Toni Kroos plauderte auf der Aufwärmrunde ganz entspannt mit Nebenmann Niclas Füllkrug. Und der Sonnenschein in Franken passte zur prächtigen EM-Stimmung bei der Fußball-Nationalmannschaft, die am Sonntagabend (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) nach dem Abschluss der Gruppenphase in Frankfurt gegen die Schweiz sogar noch besser sein soll.
Dafür aber muss das nächste Ziel realisiert werden: Julian Nagelsmann will beim Heimturnier nach dem vorzeitigen Einzug in die K.o.-Phase Sieg Nummer drei und den Gruppensieg eintüten und das DFB-Team endgültig im Favoritenkreis etablieren.
«Zeichen setzen», nach innen und außen, das ist Nagelsmann Plan auch im dritten Spiel. Und ein Zeichen wird der 36-Jährige schon vor dem Anpfiff der Partie auf dem seifigen Rasen im Frankfurter Stadion setzen - mit der Aufstellung. Eine Änderung der gegen Schottland (5:1) und Ungarn (2:0) jeweils bestens funktionierenden und harmonierenden Startelf gibt es für den Bundestrainer nicht. Kein Stammspieler ist angeschlagen. Alle konnten trainieren. Und die Elf soll weiteres Selbstvertrauen und weitere Automatismen aufbauen. «Wir wollen jedes Spiel gewinnen», sagte Nagelsmann nach der Ungarn-Partie. Im Idealfall sind das sieben.
Startelf umbauen? «Die Jungs machen es super»
«Die Jungs machen es schon super», sagte der Stuttgarter Chris Führich zur ersten Elf. Die Reservisten und Joker wissen um ihre Rolle, wie der Offensivspieler und Turnierdebütant bestätigte: «Wir müssen auf unseren Moment warten.»
Deutschland gegen die Schweiz, das ist aber nicht nur ein Spiel um den Gruppensieg, sondern auch eine höchst interessante Kraftprobe der Mittelfeld-Strategen: Toni Kroos (34) kontra Granit Xhaka (31). Beide prägen und lenken das Spiel ihrer Mannschaft. Kein Mitspieler hatte in den ersten beiden Turnierspielen so oft den Ball wie sie. Kroos spielte 233 Pässe, 226 davon kamen an. Xhaka kommt auf 139 Pässe, 123 landeten beim Schweizer Adressaten.
Wenn sich die Wege von Xhaka und Andrich kreuzen
Schottlands Nationaltrainer Steve Clarke bezeichnete beide als «Schlüsselspieler». Nach der Auftaktniederlage gegen Deutschland haderte er: «Toni Kroos haben wir gar nicht in den Griff bekommen.» Beim überraschenden 1:1 gegen die Schweiz gelang es seinem Team bei Xhaka etwas besser.
Interessant wird auch sein, wie sich Xhaka und DFB-Abräumer Robert Andrich auf dem Platz begegnen. Bei Bayer Leverkusen wurden sie als Mittelfeld-Gespann deutscher Meister und DFB-Pokalsieger. Andrich freilich muss bei Zweikämpfen aufpassen, denn er ist einer von vier mit einer Gelben Karte vorbelasteten Akteuren im DFB-Kader. Eine Achtelfinal-Sperre droht. Neben Andrich gilt das für die Abwehr-Stammkräfte Antonio Rüdiger, Jonathan Tah und Maximlian Mittelstädt.
Kroos und seine finale Reiseroute
Kroos ist bislang sehr zufrieden damit, wie seine Abschiedstournee durch Deutschland angefangen hat. Nach der EM beendet der Real-Madrid-Star bekanntlich seine Karriere. «Das ist ein Start, wie wir ihn uns erhofft haben. So ging es lange nicht in ein Turnier, dass man nach zwei Spielen sechs Punkte hat», sagte Kroos. Er will mehr: «Wir sind happy damit, dass wir im Achtelfiinale sind. Dennoch wird es darum gehen, Gruppenerster zu werden.»
Frankfurt, Dortmund, Stuttgart, München, Berlin - das ist die Reiseroute, die sich Kroos für die noch fünf große Fußball-Abende in seiner Laufbahn wünscht. Er erwartet dabei weitere Widerstände, auch gegen die Schweiz. «Keiner geht davon aus, dass wir sieben Spiele locker runterspielen», sagte Kroos. Als Gruppenerster wäre der Zweite der Gruppe C der Gegner im Achtelfinale, also England (4 Punkte), Dänemark (2), Slowenien (2) oder Serbien (1).
«Wir wollen Erster werden. Wir haben uns in eine gute Ausgangslage gebracht», sagte Kapitän Ilkay Gündogan. Und Führich verkündete selbstbewusst: «Welcher Gegner am Ende kommt, ist dann auch egal.» Erst einmal aber freuen sich alle im deutschen Team auf einen weiteren Festabend mit den eigenen Fans. Die Stimmung beim Ungarn-Spiel in Stuttgart sei noch eine Steigerung zum Eröffnungsspiel in München gewesen, bemerkte Torwart Manuel Neuer. «Und wir erwarten uns da einiges in Frankfurt», sagte der 38-Jährige.