Frankreich sind die Sportler auf Medaillenjagd, aber auch als Botschafter unterwegs. Und müssen mit speziellen Umständen zurechtkommen.

Judoka Paltchik: Bete für Frieden

Das Wichtigste auf der Welt sei Frieden, sagte Paltchik, der bei der Eröffnungsfeier Israels Fahne getragen hatte. «Dafür bete ich mit meinem ganzen Herzen.» Er wolle keine Opfer sehen - egal, auf welcher Seite.

Paltchik wurde bei der Pressekonferenz auch zu einem Post in den sozialen Netzwerken gefragt, der Medienberichten zufolge von ihm stammen soll und inzwischen gelöscht ist. Darauf zu sehen: Granaten, dazu der Kommentar «Von mir für euch mit Vergnügen» und der Hashtag #HamasisISIS. Er wolle darauf nicht eingehen, sagte Paltchik. «Ich will das Podium und die olympischen Werte respektieren. Ich kann nur sagen, dass mein Herz für alle Geiseln schlägt und alle Familien, die ihre Liebsten verloren haben und alle Opfer.»

Staatspräsident Herzog gratuliert

Die Auftritte israelischer Sportlerinnen und Sportler in Paris sind mit reichlich Emotionen verbunden - positiven wie negativen. Bei den Wettkämpfen in der Champs-de-Mars-Arena wurde das Judo-Duo Paltchik und Lanir auf dem Weg zu den ersten Medaillen für Israel bei diesen Spielen von vielen Fans mit Fahnen lautstark unterstützt. «Wundervoll» sei das gewesen, sagte Lanir.

Staatspräsident Izchak Herzog gratulierte der 24-Jährigen persönlich. Israel sei in einer schwierigen Situation. Lanir habe dem Land «Licht in der Dunkelheit und einen wunderbaren Augenblick» geschenkt - 300 Tage, nachdem die islamistische Terrororganisation Hamas und andere extremistische Gruppen ein Massaker in Israel verübt hatten.

Tausende Menschen sind im Gaza-Krieg seitdem getötet worden. Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen aber viele nicht mehr am Leben sein dürften

Palästinenser forderten Ausschluss

Das Olympische Komitee Palästinas hatte den Ausschluss Israels von den Spielen gefordert. Thomas Bach, Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), verwies daraufhin auf die politische Neutralität der Dachorganisation. «Wir können keinen Frieden bringen, aber für friedliche Kultur werben», sagte IOC-Sprecher Mark Adams kurz vor Halbzeit der Sommerspiele. «Unsere Mission ist es, die ganze Welt mithilfe des Sports zu vereinen.»

Polizei und Sicherheitskräfte sollen Israels Olympia-Team rund um die Uhr beschützen. Nach der Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanija sind die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Delegation in Paris israelischen Medien zufolge noch weiter verschärft worden.

Sie würden sich sicher fühlen und die Atmosphäre sowohl im olympischen Dorf als auch bei ihren Wettkämpfen genießen, sagen viele israelische Sportler. Triathlet Schachar Sagiv erklärte, dass er keinerlei Feindseligkeit erlebt habe. Es gibt aber auch andere Fälle.

Staatsanwaltschaft ermittelt nach Fußballspiel

Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt wegen schwerer Anstachelung zum Rassenhass und diskriminierender öffentlicher Beleidigung, nachdem es bei Israels Fußballpartie gegen Paraguay zu antisemitischen Vorfällen gekommen war.

Der Zeitung «Le Figaro» zufolge hatten vorigen Samstag rund zehn schwarz gekleidete und vermummte Menschen auf den Tribünen Palästina-Fahnen sowie eine Banderole mit der Aufschrift «Genocide Olympics» entrollt. Auf anderen Spruchbändern habe «Israel Mörder» und «Wir sind alle Kinder von Gaza» gestanden.

Schon bei der Auftaktpartie gegen Mali, die von einem Polizei-Großaufgebot gesichert worden war, hatte es vereinzelte Proteste gegeben. Der marokkanische Judoka Abderrahmane Boushita verweigerte seinem israelischen Gegner Baruch Shmailov nach dem Kampf den Handschlag. Der Algerier Messaoud Redouane trat - offiziell wegen Übergewichts - gegen Tohar Butbul gar nicht an.

Er hoffe, dass wieder bessere Zeiten kommen, sagte Judo-Star Paltchik nach dem Bronze-Coup. Die Hände immer an der Medaille.

© dpa ⁄ Christoph Lother und den dpa-Korrespondenten
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