Spanien gegen Frankreich, das ist auch das Duell zweier Nachbarländer. Über 600 Kilometer lang ist die Grenze zwischen den beiden Nationen, die sich heute (21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) im Halbfinale der Fußball-EM in München gegenüberstehen.
Im Kader der Spanier stehen zwei Spieler, die in Frankreich geboren wurden, aber keine Chance in der Équipe Tricolore sahen. Bei den Franzosen ist ein Duo dabei, dass entweder nur oder viele Jahre in Spanien spielte - aber nie für eine französische Profi-Mannschaft.
Frankreichs Antoine Griezmann
Er sagt über sich selbst: «Ich denke auf Französisch, werde aber auf Spanisch wütend.» Der 134-malige Nationalspieler der Grande Nation wurde in Mâcon geboren, nicht weit von Lyon. Aber schon mit 14 wechselte Griezmann nach Spanien in die Jugend von Real Sociedad in San Sebastián. Zunächst wohnte er bei dem Scout, der ihn auch vermittelt hatte. Im Sommer 2014 zog es Griezmann zu Atlético Madrid, wo er - unterbrochen von einem Intermezzo bei FC Barcelona - bis heute spielt.
Gegen seine Wahlheimat droht dem mittlerweile 33 Jahre alten Weltmeister von 2018 nach den bisher enttäuschenden Leistungen aber ein Platz auf der Reservebank. «Der Trainer musste Entscheidungen treffen, und bis jetzt ist alles gut gegangen. Hoffen wir, dass es so weitergeht», sagte Auswahl-Mitspieler Adrien Rabiot. «Wir wissen genau, wozu Antoine fähig ist. Wir haben Erwartungen, wenn es um Antoine geht.»
Frankreichs Théo Hernandez
Er und sein Bruder Lucas, einst auch mal beim FC Bayern, wollten auch mal für Spanien spielen. «Spanien hat mir alles gegeben», sagte Lucas einmal: «Ich spreche besser spanisch als französisch.» Nach zehn Jahren dort war eine spanische Staatsbürgerschaft kein Problem.
Bei der EM ist Lucas nicht im Kader der Franzosen, weil er sich im Mai mit Paris Saint-Germain gegen Borussia Dortmund einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Théo ist dabei. Jeden Tag sprechen sie miteinander. Die Partie gegen Spanien ist auch für sie besonders, Lucas will nach Angaben von Trainer Didier Deschamps nach München kommen.
Théo Hernandez, geboren in Marseille, spielte ab dem neunten Lebensjahr für die Jugend von Atlético Madrid. Weitere Stationen: Alaves, Real Sociedad und Real Madrid. Seit dem Sommer 2019 spielt Théo Hernandez für AC Mailand. In der französischen Ligue 1 spielte er nie.
Spaniens Robin Le Normand
Er gibt den Ton vor - zumindest am Klavier. Gegen Frankreich, das Land, in dem Robin Aime Robert Le Normand wie er auf der Homepage der Spanier aufgeführt wird, fehlt er gelbgesperrt. Der mittlerweile 27 Jahre alte Abwehrspieler, geboren in Pabu, einem Dorf in der Bretagne, absolvierte einen Profi-Einsatz für Stade Brest, ehe er im Sommer 2016 nach Spanien zu Real Sociedad wechselte.
16 Mal spielte der Hobby-Pianist bisher für Spanien, sein Debüt in La Roja feierte er erst vor gut einem Jahre im Juni 2023. Zuvor hatte er erfolgreich die spanische Staatsbürgerschaft angenommen, nachdem er vergeblich auf eine Berufung in die Équipe Tricolore gewartet hatte.
Spaniens Aymeric Laporte
Auch er wechselte früh von Frankreich nach Spanien. 2010 war es, als der mittlerweile 30 Jahre alte Verteidiger von Aviron Bayonnais zur U19 von Athletic Bilbao ging. Mit einer einjährigen Unterbrechung spielte er bis 2018 für Bilbao. Von dort wechselte Laporte zu Manchester City. Seit dem Sommer vergangenen Jahres spielt er in Saudi-Arabien für Al-Nassr und damit den Club von Portugals Superstar Cristiano Ronaldo.
Verteidiger Laporte, geboren im südfranzösischen Agen, durchlief allerdings die französischen Junioren-Teams, er spielte für die U17, U18, U19 und die U21. Vor der vergangenen EM wurde bei Laporte aber die spanische Staatsbürgerschaft anerkannt. Nach seinem Debüt im Juni 2021 in einem der EM-Vorbereitungsspiele war er beim Endrundenturnier gesetzt. Laporte absolvierte bis zum Duell mit seinem Geburtsland 33 Einsätze für Spanien.