Tim Kleindienst schüttelte den Kopf und war restlos bedient. Trotz seines dritten Saisontores hat der Mittelstürmer vor seiner Nationalelf-Premiere mit Borussia Mönchengladbach in der Fußball-Bundesliga einen ärgerlichen Abend in Augsburg erlebt. Der erstmals von Bundestrainer Julian Nagelsmann nominierte Mittelstürmer verlor zum Auftakt des 6. Spieltags mit der Borussia beim FCA mit 1:2 (0:1). Das Anschlusstor des 29-Jährigen in der 72. Minute führte nicht mehr zur Wende.
«Unser Spiel war nicht gut, nicht zwingend genug. Wir hatten in der ersten Halbzeit viel Ballbesitz, aber Ballbesitz, der nichts bringt. Das bricht uns ein bisschen das Genick. Wir bekommen zu leicht die Gegentore. Das sind Situationen, die wir verhindern sollten. Es ist noch viel zu tun. Man kommt noch zu selten in diese Abschlusssituationen. Das muss nicht immer ich sein. Wir laufen seit Wochen einem Rückstand hinterher», haderte Kleindienst bei DAZN.
Die Augsburger jubelten vor 30.660 Zuschauern in der ausverkauften WWK Arena dagegen zweimal. Nach dem Volley-Tor von Abwehrspieler Keven Schlotterbeck (38. Minute) und dem 2:0 des eingewechselten Neuzugangs Alexis Claude-Maurice (65.) beim Bundesliga-Debüt zog das Team von Trainer Jess Thorup mit sieben Punkten an den Gladbachern (6) vorbei. «Das Wichtigste war, dass wir drei Punkte geholt haben - mit dieser Mentalität, Leidenschaft, dem Feuer in den Augen. Well done», sagte Torschütze Schlotterbeck.
Kleindienst mit Tor-Empfehlung an Nagelsmann
Ein Traum sei in Erfüllung gegangen, sagte Kleindienst zu seiner ersten Nationalelf-Berufung: «Es war eines der schönsten Telefonate, das ich jemals hatte. Jetzt will man es erstmal genießen und integriert werden. Für mich ist es etwas Spezielles, etwas unfassbar Schönes. Jetzt musst du weiter Leistung bringen.» Traumhaft verlief der Abend vor seinem möglichen ersten Länderspieleinsatz für Deutschland in der kommenden Woche in der Nations League im Vereinstrikot nicht.
Der für den noch verletzten Torjäger Niclas Füllkrug von Nagelsmann nominierte Kleindienst konnte aber mit seinem Kopfballtor nach einer Ecke und zwei weiteren guten Abschlüssen für sich und einen Einsatz gegen Bosnien-Herzegowina oder die Niederlande werben. Der wuchtige Mittelstürmer rackerte wie gewohnt vorne. In der 31. Minute schloss er erstmals freigespielt von Alassane Plea aus spitzem Winkel wuchtig ab. Vor seinem dritten Saisontor konnte Augsburgs guter Schlussmann Nediljko Labrovic zudem einen Kopfball halten (62.).
Die größte Chance zum 1:1 hatte zuvor nicht Kleindienst gehabt, sondern Tomas Cvancara. Der Tscheche, zweifacher Torschütze beim wilden 4:4 in Augsburg in der Vorsaison, scheiterte aber in der 47. Minute mit seinem Schuss an Labrovic. Nach 14 Gegentoren in den ersten fünf Saisonspielen standen die Augsburger defensiv zumindest etwas stabiler.
Das spielerische Niveau der Partie war in der ersten Hälfte noch arg überschaubar. Künstlerisch wertvoll aber war Augsburgs Führungstor. Im Anschluss an eine Ecke flankte Elvis Rexhbecaj in den Strafraum. Gladbachs Ko Itakura klärte mit dem Kopf, aber genau auf Schlotterbeck. Der Innenverteidiger nahm den Ball mit der Brust an und traf mit einem wuchtigen Volleyschuss. Auch vor dem zweiten Augsburger Tor klärte Itakura nicht gut.
Gladbachs Torwart Moritz Nicolas verhinderte kurz vor der Pause noch das Augsburger 2:0, als er einen tückischen Distanzschuss von Kristijan Jakic parieren konnte. FCA-Coach Jess Thorup hatte nach dem Ausfall des am Sprunggelenk verletzten Ruben Vargas das System verändert. Er stellte um auf zwei Stürmer, um mehr Wucht nach Flanken im Strafraum zu entfachen. Das Toreschießen übernahmen Philipp Tietz und Steve Mounié aber nicht.