Die Zeit läuft für Lewis Hamilton. Bald sind es 1000 Tage, dass er nicht mehr gewonnen hat in der Formel 1. Sein 104. Grand-Prix-Sieg scheint sein schwerster zu sein. «Wir werden mit ihm noch ein Rennen in diesem Jahr gewinnen», prophezeite Mercedes-Teamchef Toto Wolff allerdings schon. 13 Gelegenheiten gibt es dafür noch in diesem Jahr, ehe Hamilton 2025 Rot trägt und mit 40 Jahren für Ferrari antreten wird.
Keine Frage, die schönste Gelegenheit, die für Hamilton längste Sieglosserie seiner eindrucksvollen Karriere voller Rekorde zu beenden, kommt an diesem Sonntag (16.00 Uhr/Sky). Rund 77 Kilometer mit dem Auto von Stevenage, wo Hamilton geboren wurde und aufwuchs, könnte kein Ort besser für den siebenmaligen Weltmeister sein - und das nebenbei auch noch am 7.7.
«Wann immer ich den britischen Grand Prix im Fernsehen sah oder mir alte Videos anschaute, sah ich den Sieger mit dieser fabelhaften goldenen Siegertrophäe», erzählte der Brite einmal. Es wird Zeit für ihn, sie wieder selbst in den Händen zu halten und sich mit dem Union Jack in der Hand von seinen Fans feiern zu lassen.
Der erste war der speziellste Silverstone-Sieg
Achtmal siegte Hamilton bereits im Home of British Motor Racing. 2008 zum ersten Mal. «Das wird wahrscheinlich immer der speziellste Sieg sein», sagte er nun vor dem Versuch, das Rennen auf dem Silverstone Circuit zum neunten Mal zu gewinnen. Damals hatte es geregnet. Schon beim Start brachte er die Zuschauer mit einem famosen Manöver zum Ausrasten, bei der Zieldurchfahrt reckte er beide Fäuste aus dem Cockpit.
«Ich würde sagen, dass meine Reise mit den Fans damals hier begonnen hat», betonte Hamilton 16 Jahre nach seinem Debüt-Sieg beim Heimrennen. Mit 68 Sekunden Vorsprung hatte er damals noch im McLaren gewonnen vor dem Deutschen Nick Heidfeld im Sauber BMW. Von den 20 Fahrern dieses Rennens tritt neben Hamilton nur der 42 Jahre alte Spanier Fernando Alonso auch heute noch an.
Seinen bis dato letzten Silverstone-Sieg schaffte Hamilton 2021. Es war die Hochphase des WM-Duells mit Max Verstappen. Kurz nach dem Start berührten sich der Red Bull des Niederländers, damals noch kein Weltmeister, und der Mercedes des Briten. Verstappen krachte anschließend mit immenser Wucht in die Streckenbegrenzung und musste sogar im Krankenhaus durchgecheckt werden, Hamilton fuhr trotz Zeitstrafe zum Sieg.
Die Vorkommnisse beschädigten das ohnehin angespannte Verhältnis der beiden Kontrahenten seinerzeit nachhaltig. Am Ende der Saison entriss Verstappen Hamilton im Drama-Finale von Abu Dhabi in der letzten Runden den Rennsieg, vor allem aber den WM-Titel. Es war das erste von mittlerweile 56 Rennen nacheinander, in denen Hamilton nicht mehr gewinnen konnte.
Im dicken Parka von den Fans bejubelt
Seinen letzten Sieg hatte er am 5. Dezember 2021 in Saudi-Arabien gefeiert. 2022 und 2023 funktionierte der Mercedes nicht wie erhofft, in diesem Jahr arbeiten sich die Silberpfeile kontinuierlich nach vorn, am vergangenen Sonntag nutzte George Russell den Zoff zwischen Verstappen und McLaren-Fahrer Lando Norris und siegte in Spielberg.
«Es war eine lange Zeit», räumte Hamilton mit Blick auf die vielen schweren Mercedes-Monate ein, als er am Donnerstag eingehüllt im dicken Team-Parka dem Sender Sky Sports auf der Strecke ein Interview gab und seine Fans jubelten. «Wir hatten nun den Sieg von George, ich hoffe, da kommen noch ein paar mehr in diesem Jahr.» Am besten beim Heimrennen in Silverstone, 945 Tage nach Hamiltons bisher letztem Grand-Prix-Triumph.