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Heimspiele auswärts: Israels Fußball in Kriegszeiten

Wegen des Gaza-Kriegs trägt Israels Fußball-Nationalteam seine Heimspiele in Ungarn aus. Der Trainer bedauert das, aber nicht nur die Spieler fühlen sich dort sicher.
Israel - Italien
Belgien - Israel

Israels großer Fußballabend findet vor ganz kleiner Kulisse statt. Gerade mal 8.200 Zuschauer passen in die Budapester Bozsik Aréna, wo Israel in der Nations League am Donnerstag (20.45 Uhr/DAZN) auf Vize-Weltmeister Frankreich trifft. Also nicht vor rund 30.000 begeisterten Fans in Tel Aviv oder Haifa, sondern in einem vielleicht nicht mal ausverkauften Stadion im Osten Europas. Eine gewissermaßen traurige Atmosphäre in diesen traurigen Zeiten, oder wie Israels Trainer Ran Ben Schimon sagte: «Israel verliert drei Fußball-Feste.»

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas und anderer Gruppen etwa 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seitdem sowie dem daraus resultierenden Gaza-Krieg trägt Israels Nationalteam seine Spiele nicht mehr im eigenen Land aus. Da neben Frankreich zudem Italien und Belgien Gegner in der Gruppe A2 der Nations League sind, gehen der Mannschaft damit tatsächlich drei hochattraktive Heimspiele gegen starke Gegner verloren.

Auch Auswärtsspiel gegen Belgien verlegt

Stattdessen spielt Israel in Ungarn, einem Staat, der gute Beziehungen zu Israel pflegt. Und wo Spieler, Trainer und Stab sich vor allem sicher fühlen. Wie heikel dagegen die Lage in anderen Ländern ist, zeigte sich erst vor rund einem Monat.

Damals waren die Israelis zum Nations-League-Auftakt gegen Belgien angetreten - aber nicht wie geplant auswärts in Belgien. Weil die Belgier in ihrem Land keinen Spielort gefunden hatten, der sich den möglichen Risiken eines Israel-Gastspiels aussetzen wollte, war die Partie stattdessen ebenfalls in Ungarn ausgetragen worden. Dieses bittere Kapitel ist nur ein Beispiel für die Auswirkungen des Konflikts auf den Fußball. Es hatte schon damit angefangen, dass viele bei dem Terroranschlag vor einem Jahr ermordete oder in den Gazastreifen verschleppte Israelis selbst große Fußballfans waren. Gleiches gilt für Soldaten, die bei Kämpfen fielen.

Zahlreiche Fans aus Israel in Ungarn erwartet

«Das Ausmaß des Grauens hat auch die Fußballwelt nicht verschont», teilte der israelische Club Maccabi Haifa wenige Tage nach dem Massaker mit und veröffentlichte Fotos getöteter Fußballfans aller israelischen Clubs. «Hunderte Fußballfans aller Mannschaften wurden ermordet.» Trotzdem schafft es die Sportart offenbar auch in diesen schwierigen Zeiten, zumindest einigen Israelis etwas Ablenkung zu geben. Zum Spiel am Donnerstag werden israelischen Medien zufolge rund 2.000 Fans aus Israel in Ungarn erwartet.

Trotzdem werde ihm die Verbindung zum Publikum fehlen, sagte Trainer Schimon laut der Nachrichtenseite «ynet» über die weiteren Spiele in Ungarn. Er hätte es demnach gerne gehabt, wenn die Spiele in Israel ausgetragen würden. Die Scharen an Fans mit den blau-weißen Nationalflaggen werde er vermissen, zitierte der Bericht den Trainer weiter. Dennoch: Sicherer für alle Beteiligten erscheint die Austragung der Spiele in Ungarn in jedem Fall.

Sorgen vor Spiel in Italien?

Am 9. September beim Spiel gegen Italien (1:2) hatte es in Budapest keine ernsthaften Zwischenfälle gegeben. Lediglich eine Gruppe italienischer Fans reagierte auf das Abspielen der israelischen Hymne mit einem Pfeifkonzert. Nervöser als die Ungarn selbst scheinen vielmehr die Gegner Israels mit Blick auf ihre Heimspiele zu sein, wie nicht nur das belgische Beispiel zeigt. Vor dem Rückspiel im italienischen Udine am kommenden Montag hatte es Forderungen gegeben, aus Sorge vor Ausschreitungen oder Zwischenfällen keine Zuschauer zuzulassen. Dies wurde von der zuständigen Präfektur aber abgelehnt. 

Wenige Stunden vor dem Spiel ist eine propalästinensische Demonstration in Udine geplant. Die Sicherheitsbehörden gehen jedoch davon aus, dass diese vergleichsweise klein ausfallen wird und es entsprechend keine Bedenken wegen der Sicherheit gibt.

© dpa ⁄ Nils Bastek, Cindy Riechau, Robert Messer und Gregor Mayer, dpa
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