Auf dem Feld bei den Olympischen Spielen kann Volleyballer Anton Brehme seine gesundheitlichen Probleme vergessen. «Im Spiel ist es eigentlich ganz gut, weil du immer unter Adrenalin bist. Und ich will sowieso jeden Punkt tot machen, dann denke ich nicht so viel drüber nach im Spiel», sagte der 24 Jahre alte Mittelblocker nach dem Viertelfinal-Einzug der deutschen Mannschaft in Paris. Am Montag (17.00 Uhr) geht es in der Arena im Pariser Süden vor einer großen Kulisse gegen den Olympiasieger und Gastgeber Frankreich.
«Für mich ist es eher unangenehmer, wenn es dann draußen ist, man Leuten Hallo sagt und die einen drauf ansprechen», sagte der Leipziger. Denn seit mehreren Wochen ist sein Gesicht halbseitig gelähmt. Es passierte einem Bericht des «Redaktionsnetzwerks Deutschland» (RND) zufolge bei der Nationenliga in Manila, der Hauptstadt der Philippinen.
Brehme inzwischen gelassener
Schnell konnte zumindest das Schlimmste ausgeschlossen werden. Er bekam grünes Licht für die Spiele. «Die Variante, die ich habe, da gibt es keine Auslöser, Stress oder zu viele Flüge. Es kam einfach so», erklärt der 24-Jährige. «Es sagen auch viele, dass es eigentlich wieder weggeht. Ich warte noch ein bisschen drauf, aber ich bin mittlerweile gelassen und mache mir da nicht so einen Kopf.»
So geriet auch sein Kindheitstraum von Olympia nicht in Gefahr. «Ab und zu ist es mit dem Auge noch ein bisschen problematisch, aber trotzdem kann ich einen guten Volleyball spielen», sagte er.
Der Mittelblocker dachte schon ans Aufhören
Es ist nicht die erste schwere Phase für den Leipziger. Im Sommer 2021 zwangen ihn Knieschmerzen zum Aussetzen. Nach der Operation am Anfang des darauffolgenden Jahres war die Saison bei den BR Volleys komplett gelaufen. Insgesamt ein Jahr konnte er nicht spielen. Er «habe überlegt, mit Volleyball aufzuhören», erzählte Brehme in einem Interview auf der Internetseite des Deutschen Volleyball-Verbandes.
Doch er kam zurück. Mit Berlin gewann er drei Titel und ging nach nur vier Jahren in der Bundesliga zu Modena Volley nach Italien. Jetzt zieht es ihn in die nächste Spitzenliga, zum polnischen Meister und Champions-League-Zweiten Jastrzebski Wegiel.
In Paris ist Brehme einer der Leistungsträger der deutschen Mannschaft, die eine Medaille anpeilt. Beim Auftaktsieg gegen Japan machte er 15 Punkte, im entscheidenden Gruppenspiel gegen Argentinien verwandelte er den Matchball.
Der Teamgeist stimmt
«Das Team ist etwas Besonderes. Das hat man schon in Rio gesehen, dass wir da mithalten können, sieben Siege holen. Wir machen jetzt hier genauso weiter und das fühlen auch alle auf dem Spielfeld», sagte Brehme. In Brasilien hatte die DVV-Auswahl überraschend die Olympia-Qualifikation gemeistert.
Jetzt schaffte das Team in Paris in einer schwierigen Gruppe den zweiten Platz. «Es macht einfach Spaß, dass man dann so einen Volleyball spielen kann beim höchsten Sport-Event, das es gibt», sagte Brehme. Im olympischen Dorf verbringen die Spieler viel Zeit miteinander - oft in von Kapitän Lukas Kampa koordinierten, kreativen Outfits.
Da spielte dann auch die frühe Startzeit zweier Spiele um 9.00 Uhr keine große Rolle. Ausnahmespieler Georg Grozer gilt nicht als Morgenmensch, auch Brehme braucht mindestens einen Kaffee. Doch dann sorgt er für Stimmung: «Mir ist es wichtig, nicht alles zu streng zu machen, sondern ein bisschen Spaß zu haben, sodass man befreit ins Spiel gehen kann.» Das soll auch gegen Frankreich helfen.