Ann-Katrin Berger weiß, wie schnell alles gehen kann im Land der vielen guten Torhüterinnen. Erst vor ein paar Monaten profitierte sie von einer unerwarteten Rochade im deutschen Tor. Ex-Coach Horst Hrubesch beförderte sie, die damalige Außenseiterin, kurz vor den Sommerspielen zur Nummer eins. Aus Frankreich kehrte die 34-Jährige dann mit Bronze zurück, vor allem aber als Olympia-Heldin. Fußballerin des Jahres 2024 wurde sie auch noch. Und nun? Muss Berger wieder hart um ihren Stammplatz kämpfen.
«Für die Torhüterinnen ist der Platz offen», sagte Bundestrainer Christian Wück vor dem Nations-League-Heimspiel am Dienstag (18.15 Uhr/ZDF) gegen Österreich in Nürnberg. Er wolle sich erst im April festlegen, wer als Nummer eins zur EM vom 2. bis 27. Juli in die Schweiz fahren soll. Auch die zweite und dritte Torhüterin will er dann bestimmen.
Berger plagt grippaler Infekt
Bergers Pech: Ein grippaler Infekt plagt sie aktuell, weshalb sie weder am Sonntag noch am Montag mit dem Team trainierte konnte. Ob sie gegen Österreich überhaupt dabei sein kann - fraglich. In seiner fränkischen Heimat setzt Wück aber ohnehin auf Stina Johannes (25) von Eintracht Frankfurt.
Eine Konkurrentin Bergers war bis zum Wochenende auch Sophia Winkler von der SGS Essen. Allerdings zog sich die 21 Jahre alte künftige Frankfurterin im DFB-Training eine schwere Verletzung im linken Knie zu und musste vorzeitig aus Franken abreisen. In Essen folgen nun weitere Untersuchungen. «Die endgültigen Diagnosen stehen noch aus», teilte Wück mit.
Vier Torhüterinnen kämpfen um drei Plätze
Grundsätzlich gebe es «eine Situation, die wir neu bewerten müssen mit der Verletzung von Sophia», sagte der Coach. Stand jetzt falle die Wahl für das Top-Trio laut Wück aber zwischen Winkler, Berger, Johannes und Rafaela Borggräfe (24) vom SC Freiburg, der aktuellen U23-Torhüterin.
Die Münchnerin Ena Mahmutovic, für das Österreich-Spiel für Winkler nachnominiert, spielt demnach keine Rolle. Die 21 Jahre alte Mahmutovic sei gegen die Alpenrepublik nur eingeladen worden, weil Borggräfe nach einer bei der U23 erlittenen Kopfverletzung nicht zur Verfügung stand, erklärte Wück.
Berger gibt sich selbstkritisch
«Er hat wahrscheinlich einen guten Grund dafür, sich noch nicht festzulegen. Das Einzige, was ich machen kann, ist das zu spielen, was ich kann», sagte Berger nach dem 2:2 zum Nations-League-Auftakt in den Niederlanden am Freitag dem «Kicker» zur Konkurrenzsituation. «Wenn es ihm gefallen hat, ist das gut, ansonsten muss ich halt noch mal eine Schippe drauflegen.»
Weitgehend glanzlos verlief Bergers Abend in Breda, auszeichnen konnte sie sich kaum. Ein gravierender Fehlpass blieb folgenlos. «Ich war nicht ganz zufrieden mit meiner Performance. Ein Torwart kann nie zufrieden sein, wenn er zwei Tore bekommt. Ich weiß, dass ich es besser kann», resümierte die Torhüterin des US-Clubs NJ/NY Gotham FC.
«Wir wollen klare Verhältnisse schaffen»
Wück war da schon eher zufrieden: «Sie hat ihre Aufgabe gut erledigt. Wenn hohe Bälle reinkamen, hat sie alles abgefangen. Sie hatte keine Wackler und hat mit diesem Spiel das erfüllt, was wir von ihr erwarten», meinte der Coach, der Bergers Erfahrung durchaus schätzt. Sein Credo mit Blick auf die EM: «Wir wollen klare Verhältnisse schaffen, vor allen Dingen den Torhüterinnen Sicherheit geben.»