Als Olympia-Helfer in den Gängen der Pariser Metro überrascht Frankreichs Ex-Premierminister Jean Castex in diesen Tagen so manche Franzosen. Mehrfach schon wurde der ehemalige Spitzenpolitiker, der 2022 die Leitung der Pariser Verkehrsbetriebe RATP übernahm, in der liafarbenen Weste der rund 5.000 Helfer gesichtet, die Olympia-Besuchern in der Metro den Weg weisen, wie die Zeitung «Le Parisien» berichtete.
Entsprechende Videos posteten Olympia-Gäste in den sozialen Medien. Darunter war auch die Abgeordnete Colette Capdevielle, die Castex auf einem Bahnsteig der Metro-Linie 5 sichtete: «Das ist der große Boss, der gerade hart arbeitet für unseren Empfang. Bravo Jean Castex», schrieb sie auf X. Für Journalistenfragen hatte Castex auf dem Bahnsteig angesichts der vielen Olympia-Touristen keine Zeit. «Ich kann Ihnen nicht antworten, ich habe Dienst», meinte er.
Dabei ist es längst nicht das erste Mal, dass der Chef der riesigen Pariser Nahverkehrsbetriebe in der Metro Schicht schiebt. Schon nach seinem Amtsantritt an der RATP-Spitze wurde er unter anderem im Schalterraum einer Metrostation gesichtet, wo er in flüssigem Spanisch Touristen weiterhalf.
Macrons Auftrag: Kein Streik zu Olympia
Dass Castex von Präsident Emmanuel Macron die Leitung der RATP zugewiesen bekam, ist kein Versorgungsposten. Castex ist nicht nur eingefleischter Eisenbahnfan, er hat auch keine Berührungsängste mit den zahlreichen Beschäftigten des großen Metronetzes und bewies gutes Geschick im Umgang mit den Gewerkschaften. Kein Streik zu Olympia, lautete wahrscheinlich sein inoffizieller Arbeitsauftrag von Macron.
Und nicht nur das ist Castex gelungen. Auch der Betrieb der sonst oft verstopften Metro lief zur großen Überraschung der Pariser und Freude aller Besucher während der Spiele bislang flüssig und reibungslos.